Graceland: Der Grundriss der Elvis Presley Villa

Graceland ist Elvis Presleys legendäre Villa in Memphis – ein zweigeschossiges Anwesen mit ikonischem Grundriss und persönlichen Erinnerungsräumen.

Stephan
Autor und Betreiber von Elvis-Presley.net. Elvis-Fan seit über 35 Jahren.
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© Foto: Elvis-Presley.net

Graceland – kaum ein anderer Ort auf der Welt wird so sehr mit einem Musiker in Verbindung gebracht wie das Anwesen von Elvis Presley mit seinem ikonischen Südstaaten-Charme in Memphis, Tennessee. Die weiße Säulenvilla, 1939 im klassizistisch-kolonialen Stil errichtet und 1957 von Elvis gekauft, ist nicht nur Pilgerstätte für Millionen Fans, sondern auch ein Zeitdokument amerikanischer Wohnkultur der 1950er bis 1970er Jahre. Doch was steckt hinter der Fassade? Wie sieht der Grundriss dieses weltberühmten Gebäudes aus?

Architekturgeschichte und Gesamtanlage

Graceland wurde im Jahr 1939 von der renommierten Architekturfirma Furbringer & Ehrman entworfen. Das Anwesen erstreckte sich ursprünglich über mehr als 13 Hektar und trug bereits damals bereits den Namen „Graceland“ – eine Hommage an Grace Toof, die Tante von Ruth Brown Moore, der Ehefrau des Bauherrn.

Das architektonische Konzept orientierte sich an neoklassizistischen und kolonialen Stilmerkmalen, wie sie im amerikanischen Süden jener Zeit beliebt waren: Der Eingangsbereich wird von zwei korinthischen Säulen gesäumt, flankiert von einer symmetrisch gegliederten Fassade mit Sprossenfenstern und eleganten Flügelbauten.

Als Elvis Presley das Anwesen 1957 im Alter von 22 Jahren für 102.500 US-Dollar kaufte, war es mehr als nur ein luxuriöser Rückzugsort – es wurde zum Symbol seines rasanten Aufstiegs. Trotz zahlreicher Umbauten blieb die architektonische Substanz des Hauses unangetastet.

Elvis ließ unter anderem den legendären Jungle Room einrichten, ein privates Fernsehzimmer im Keller anlegen und das sogenannte Trophy Building (früher Racquetball Buildung) errichten, in dem heute unzählige persönliche Auszeichnungen und Erinnerungsstücke ausgestellt wurden. Dennoch blieb Graceland ein klassisch strukturiertes Wohnhaus: ein zweistöckiger Bau mit ausgebautem Untergeschoss – und mit jeder Menge Raum für persönliche Geschichte und kulturelle Bedeutung.

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Grundrissplan

Erdgeschoss: Elvis’ öffentliches Reich

Foyer und Wohnzimmer: Ein stilvoller Empfang

Wer Graceland durch den klassizistischen Säulenvorbau betritt, gelangt zunächst in die zentrale Eingangshalle – ein Raum, der bereits mit Marmorfliesen, einer geschwungenen Treppe und einem majestätischen Kronleuchter den eleganten Ton des Hauses vorgibt. Zur rechten Seite öffnet sich das prächtige Wohnzimmer, ein Ort des stilvollen Entertainments: weiße Polstermöbel, ein imposanter Spiegel über dem Kamin und ein schwarzer Flügel setzen hier stilvolle Akzente.

Hinter einer kunstvollen Glasabtrennung mit farbenfrohen Pfauenmotiven schließt sich das Musikzimmer an – einer der intimsten Orte des Hauses, in dem Elvis oft selbst zum Instrument griff oder gemeinsam mit Freunden musizierte.

Speisezimmer: Kulinarische Geselligkeit

Links vom Eingangsbereich führt ein Durchgang in das formelle Speisezimmer, das von hellen Tönen und klassischem Interieur geprägt ist. Ein großer, ovaler Tisch mit acht Stühlen nimmt den Mittelpunkt ein. Hier empfing Elvis nicht nur Familie und Freunde, sondern auch gelegentlich Geschäftspartner. Der Raum war zugleich Schauplatz unzähliger familiärer Gespräche und festlicher Dinner – stets begleitet von der typischen Mischung aus Südstaaten-Küche und Elvis’ persönlichen kulinarischen Vorlieben.

