Elvis Presley und seine Leidenschaft für Karate

Elvis Presley war leidenschaftlicher Karateka und trug den 8. Schwarzgurt. Seine Begeisterung begann 1958 beim Militärdienst in Texas.

Stephan
Autor und Betreiber von Elvis-Presley.net. Elvis-Fan seit über 35 Jahren.
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Elvis Presley Karate

Viele wissen nicht, dass Elvis Presley neben seiner weltweiten Bekanntheit als Musiker und Schauspieler auch eine tief verwurzelte Leidenschaft für Kampfsport hegte. Besonders dem Karate wandte er sich mit großem Engagement zu und betrieb es über viele Jahre hinweg intensiv. Im Kenpo-Karate erreichte er dabei den bemerkenswerten Rang des 8. Dan – ein Beleg für seine Ausdauer und Disziplin. Diese Verbundenheit mit der fernöstlichen Kampfkunst prägte ihn bis zu seinem Tod am 16. August 1977 und blieb ein zentraler Bestandteil seines Lebenswegs. Mit seinem Tod endete zugleich ein bedeutendes Kapitel seiner persönlichen Entwicklung.

Elvis Kenpo TCB Karate

Elvis Presley und die Anfänge seiner Karateleidenschaft

Der erste Kontakt von Elvis Presley mit asiatischen Kampfkünsten lässt sich auf das Jahr 1958 datieren. Während seiner Grundausbildung beim US-Militär in Fort Hood, Texas, wohnte der damals 23-jährige Sänger einer Vorführung von Judo- und Jiu-Jitsu-Techniken bei – ein Erlebnis, das sein Interesse für die fernöstlichen Disziplinen nachhaltig entfachte.

In der darauffolgenden Stationierungszeit in Deutschland, vertiefte sich dieses Interesse. Presley begann, sich intensiv mit einschlägiger Literatur zu verschiedenen Kampfsportarten zu beschäftigen. Auf der Suche nach einem kompetenten Lehrer wandte er sich an seinen engen Freund und Begleiter Lamar Fike, selbst ein begeisterter Kampfsportler. Fike stellte ihm daraufhin den renommierten Karate-Pionier Jürgen Seydel vor – den Mann, der als Wegbereiter des Karate in Deutschland galt.

Im Herbst 1958 nahm Elvis bei Seydel sein erstes systematisches Karatetraining auf, basierend auf der Stilrichtung Shotokan. Die Einheiten fanden in Bad Nauheim statt und markierten den Beginn einer intensiven Auseinandersetzung mit der Kampfkunst, die Presley fortan nicht mehr loslassen sollte.

Einen weiteren entscheidenden Impuls erhielt Elvis bei einem Aufenthalt in Paris. Dort trainierte er kurzzeitig mit dem japanischen Karatemeister Tetsuji Murakami, der zu den ersten Instruktoren zählte, die nach dem Zweiten Weltkrieg Karate in Europa unterrichteten. Vor allem während eines mehrtägigen Paris-Besuchs im Jahr 1960 widmete sich Elvis mit geradezu manischer Hingabe dem Training unter Murakamis Leitung – oft mehrere Stunden täglich.

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Auch innerhalb des Militärs fand Elvis Mitstreiter: Zu ihnen zählte unter anderem Rex Mansfield, ein Kamerad aus seiner Einheit, mit dem er regelmäßig trainierte und sich gegenseitig im technischen Fortschritt unterstützte.

Ein bedeutender Meilenstein in Presleys Kampfsportlaufbahn folgte am 21. Juli 1960 in Memphis, Tennessee: Dort absolvierte er erfolgreich die Prüfung zum ersten Dan (Schwarzgurt) in der Stilrichtung Shitō-Ryū. Die Abnahme erfolgte durch Hank Slemansky, einen angesehenen Karatelehrer, der später auch Dan Inosanto unterrichtete – jenen Schüler, der weltweit als engster Vertrauter und Erbe von Bruce Lees Lehrtradition gilt.

Was ist ein Dan?

Ein „Dan“ im Karate bezeichnet einen Meistergrad, der das Können und die Erfahrung eines fortgeschrittenen Karateka (über dem Schwarzgurt) ausweist.

