Viele Menschen wissen gar nicht, dass Elvis Presley nicht nur als legendärer Musiker und Schauspieler Berühmtheit erlangte, sondern auch ein begeisterter Kampfsportler war. Besonders dem Karate widmete er sich mit großer Leidenschaft. Im Laufe seiner Trainingsjahre erreichte er sogar den 8. Dan, also den achten Schwarzgurtgrad, im Kenpo-Karate. Diese Begeisterung für die fernöstliche Kampfkunst blieb bis zu seinem Tod am 16. August 1977 ein fester Bestandteil seines Lebens. Erst mit seinem Ableben endete dieses wichtige Kapitel seiner persönlichen Entwicklung.

Erster Kontakt zu Karate
Elvis Interesse an dieser Kampfsportart wurde erstmals geweckt, als er 1958, während seines Wehrdienstes, in Fort Hood, Texas eine Demonstration von Judo und Jiu-Jitsu beobachtete. Während seiner Stationierung in Deutschland, begann der Rockstar mit dem Lesen verschiedener Kampfsportlektüren.
Presley fragte seinen Freund Lamar Fike, ob er einen Kampfsportlehrer kennen würde. Dieser verwies ihn an den Begründer des Karate in Deutschland, Jürgen Seydel. Mit Shotokan Seydel begann Elvis Presley 1958 sein Training im hessischen Bad Nauheim.


Ein kurzer Aufenthalt in Paris ermöglicht Elvis das Training mit Tetsugi Murakami, einem der ersten Karatelehrer im Nachkriegseuropa. 1960 verbrachte Elvis erneut einige Tage in Paris und trainiert wie besessen mehrere Stunden mit Murakami. Es folgen weitere zahllose Trainingseinheiten mit Rex Mansfield, einem anderen US-Soldaten, der mit ihm in Deutschland stationiert war.
Am 21. Juli 1960 erhält Elvis seinen ersten Dan in Memphis, Tennessee. Im Shito Ryu nimmt Hank Slemansky die Schwarzgurtprüfung ab. Slemansky unterrichtete auch Dan Inosanto, der später zu einem der Lieblingsschüler von Bruce Lee avanciert. Presley wurde in dieser Zeit oft dabei beobachtet, wie er seine Hände und Gelenk abhärtete und gegen jeden harten Gegenstand schlug, den er finden konnte.
Begegnung mit Ed Parker
Eine Schlüsselfigur in Elvis’ Karate-Laufbahn war Ed Parker, ein anerkannter amerikanischer Kampfsportler und Begründer des American Kenpo Karate. Die Wege von Presley und Parker kreuzten sich erstmals 1960 im renommierten Beverly Wilshire Hotel in Beverly Hills. Während seines Aufenthalts wurde Elvis Zeuge einer beeindruckenden Karate-Demonstration von Ed Parker in der Hotellobby. Fasziniert von dem, was er sah, suchte Elvis direkt das Gespräch mit Parker und bat ihn, sein Lehrer zu werden.
Nach eigenen Aussagen von Ed Parker war Elvis zu Beginn noch recht unbeweglich und zeigte einen eher starren Kampfstil – eine Eigenart, die viele Anfänger kennzeichnet. Doch mit großem Ehrgeiz und Disziplin widmete sich der King of Rock ’n’ Roll dem Training. Besonders die Vielseitigkeit und fließenden Bewegungsabläufe des Kenpo-Karate begeisterten ihn und trugen dazu bei, seinen Kampfstil zu verbessern. Über die Jahre entstand zwischen dem Star und seinem Trainer eine enge Freundschaft. Parker begleitete Elvis auf zahlreichen Konzertreisen und war bis zu dessen Tod 1977 nicht nur sein Lehrer, sondern auch ein wichtiger Vertrauter.

Master Kang Rhee
Da Ed Parker in Kalifornien lebte suchte man einen Lehrer in Elvis Heimatstadt Memphis, Tennessee. Parker empfahl Karate-Meister Kang Rhee, der über einen sehr guten Ruf verfügte. Elvis trainierte von 1970 bis 1974 intensiv unter seinem neuen Kampfsportlehrer.
Während seiner vierjährigen Ausbildung wählte Elvis, wie alle anderen Schüler Rhees auch, einen Tiernamen, mit dem er im Trainingsbereich angesprochen werden sollte. Der Rockstar entschied sich für den Namen „Mr. Tiger“.
Elvis trainierte mit den anderen Schülern im Rahmen normaler Übungsstunden ohne Pressebeteiligung oder der üblichen Fan-Scharen, die dem Rockstar folgten. 1973 wurde Presley der 7 Dan verliehen. Kang Rhee erlaubte Elvis fortan selbst Karate-Unterricht zu erteilen und ernannte ihn zum offiziellen Trainer in seiner eigenen Pasaryu Karate Association.