Küche: Funktionalität mit modernem Touch

Die angrenzende Küche zeugt vom technischen Fortschrittswillen des Hausherrn. Zwar ist sie im Geist der 1970er-Jahre gestaltet – mit Holzvertäfelung, beigen Fliesen und gemütlicher Frühstücksecke –, doch Elvis ließ schon früh moderne Haushaltsgeräte wie eine Mikrowelle und mehrere Kühlschränke einbauen. Die Küche war nicht nur Zentrum der Versorgung, sondern auch einer der wenigen Räume, in dem sich das Personal diskret bewegen konnte, ohne die familiäre Privatsphäre zu stören.

Jungle Room: Exotik und Studioatmosphäre

Als wohl bekanntester Raum Gracelands gilt der „Jungle Room“, der durch seinen außergewöhnlichen Stil fast surreal wirkt. Mit grünem Hochflorteppich – sogar an der Decke –, massiven Holzmöbeln im polynesisch inspirierten Design, Tiermotiven und einem künstlichen Wasserfall an der Rückwand repräsentiert er die schrille Exzentrik der späten Elvis-Jahre.

Was wie ein Dekorationsabenteuer anmutet, wurde 1976 zur Kulisse einer musikalischen Sternstunde: In diesem Raum nahm Elvis mit seiner Band mehrere Songs auf, die später auf seinem letzten Studioalbum „Moody Blue“ erschienen.

Schlafzimmer von Vernon und Gladys: Ein Zuhause im Zuhause

Hinter dem Wohnzimmer, diskret abseits der öffentlichen Räume gelegen, befindet sich das ehemalige Schlafzimmer von Elvis’ Eltern, Vernon und Gladys Presley. Nachdem Elvis das Haus erworben hatte, ließ er es so umbauen, dass seine Eltern im Erdgeschoss wohnen konnten – nah bei ihm und gleichzeitig mit einer gewissen Privatsphäre.

Das Zimmer ist schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet: ein großes Bett, eine Kommode, dezente Vorhänge und Fotografien der Familie zieren den Raum. Nach dem Tod von Gladys 1958 diente der Raum zunächst Vernon allein; später wurde er mehrfach umgestaltet. Heute ist es ein stiller Erinnerungsort an jene Menschen, die Elvis’ Leben am stärksten prägten.

Obergeschoss: Intimer Raum für Familie und Rückzug

Bis heute bleibt das Obergeschoss von Graceland für die Öffentlichkeit unzugänglich – eine bewusste Entscheidung, die dem Wunsch nach Wahrung der Intimsphäre von Elvis Presley Rechnung trägt. In diesem Teil des Hauses spielte sich der private Alltag des Künstlers ab, abgeschirmt vom Glamour der Bühne und dem Trubel der Fans.

Nur engste Vertraute – darunter Familienmitglieder und langjährige Freunde – hatten zu Lebzeiten Zugang zu diesen Räumen. Dank glaubwürdiger Berichte von Personen wie Priscilla Presley und Tochter Lisa Marie lassen sich dennoch einige Einblicke in diesen zurückgezogenen Bereich rekonstruieren.

Hauptschlafzimmer: Zentrum des Privaten

Elvis Presleys Schlafzimmer befand sich direkt über dem Musikzimmer im Erdgeschoss. Der Raum war in gedeckten Tönen gehalten, die eine ruhige, fast sakrale Atmosphäre schufen. Ein großes Bett, mehrere Fernseher und verschiedene Telefonleitungen prägten die Ausstattung – ein Mix aus Komfort, Technik und Kontrolle.

Direkt angrenzend lag das private Badezimmer, jener tragische Ort, an dem Elvis am 16. August 1977 von seiner damaligen Lebensgefährtin Ginger Alden tot aufgefunden wurde. Das Schlafzimmer war sein letzter Rückzugsort – und zugleich das Ende einer außergewöhnlichen Karriere.

