Am 30. Juni 2006 wurde Graceland, das ehemalige Anwesen von Elvis Presley in Memphis, Tennessee, zur Kulisse eines höchst ungewöhnlichen Staatsbesuchs – und zugleich Schauplatz eines einzigartigen Moments in der jüngeren US-Diplomatiegeschichte. An diesem Tag trafen zwei politische Schwergewichte am Memphis International Airport ein: der damalige US-Präsident George W. Bush und Japans scheidender Premierminister Junichiro Koizumi. Anlass war nicht etwa ein offizieller Gipfel oder ein Wirtschaftstreffen, sondern ein Herzenswunsch des japanischen Regierungschefs – ein Besuch in der legendären Elvis-Villa Graceland.
Koizumi, bekennender Elvis-Fan, hatte seine Leidenschaft für den „King of Rock ’n’ Roll“ nie verborgen. Er sammelte Schallplatten, kannte Songtexte auswendig und hatte sogar ein eigenes Album mit Elvis-Coversongs eingesungen. Präsident Bush nutzte die Gelegenheit eines Abschiedsbesuchs Koizumis in Washington, um ihm ein ganz besonderes Geschenk zu machen: eine Reise in die musikalische Heimat seines Idols.
Gemeinsam bestiegen sie am Morgen des 30. Juni 2006 die Air Force One, die sie nonstop nach Memphis brachte. Dort angekommen, verließ der Tross ohne große Zeremonie den Flughafen. In gepanzerten Limousinen rollte der Präsidentenkonvoi direkt zum Elvis Presley Boulevard – mit Ziel Graceland, wo Koizumis langgehegter Traum in Erfüllung ging.

Treffen mit Lisa Marie und Priscilla Presley
Ein Hauch von Weltpolitik und Popkultur lag in der Luft, als Graceland die prominenten Gäste empfing: Priscilla und Lisa Marie Presley erwarteten bereits die hochkarätige Besuchergruppe, zu der unter anderem die damalige First Lady der Vereinigten Staaten, Laura Bush, gehörte. Die Ehefrau von Präsident George W. Bush zeigte sich sichtlich angetan vom geschmackvollen und zugleich außergewöhnlichen Einrichtungsstil des „King of Rock ’n’ Roll“. Besonders der legendäre Jungle Room – mit seinen üppigen Tiki-Möbeln und dem moosgrünen Teppich – zog die Aufmerksamkeit der Delegation auf sich.
Für einen denkwürdigen Moment sorgte schließlich Präsident Bush selbst, als er seinen japanischen Amtskollegen, Premierminister Junichiro Koizumi, augenzwinkernd lobte: „You’re a pretty good Elvis singer.“ Der eingefleischte Elvis-Fan Koizumi ließ sich nicht zweimal bitten – und stimmte spontan die erste Strophe des Elvis-Klassikers „Love Me Tender“ an: „Wise men say, only fools rush in…“ – zur sichtlichen Freude aller Anwesenden.
Nach dem Rundgang durch das Anwesen versammelten sich die Delegationen vor der Villa Graceland. Dort gab es ein kurzes Presse-Statement – vor historischer Kulisse und unter dem Eindruck eines Besuchs, bei dem Politik und Musikgeschichte auf charmante Weise miteinander verschmolzen.
First of all, the Prime Minister and I would like to thank Priscilla and Lisa for their gracious hospitality. And we thank the Graceland staff, as well, for arranging this unusual experience. First of all, my presence here shows it’s never too late to come to Graceland. Laura and I are — we’ve known Elvis Presley since we were growing up. He’s obviously a major part of our music history. He had an international reputation. His reputation was so strong that he attracted the attention of the now Prime Minister of Japan.
I was hoping the Prime Minister would want to come to Graceland. I knew he loved Elvis — I didn’t realize how much he loved Elvis. He not only knows Elvis‘ history, he can sing a pretty good Elvis song. This visit here shows that not only am I personally fond of the Prime Minister, but the ties between our peoples are very strong, as well.
And so, again, to the Presleys, thank you all. And Mr. Prime Minister, glad you joined us. Want to say a few comments?
George W. Bush
It’s like a dream. I never expected President come with me to visit Graceland. There’s Elvis song: To Dream Impossible. (Singing Elvis song.) (Laughter.) My dream came true. Thank you very much for — thank you. Thank you very much for treating me nice, the Elvis song. (Singing Elvis song.) Thank you.
Junichiro Koizumi
We’re going to go have some barbeque, thank you.
George W. Bush

Zum Abschluss ihres Besuchs in Memphis posierten die beiden Staatsoberhäupter gemeinsam mit Priscilla Presley, Lisa Marie Presley und Laura Bush für ein Erinnerungsfoto vor dem Eingang der legendären Elvis-Residenz Graceland.
Zuvor hatten die beiden Regierungschefs nicht nur das Zuhause des „King of Rock ’n’ Roll“ besichtigt, sondern auch geschichtsträchtige Orte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung aufgesucht. So standen ein Besuch des Lorraine Motels – dem Ort, an dem 1968 Dr. Martin Luther King Jr. ermordet wurde – sowie eine Führung durch das angrenzende „National Civil Rights Museum“ auf dem Programm.
Den kulinarischen Abschluss des offiziellen Besuchs bildete ein gemeinsames Barbecue im traditionsreichen „Rendezvous Restaurant“, einer Memphis-Institution, die für ihre legendären Rippchen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.
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