George „GK“ Klein (1935 – 2019) war weit mehr als ein Radiomoderator oder Fernsehgesicht – er war eine feste Größe in der amerikanischen Unterhaltungslandschaft und eine lebende Chronik der Musikstadt Memphis. Als enger Vertrauter von Elvis Presley begleitete er den King durch nahezu alle Stationen seines Lebens und wurde selbst Teil der sogenannten „Memphis Mafia“. Doch Kleins Bedeutung reicht über diese prominente Freundschaft hinaus: Als einflussreicher DJ, TV-Moderator und Talentförderer prägte er die Jugendkultur im Süden der USA entscheidend mit – und wurde zu einer Stimme, die Generationen von Musikliebhabern prägte.
Kurzprofil von George Klein

George Klein
Gestorben (Alter 83 Jahren)
Wurzeln in Memphis: Kindheit und Jugend
George Klein wurde am 08. Oktober 1935 in Memphis, Tennessee, geboren – als Sohn jüdischer Einwanderer, die dem Antisemitismus ihrer Heimatländer entkommen waren: Die Mutter stammte aus Russland, der Vater aus Polen. In dem streng religiös geprägten Elternhaus prägte vor allem die jüdische Tradition seinen frühen Alltag. Doch außerhalb der vier Wände zog ihn die lebendige Klangkulisse der Südstaatenmetropole in ihren Bann.
Auf den Straßen von Memphis mischten sich der rauchige Blues der Beale Street mit dem feierlichen Gospel aus den Kirchen und dem markanten Country-Sound aus zerkratzten Schellackplatten. Die Welt der Radiogeräte, die all das in die Wohnzimmer trugen, faszinierte ihn früh. Noch bevor seine Stimme den Stimmbruch ganz hinter sich hatte, erwachte in ihm der Wunsch, selbst einmal Teil dieser magischen Radiowelt zu sein – nicht vor dem Gerät, sondern mittendrin, „hinter dem Fenster“ eines Radiostudios.
Begegnung mit Elvis Presley an der Humes High School
Der Wendepunkt im Leben von George Klein kam im Jahr 1948, als er in der achten Klasse der Humes High School erstmals auf einen zurückhaltenden, aber auffälligen Mitschüler traf: ein Junge mit Gitarre, rosafarbenem Hemd und unsicherem Blick – Elvis Presley. Während andere Schüler den Außenseiter mieden, war es George, damals bereits Klassensprecher und bekannt für seine organisatorischen Fähigkeiten, der genauer hinhörte. Als Elvis in der Aula die ersten Töne des Songs „Old Shep“ anstimmte, spürte Klein sofort, dass er einem außergewöhnlichen Talent begegnete.
Schon bald verband die beiden mehr als nur der Schulalltag: Sie bestritten gemeinsam Veranstaltungen, saßen nebeneinander im Schulbus und verbrachten Abende am Ufer des Mississippi. „Elvis war der Einzige, der singen konnte – ich der Einzige, der moderieren wollte“, sagte Klein später augenzwinkernd. Zwischen ihnen entstand ein unausgesprochener Pakt: George redet, Elvis singt. Eine Verbindung, die weit über die Jugend hinaus Bestand hatte – und bis zum Tod Presleys im Jahr 1977 ungebrochen blieb.


Weg ins Radiomikrofon: Von Dewey Phillips zu WHBQ
Bereits während seines Kommunikationsstudiums sammelte George Klein erste Erfahrungen beim legendären Sender WDIA in Memphis – einer der ersten US-Radiostationen mit afroamerikanischem Programmprofil. Dort traf er auf Dewey Phillips, eine prägende Figur des frühen Rock ’n’ Roll-Radios, der als Erster eine Elvis-Presley-Single über den Äther schickte und für Klein zum Mentor wurde. 1957 erhielt Klein schließlich seine eigene Radioshow bei WMC unter dem Titel „Rock ’n’ Roll Ballroom“.
Doch der neue Sound polarisierte: Als der Sender Rockmusik als kurzlebigen Trend abstempelte, wurde Klein entlassen. Elvis Presley griff kurzerhand ein und holte seinen Freund als Tourbegleiter an Bord – so erlebte Klein hautnah Filmproduktionen in Hollywood, Konzerte in Seattle und die euphorische Atmosphäre der Northwest-Tour.
Nach einem Jahr kehrte er nach Memphis zurück, wo ihn WHBQ mit einer täglichen Drive-Time-Show engagierte. Kurze Zeit später wurde Klein zum Programmchef ernannt – und schrieb Radiogeschichte, als er als zweiter US-Moderator überhaupt Johnny Cash landesweit ins Programm aufnahm. Die Hörerzahlen schossen in die Höhe und bescherten dem Sender neue Rekordumsätze.