Kinderzimmer: Lisa Maries Reich

Gegenüber vom Schlafzimmer ihres Vaters lag das liebevoll eingerichtete Kinderzimmer von Lisa Marie Presley. Farbenfroh und persönlich gestaltet, spiegelt es den Wunsch Elvis’ wider, trotz seines außergewöhnlichen Lebens seiner Tochter ein Gefühl von Normalität und Geborgenheit zu bieten.

Gäste- und Ankleidezimmer: Funktion und Vertraulichkeit

Weitere Zimmer im Obergeschoss dienten als Schlafgelegenheiten für Gäste oder als Ankleideräume. Teppiche, Wandteppiche und weiche Beleuchtung prägten das Ambiente dieser Etage, die durch einen zentralen Flur miteinander verbunden war. Hier, fernab öffentlicher Auftritte, entstand der selten sichtbare, menschliche Teil von Elvis Presleys Leben – geprägt von Familie, Gewohnheiten und einem Bedürfnis nach Ruhe.

Untergeschoss: Elvis’ private Entertainment-Welt

In den 1960er-Jahren ließ Elvis Presley das Kellergeschoss seines Anwesens umfassend ausbauen und verwandelte es in einen exklusiven Rückzugsort, der ganz dem privaten Vergnügen diente. Der Zugang erfolgt bis heute über eine schmale Treppe, die hinter der Küche ins Untergeschoss führt – verborgen vor neugierigen Blicken und bewusst abseits des repräsentativen Wohnbereichs.

TV-Raum: Multimediales Zentrum

Das Herzstück des Kellers bildet der legendäre TV-Raum – ein Ort, der die Technikbegeisterung und den multimedialen Zeitgeist der 70er Jahre auf den Punkt bringt. Inspiriert von US-Präsident Lyndon B. Johnson, der für seine Gewohnheit bekannt war, mehrere Fernsehsender gleichzeitig zu verfolgen, ließ Elvis gleich drei Fernseher nebeneinander in die Wand einbauen.

So konnte er parallel Nachrichten, Sportübertragungen und Unterhaltungsprogramme verfolgen – ein Luxus, der seinerzeit für Staunen sorgte. Der Raum ist in dunklem Blau, Schwarz und Gelb gehalten, die Wände mit Spiegelfliesen und Blitzen (an Anlehnung an das Elvis-Motto TCB – Talking Care Of Business) verkleidet, die ein Gefühl von Weite erzeugen. Ein großes Sofa und eine Bar dominieren das Zentrum – poppig, komfortabel und typisch Elvis.

Billardzimmer: Atmosphäre wie in einem Salon

Direkt angrenzend liegt der Billardraum, der in seiner Gestaltung einen starken Kontrast zum technischen TV-Raum bildet: Wände und Decke sind vollständig mit farbenfrohem Stoff bespannt – ein Kaleidoskop aus Mustern, das dem Raum einen warmen, fast surrealen Charakter verleiht.

Der zentrale Blickfang ist ein Billardtisch, der zu zahllosen Spielnächten mit Freunden einlud. Darüber befinden sich zwei große Glasleuchter, die dem Raum eine gemütliche Note verleihen. Weiter verfügt der Raum über abstrakte Kunstwerke, einen großen Spiegel, einen Kamin sowie eine größzügige Couch.

Weitere Gebäude und Außenanlagen auf dem Graceland-Gelände

Das Anwesen Graceland umfasst nicht nur das legendäre Haupthaus, sondern auch eine Reihe von Nebengebäuden und Ausßenanlagen die Elvis Presleys Lebensweise, Leidenschaften und sein Bedürfnis nach Privatsphäre widerspiegeln. Diese Highlights wurden teilweise erst nach seinem Tod umgewidmet und prägen heute maßgeblich den Erlebnischarakter des Anwesens für Besucher aus aller Welt.