Elvis nahm das Training äußerst ernst. Zeitzeugen berichten, dass er häufig dabei beobachtet wurde, wie er seine Hände und Gelenke abhärtete, indem er sie gegen harte Flächen schlug – eine gängige Praxis in traditionellen Karateschulen, um die Belastbarkeit zu steigern. Für den Weltstar war Karate nicht bloß eine physische Disziplin, sondern Ausdruck von Selbstkontrolle, Disziplin und spiritueller Entwicklung – Eigenschaften, die er zunehmend in sein Leben und auch in seine Bühnenpräsenz integrierte.

Begegnung mit Ed Parker

Ein entscheidender Wendepunkt in Elvis Presleys langjährigem Interesse am Karate war die Begegnung mit Ed Parker – einem der führenden amerikanischen Kampfkünstler seiner Zeit und Begründer des American Kenpo Karate. Der erste Kontakt zwischen den beiden erfolgte 1960 im luxuriösen Beverly Wilshire Hotel in Beverly Hills. Während eines Aufenthalts wurde Elvis Zeuge einer eindrucksvollen Karate-Vorführung in der Hotellobby – demonstriert von niemand Geringerem als Parker selbst. Die Eleganz und Kraft der gezeigten Techniken beeindruckten Elvis tief und veranlassten ihn dazu, noch am selben Tag das Gespräch mit Parker zu suchen. Er bat ihn kurzerhand, sein persönlicher Lehrer zu werden.

Was ist Kenpo Karate?

Kenpo Karate ist ein modernes Selbstverteidigungssystem, das schnelle, fließende Bewegungen mit Schlägen, Tritten und Hebeltechniken kombiniert. Es wurde in den USA entwickelt und vereint traditionelle asiatische Kampfkunst mit westlicher Effizienz.

Wie Ed Parker später berichtete, zeigte sich der Musiker zu Beginn seines Trainings zwar körperlich etwas steif und in seinen Bewegungen ungeübt – Eigenschaften, die vielen Einsteigern gemein sind. Doch Elvis war fest entschlossen, sein Können zu verbessern. Mit bemerkenswerter Disziplin und Begeisterung widmete er sich fortan den Prinzipien des Kenpo-Karate. Besonders fasziniert war er von der Dynamik und Vielseitigkeit dieses Kampfstils, der auf fließenden Bewegungsfolgen und strategischem Denken basiert. Parker verstand es, Elvis’ Potenzial zu erkennen und gezielt zu fördern.

Elvis trainiert mit Ed Parker Kenpo Karate
Elvis trainiert mit Ed Parker Kenpo Karate

Im Lauf der Jahre entwickelte sich zwischen dem Sänger und seinem Lehrer eine tiefe Freundschaft. Ed Parker wurde zu einem festen Bestandteil im Leben des Superstars, begleitete ihn auf Tourneen und stand ihm auch abseits des Dojos als enger Vertrauter zur Seite. Bis zu Elvis Presleys Tod im Jahr 1977 blieb Parker nicht nur sportlicher Mentor, sondern auch ein loyaler Freund, dessen Einfluss weit über das Training hinaus reichte – ein stiller, aber prägender Teil von Elvis’ persönlicher Entwicklung und seiner spirituellen Suche.

Elvis Presley und Master Kang Rhee:

Nachdem Elvis Presley in den 1960er-Jahren erste Erfahrungen im Kenpo-Karate unter der Anleitung von Ed Parker gesammelt hatte, suchte er Anfang der 1970er-Jahre nach einem Lehrer in seiner Heimatstadt Memphis, um seine Leidenschaft für den Kampfsport weiter zu vertiefen. Parker selbst empfahl ihm den in Fachkreisen hoch angesehenen Meister Kang Rhee, einen erfahrenen Karateka mit hervorragendem Ruf und tiefem Wissen in verschiedenen Stilrichtungen. Zwischen 1970 und 1974 trainierte Elvis intensiv unter seiner Anleitung.

