Am 16. August 2017 jährte sich der Todestag von Elvis Presley zum 40. Mal – ein Datum, das Millionen Menschen weltweit erneut daran erinnerte, dass der „King of Rock’n’Roll“ nicht einfach nur ein Musiker war, sondern ein kulturelles Phänomen, das Generationen überdauerte. In Memphis, Tennessee, der Stadt, in der Elvis lebte und starb, verwandelte sich dieser Gedenktag in ein monumentales Ereignis. Eine ganze Woche lang wurde die Stadt zur Pilgerstätte für Fans aus aller Welt – ein Lourdes für alle, deren Herz im Rhythmus des Rock’n’Roll schlägt.
Ein Trauerzug für die Ewigkeit
Als Elvis Presley am 18. August 1977 zu Grabe getragen wurde, erlebte Memphis einen der bewegendsten Momente seiner Geschichte. 49 Limousinen fuhren durch die Straßen der Stadt – angeführt von einem silbernen Cadillac, flankiert von Polizeimotorrädern, einem weißen Leichenwagen und 17 weißen Cadillacs. Zigtausende säumten die Straßen, viele in Tränen aufgelöst, als Elvis seine letzte Reise zum Forest Hill Friedhof antrat. Doch es sollte nicht seine letzte Ruhestätte bleiben: Nach einem gescheiterten Versuch von Grabdieben, seinen Sarg zu stehlen, wurden Elvis und seine Mutter Gladys am 02. Oktober 1977 in den Meditationsgarten auf dem Gelände von Graceland überführt – dorthin, wo seither täglich Menschen innehalten, Blumen niederlegen, Lichter anzünden und dem Idol ihrer Jugend gedenken.

Graceland als heiliger Ort der Rock’n’Roll-Pilger
Anlässlich des 40. Todestages kamen so viele Elvis-Fans wie selten zuvor. Die Gräber von Elvis, seiner Mutter, Vater Vernon und Großmutter Minnie Mae wurden zum Zentrum eines Gedenkens, das weit über das bloße Erinnern hinausging. Es war ein tiefes, fast religiöses Bekenntnis zu einem Idol, das nie gealtert ist. Die Höhepunkte dieser besonderen Woche: Die nächtliche „Candlelight Vigil“ am 16. August, bei der Tausende mit Kerzen vor dem berühmten Musik-Gate von Graceland stehen und zum Grab von Elvis pilgern – in Stille, im Takt der Musik und mit Tränen in den Augen.
Zur Pilgerroute der Fans gehören aber nicht nur Graceland und der Meditationsgarten, sondern auch das legendäre „Sun Studio“, in dem ein junger Elvis Presley 1954 unter der Leitung von Sam Phillips mit „That’s All Right“ Musikgeschichte schrieb. Ebenso wird die frühere Wohnung der Presleys in den „Lauderdale Courts“ besucht – und natürlich das „Arcade Restaurant“, wo Elvis seine geliebten Erdnussbutter-Bananen-Sandwiches verschlang. Wer die volle Elvis-Erfahrung sucht, fährt zusätzlich nach Tupelo, Mississippi, wo der King am 08. Januar 1935 zur Welt kam.
Ein Mythos, der den Tod überdauert
Der 16. August 1977 ist das Datum, an dem Ginger Alden ihren Verlobten leblos auf dem Badezimmerboden von Graceland findet. Offizielle Todesursache: Herzversagen, hervorgerufen durch jahrelangen Medikamentenmissbrauch. Doch mit Elvis starb nicht einfach ein Musiker – es entstand ein Mythos, der seither ungebrochen weiterlebt. John Lennon sagte einst: „Vor Elvis war gar nichts.“ Für Millionen wurde er zur Inspiration, zum Inbegriff eines neuen Lebensgefühls – eine Mischung aus Rebellion, Romantik, Rhythmus und Ruhm.
Sein Einfluss reicht bis zu den größten Künstlern der Pop- und Rockgeschichte. Bob Dylan, Mick Jagger, Bruce Springsteen, Bono – sie alle verehrten ihn. „Es war, als hätte er jedem von uns einen Traum ins Ohr geflüstert“, sagte Springsteen. Elvis veränderte nicht nur die Musik – er veränderte die Welt. Sein Look, sein Auftreten, seine Stimme – alles war neu, elektrisierend, aufrüttelnd. Aus Gospel, Country und Rhythm’n’Blues formte er eine Stilrichtung, die eine ganze Jugend in Aufruhr versetzte.
Der Erfinder des Rockstar-Mythos
Mit Elvis begann das Zeitalter der Superstars. Er war der Erste, der das Bild des modernen Rockstars prägte – von der markanten Tolle über den auffälligen Schmuck bis hin zur Luxusvilla mit eigenem Flugzeug. Seine Performance – sinnlich, selbstbewusst, provozierend – durchbrach konservative Schranken und begeisterte die Massen. Der Hüftschwung, der bei seinen ersten TV-Auftritten für Skandale sorgte, wurde zum Symbol jugendlicher Freiheit. Dass er sich diesen Stil von afroamerikanischen Künstlern der Beale Street abgeschaut hatte, zeigt seine enge Verbindung zur schwarzen Kultur, aus der der Rock ’n’ Roll hervorging.
Anders als viele Kritiker behaupteten, war Elvis kein Dieb dieser Kultur. Er war ein Brückenbauer. Chuck Berry etwa, selbst ein Gründervater des Genres, erkannte diese Leistung an. Elvis ehrte seine musikalischen Wurzeln – und machte sie weltweit bekannt.
Genie unter Kontrolle
Doch der Ruhm hatte seinen Preis. Manager Colonel Tom Parker – ein Mann mit unstillbarem Profitinteresse – lenkte Elvis’ Karriere streng nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Kreative Impulse wurden oft unterdrückt, Filmrollen und Tourpläne diktiert. In den Momenten, in denen sich Elvis dennoch emanzipierte, blitzte sein Genie auf: Das Comeback-Special 1968, das ihn in Lederanzug und mit brennender Leidenschaft auf die Bühne zurückholte, gehört zu den eindrucksvollsten TV-Momenten der Popgeschichte. Auch das Album “From Elvis in Memphis” von 1969 gilt bis heute als eines seiner musikalischen Meisterwerke.
Doch letztlich blieb Elvis ein Gefangener seines Ruhmes. In seinen letzten Jahren zog er sich immer mehr zurück, geplagt von gesundheitlichen Problemen, Tablettensucht, privatem Kummer und Enttäuschungen. Nach der Scheidung von Priscilla Presley und einem Enthüllungsbuch ehemaliger Angestellter verlor er zunehmend die Kontrolle über sein Leben.
Elvis lebt – im Herzen der Fans
Dennoch: Vier Jahrzehnte nach seinem Tod hat sich die Welt um Elvis nicht aufgelöst – sie ist gewachsen. Aus dem einstigen Teenie-Idol ist ein globales Kulturerbe geworden. Graceland zählt zu den meistbesuchten Privathäusern der USA. Seine Platten, Filme, Outfits und Erinnerungsstücke sind nicht nur Teil der Popgeschichte – sie sind lebendige Legende.
Was bleibt, ist das Bild eines Mannes, der Musikgeschichte schrieb, Menschen bewegte und ein Lebensgefühl definierte. Elvis Presley war einzigartig. Und solange seine Lieder erklingen, lebt der King weiter – in Memphis, in Tupelo, auf den Bühnen der Welt und in den Herzen seiner Fans.