Racquetball-Halle: Vom privaten Rückzugsort zum Trophy Building

Die Racquetball-Halle wurde 1975 nach Elvis Presleys Vorstellungen errichtet und zählte zu den letzten baulichen Erweiterungen auf dem Anwesen. Ursprünglich diente das moderne Gebäude dem privaten Sport- und Freizeitvergnügen: Neben einem professionellen Spielfeld verfügte es über eine angrenzende Lounge mit Bar, Umkleideräumen und einem kleinen Musikbereich. Hier spielte Elvis am Abend des 15. August 1977, nur Stunden vor seinem Tod, noch einige Songs auf dem dort aufgestellten Flügel.

Nach seinem Tod wurde das Gebäude in seiner Funktion vollständig neu ausgerichtet. Die Racquetball-Halle wurde zur zentralen Ausstellungsstätte seiner persönlichen Trophäen und Erinnerungsstücke umgewidmet. Heute bildet dieser Bereich als sogenanntes Trophy Building das emotionale Finale jeder Graceland-Tour: Besucher sahen hier bis 2017 zahlreiche Gold- und Platinauszeichnungen, Kostüme, Filmplakate, Fanbriefe und Geschenke. Heute sind hier vor allem private Gegenstände aus dem Leben des Rockstars ausgestellt (z.B. ein Schreibtisch aus seinem Büro, Bücher aus seiner Bibliothek, Kinderkleidung von Lisa Marie etc.).

Pferdeställe: Elvis‘ Reitliebe

Nicht weit vom Haupthaus entfernt befinden sich die Pferdeställe, die bis heute betrieben werden. Elvis Presley liebte Pferde und verbrachte viele Stunden auf dem weitläufigen Areal hinter dem Haus. Nach dem Kauf von Graceland ließ er den Stalltrakt erweitern und mehrere Tiere anschaffen, darunter auch sein Lieblingspferd „Rising Sun“. Die Stallanlagen sind heute restauriert und einige Pferde leben weiterhin auf dem Gelände und halten die Tradition des Anwesens lebendig.

Pool: Freizeit und Rückzug

Hinter dem Haupthaus liegt auch der berühmte Pool in klassischer Nierenform – eine architektonisch typische Gestaltung der 1950er-Jahre. Der Swimmning-Pool war ein beliebter Rückzugsort für Elvis und seine Familie, besonders in heißen Sommermonaten. In unmittelbarer Nähe befinden sich eine kleine Grillterrasse und Sonnenliegen. Auch der Poolbereich ist bis heute erhalten und als Teil des Graceland-Rundgangs zugänglich.

Meditationsgarten: Ort der Ruhe und Erinnerung

Direkt angrenzend an das Haupthaus liegt der „Meditation Garden„, der ursprünglich als spiritueller Rückzugsort für Elvis angelegt wurde. Nach seinem Tod im Jahr 1977 wurde dieser Bereich zur offiziellen Grabstätte umgestaltet. Dort ruhen heute Elvis Presley, seine Eltern Gladys und Vernon sowie seine Großmutter Minnie Mae.

Auch seine Tochter Lisa Marie Presley wurde 2023 hier beigesetzt. Der Garten ist mit Blumen, Statuen und einem zentralen Brunnen gestaltet und rundet den Besuch von Graceland mit einem Moment der Besinnung ab. Für viele Fans ist der Garten das emotionale Herzstück des gesamten Anwesens – ein Ort der Stille, des Respekts und des Abschieds.

Fazit

Der Grundriss von Graceland ist mehr als eine bloße Raumaufteilung – er erzählt die Geschichte eines Mannes, der trotz Ruhm und Reichtum nach familiärer Geborgenheit und Rückzug suchte. Jeder Raum spiegelt einen anderen Aspekt von Elvis Presleys Persönlichkeit wider: seinen Glamour, seine Exzentrik, seine Verletzlichkeit und seine tief empfundene Spiritualität.

Graceland ist damit nicht nur architektonisches Kulturgut, sondern ein psychologisches Porträt in Grundrissform – und bleibt bis heute, nicht nur ein einzigartiges Zeugnis amerikanischer Popgeschichte, sondern zieht Jahr für Jahre hundertausende Besucher aus aller Welt an.

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