Elvis galt als harter und unerbittlicher Trainer und viele Schüler hatte Angst, wenn er anwesend war. Eine Schülerin fiel, während einer Trainingseinheit, so hart gegen Elvis Schienbeine, dass sie unter enormen Schmerzen zusammenbrach. Als ihm ein 9-jähriger Junge über die Angst der Schüler berichtete nahm Elvis den Jungen beiseite, beruhigte ihn und schenkte ihm seine Armbanduhr.
1975 erhielt Presley den 8. Dan. Viele Kritiker meinten, er habe diesen Grad nur wegen seiner Popularität erhalten. Master Rhee entgegnete jedoch, Elvis habe sich um den Karate-Sport verdient gemacht und diesen Schwarzgurt verdient.
Bill „Superfoot“ Wallace
Elvis lernte den Mittelgewichtsweltmeister Bill Wallace über seinen Freund und Leibwächter Red West kennen. Beide Männer verband eine langjährige Freundschaft. So war es Presley 1974 möglich, mit Wallace im Studio von Kang Rhee für 3 Wochen zu trainieren. Bill galt als schnellster Fußtechniker der Welt.

Rettung von Wallace
Als Bill Wallace 1973, bei den Weltmeisterschaften im Vollkontakt, einen Tritt gegen das Knie bekommt, steht seine Karriere vor dem Aus. Die Verletzung war so schwer, dass weitere Wettkämpfe unmöglich waren, da Wallace nur mit dem verletzten linken Bein kicken konnte. Alle ärztlichen Behandlungen schlugen fehl.
Als Elvis Presley von diesem Schicksal erfuhr, lud er Wallace nach Graceland ein und lies einen Akkupunktur-Spezialisten aus Los Angeles einfliegen. Bill erinnerte sich später: „Er steckte 18 Nadeln in mein linkes Bein. Die Nadeln steckten vom Knöchel bis zur Hüfte drin. Ich schwöre auf einem Stapel von Bibeln, man hätte mir 15 Minuten später gegen das Bein treten können, und es hätte kein bisschen weh getan.“ Die Heilung hielt bis zum Karriereende 1980 an.
Karate in Filmen und Konzerten
Elvis Presley Leidenschaft zu Karate wurde auch in seinen Filmen und während seiner Konzerte deutlich. Kaum ein Film des Sängers kam ohne Kampfszenen aus in denen Elvis sein Talent unter Beweis stellen konnte. Selbst während Drehpausen wurde fleißig an den Techniken gefeilt und hart trainiert.
Auf der Bühne verwendete Elvis seine Karatetechniken erstmals beim NBC TV-Special 1968. Im „Big Boss Man“ Segment wichen die Tänzer den martialischen Karatekicks Presleys mit weichen und rhythmischen Tanzbewegungen aus. Noch heute verbinden viele Karatesportler diese Kombination aus Kampf und Tanz für Live- und Fernsehshows.
Als Elvis Presley ab 1969 wieder regelmäßig vor Live-Publikum stand, wurde auch hier die Liebe zu Karate deutlich. Er begann, Techniken aus dieser Kampfsportart, in seine Bewegungen einfließen zu lassen und die Zuschauer so zu begeistern.
Fazit
Elvis Presleys Passion für Karate war keineswegs eine bloße Laune, sondern ein bedeutsamer Bestandteil seines Lebens. Bis zu seinem Tod widmete er sich mit beeindruckender Ausdauer dem Training – eine Facette, die dem weltberühmten Entertainer Tiefe und Vielschichtigkeit verleiht. Sein Verhältnis zu Ed Parker zeigt darüber hinaus, wie sehr ihn der enge Kontakt zu außergewöhnlichen Persönlichkeiten geprägt hat. Die Leidenschaft für Karate bleibt so ein eher unbekanntes, aber umso faszinierenderes Kapitel im Leben des King of Rock ’n’ Roll.
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