In Rhees Pasaryu-System, einer von ihm selbst entwickelten Synthese aus koreanischem Taekwondo, chinesischem Kung-Fu und japanischem Karate, war es üblich, dass Schüler symbolische Tiernamen annahmen, unter denen sie im Dojo angesprochen wurden. Elvis Presley entschied sich für den Namen „Mr. Tiger“ – eine Wahl, die nicht nur seine Durchsetzungskraft, sondern auch seine respektvolle Haltung gegenüber der fernöstlichen Philosophie des Kampfsports widerspiegelte.

Obwohl er zu dieser Zeit einer der bekanntesten Musiker der Welt war, nahm Elvis regelmäßig an den gewöhnlichen Trainingsstunden teil – ohne mediales Aufsehen und abgeschirmt von Fans oder Presse. In der konzentrierten Atmosphäre des Dojos war er nicht der Superstar, sondern ein Schüler unter vielen. 1973 wurde ihm der 7. Dan verliehen – ein Beleg für seine Ausdauer und sein ernsthaftes Engagement. Gleichzeitig erhielt er von Kang Rhee die Erlaubnis, selbst Unterricht zu erteilen. In Anerkennung seiner Fortschritte und seiner Bemühungen wurde er offiziell als Trainer innerhalb der Pasaryu Karate Association eingesetzt.

Elvis Presley Karate - 7th Black Belt
Elvis erhält am 14. August 1974 den 7. Dan in Kenpo Karate

Elvis galt als harter und unerbittlicher Trainer und viele Schüler hatte Angst, wenn er anwesend war. Eine Schülerin fiel, während einer Trainingseinheit, so hart gegen Elvis Schienbeine, dass sie unter enormen Schmerzen zusammenbrach. Als ihm ein 9-jähriger Junge über die Angst der Schüler berichtete nahm Elvis den Jungen beiseite, beruhigte ihn und schenkte ihm seine Armbanduhr.

1975 erhielt Presley den 8. Dan. Viele Kritiker meinten, er habe diesen Grad nur wegen seiner Popularität erhalten. Master Rhee entgegnete jedoch, Elvis habe sich um den Karate-Sport verdient gemacht und diesen Schwarzgurt verdient.

Bill „Superfoot“ Wallace und die Begegnung mit Elvis

Der US-amerikanische Kampfsportler Bill „Superfoot“ Wallace galt in den 1970er-Jahren als einer der herausragenden Akteure im Vollkontakt-Karate. Seine blitzschnellen Beintechniken machten ihn zur Legende in der Szene – und brachten ihn auch mit einer weiteren Ikone amerikanischer Popkultur zusammen: Elvis Presley. Die Verbindung zwischen dem mehrfachen Mittelgewichtsweltmeister und dem „King of Rock ’n’ Roll“ kam über Presleys engen Freund und Leibwächter Red West zustande, der selbst eine starke Bindung zur Martial-Arts-Welt pflegte.

Im Jahr 1974 trainierte Presley für drei Wochen gemeinsam mit Wallace im Dojo des renommierten Großmeisters Kang Rhee in Memphis. Für den sportbegeisterten Sänger, der sich zeitlebens für Karate begeisterte, war die Zusammenarbeit mit einem der besten Kämpfer seiner Zeit ein besonderes Erlebnis. Zwischen den beiden Männern entwickelte sich eine kameradschaftliche Beziehung, die später sogar lebensverändernde Folgen für Wallace haben sollte.

Bill „Superfoot“ Wallace und Elvis im September 1974
Bill „Superfoot“ Wallace und Elvis im September 1974

Dramatischer Wendepunkt: Wallace‘ Verletzung und Elvis’ Hilfe

Ein Jahr vor dem gemeinsamen Training ereignete sich ein Wendepunkt in Wallace’ Karriere: Bei den Weltmeisterschaften 1973 erlitt er eine schwere Verletzung am linken Knie infolge eines Trittgefechts. Die Schäden waren so gravierend, dass medizinische Spezialisten ihm keine Aussicht auf vollständige Heilung gaben – besonders kritisch, da Wallace aufgrund eines früheren Unfalls nahezu ausschließlich mit dem linken Bein kämpfen konnte. Die Ärzte diagnostizierten irreversible Schäden, sämtliche Therapieversuche blieben erfolglos. Das Karriereende schien unausweichlich.

Als Elvis Presley von dem gesundheitlichen Rückschlag seines Sportfreundes erfuhr, zögerte er nicht lange. In einer für ihn typischen Geste der Loyalität und Großzügigkeit lud er Wallace nach Graceland ein. Dort ließ er eigens einen renommierten Akupunkturspezialisten aus Los Angeles einfliegen – ein unkonventioneller Schritt, der jedoch tiefgreifende Folgen hatte.

Bill Wallace erinnerte sich später eindrucksvoll an den Moment: „Der Arzt steckte mir 18 Nadeln in mein Bein – von der Hüfte bis zum Knöchel. Ich schwöre auf einem Stapel Bibeln, 15 Minuten später hätte mir jemand mit voller Kraft dagegen treten können, und ich hätte nichts gespürt.“ Die Behandlung zeigte tatsächlich eine langfristige Wirkung: Wallace konnte seine aktive Karriere fortsetzen und blieb bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1980 schmerzfrei.

Karate in Elvis Presleys Filmen und Bühnenshows

Elvis Presleys Begeisterung für Karate war weit mehr als ein privates Hobby – sie prägte über Jahre hinweg auch sein künstlerisches Schaffen, sowohl im Film als auch auf der Bühne. Bereits in den 1960er-Jahren war die fernöstliche Kampfkunst ein fester Bestandteil seines Lebens.

In zahlreichen seiner Spielfilme – von „Blue Hawaii“ bis „Live a Little, Love a Little“ – integrierten die Produzenten gezielt Kampfszenen, in denen Presley seine Karatetechniken demonstrierte. Diese waren nicht bloß Showelemente, sondern Ausdruck echter körperlicher Disziplin: Selbst zwischen den Dreharbeiten trainierte Elvis regelmäßig, verfeinerte Techniken und arbeitete eng mit seinen Trainern zusammen. Besonders in den späten 1960er-Jahren wurde das Training intensiver – eine Zeit, in der er auch den schwarzen Gürtel erlangte und zunehmend philosophisches Interesse an der fernöstlichen Kampfkultur entwickelte.

Ein markanter Höhepunkt war das NBC-TV-Special 1968, in dem Elvis im Rahmen des „Big Boss Man“-Segments erstmals gezielt Karatetechniken in eine choreografierte Show einbaute. Die martialischen Bewegungen – präzise Kicks, energiegeladene Haltungen – wurden dabei von den Tänzern fließend aufgenommen und in rhythmische Tanzabläufe überführt. Es entstand ein visuelles Wechselspiel aus Aggression und Eleganz, das sowohl die Kampfkunst ehrt als auch dem Showcharakter Rechnung trägt.

Als Elvis Presley 1969 in Las Vegas im International Hotel seine Rückkehr zur Bühne feierte, ließ er diese Elemente auch live einfließen. Im Verlauf seiner Konzertjahre – insbesondere in den 1970ern – wurden Karatetechniken zu einem Markenzeichen seiner Auftritte. Ob schnelle Fauststöße, defensive Haltungen oder kontrollierte Tritte: Diese Bewegungen verschmolzen mit seiner musikalischen Darbietung und gaben seiner Bühnenpräsenz eine neue, körperlich-sinnliche Dimension.

Fazit

Elvis Presleys Begeisterung für Karate war weit mehr als eine exzentrische Marotte eines Weltstars – sie war Ausdruck einer tiefen persönlichen Überzeugung und ein fester Bestandteil seines Alltags. Bis zu seinem Lebensende trainierte er mit bemerkenswerter Disziplin und Hingabe, was ein oft übersehenes, aber bedeutungsvolles Kapitel in seinem Leben beleuchtet.

Die enge Verbindung zu Ed Parker, einem der einflussreichsten Kampfkunstlehrer der USA, unterstreicht zudem, welchen Stellenwert außergewöhnliche Mentoren in Presleys Entwicklung einnahmen. Damit offenbart sich eine bislang wenig beachtete Facette des King of Rock ’n’ Roll – eine, die seine Persönlichkeit um eine ernsthafte, spirituell geprägte Dimension erweitert.

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