„Talent Party“ – Fernsehen für eine neue Generation
Im Jahr 1964 betrat George Klein neues Terrain und übernahm mit „Talent Party“ eine wöchentliche Live-Show bei WHBQ-TV. Jeden Samstag brachte er eine dynamische Mischung aus Schülerbands, aufsehenerregenden Go-Go-Tänzerinnen – den sogenannten „WHBQties“ – sowie spontanen Studiointerviews auf den Bildschirm. Das Format traf den Puls der Jugend und spiegelte den kulturellen Wandel der Ära.
Klein ging dabei einen mutigen Schritt: Entgegen den damals gängigen Normen der tiefen Südstaaten ludt er früh afroamerikanische Künstler wie Fats Domino und James Brown in die Sendung ein – ein stilles, aber wirkungsvolles Statement gegen die Rassentrennung im US-Fernsehen.
Über zwölf Jahre hinweg etablierte sich „Talent Party“ als bedeutendste Bühne für Nachwuchstalente im mittleren Süden der USA. Zahlreiche junge Musiker erhielten nach einem Auftritt erste Plattenverträge – nicht wenige starteten von hier aus nationale Karrieren.
Das Memphis Magazine würdigte George Kleins Einfluss rückblickend mit einem starken Bild: Er habe „einen Wasserkopf aus Hits“ über die Stadt ergossen – und so maßgeblich den rauen, energiegeladenen Garage-Sound der 1960er-Jahre mitgeprägt.

Kapitel der Freundschaft: George & Elvis
George Klein war ein fester Bestandteil jener eingeschworenen Gruppe, die später unter dem Namen „Memphis Mafia“ internationale Bekanntheit erlangte – ein enger Kreis aus Schulfreunden, Vertrauten und Begleitern, die Elvis Presley durch die Höhen und Tiefen seines Lebens begleiteten. Als einer der wenigen mit echter Vertrauensstellung bewegte sich Klein nicht nur hinter den Kulissen, sondern auch vor der Kamera: In den Elvis-Filmen Jailhouse Rock (1957) und Frankie And Johnny (1966) ist er in kleinen Nebenrollen zu sehen. Er organisierte gesellige Abende, stellte Kontakte her, hielt aber zugleich schädliche Einflüsse von Elvis Presley fern.
Ihre Freundschaft war von tiefer Loyalität geprägt: Am 05. Dezember 1970 stand Elvis als Trauzeuge an George Kleins Seite, als dieser in Presleys Suite im Las Vegas Hilton seine langjährige Freundin Barbara Little heiratete. Nach dem legendären „Aloha from Hawaii“-Konzert war es Klein, der Elvis zu neuen Studioaufnahmen im American Sound Studio in Memphis ermutigte – aus diesen Sessions entstand unter anderem der Hit „Suspicious Minds“.

Auch in schweren Zeiten wich er nicht von Elvis‘ Seite: Als dessen Medikamentenabhängigkeit zunehmend problematisch wurde, versuchte Klein helfend einzugreifen, ohne den emotionalen Abstand eines Freundes aufzugeben. Nach Elvis’ Tod am 16. August 1977 sprach er das jüdische Kaddisch-Gebet und schwieg ein ganzes Jahr lang zu seiner Musik – „weil der Schmerz lauter war als jeder Song“, wie er später erklärte.
Arbitron-Affäre, Mail-Fraud-Urteil und Resilienz
Im Jahr 1977, auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Programmchef des Senders WHBQ, sah sich George Klein mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert: In einer bundesweiten Untersuchung wurde er beschuldigt, gemeinsam mit einem früheren Postbeamten Einschaltquoten-Tagebücher – sogenannte Arbitron Diaries – abgefangen und manipuliert zu haben, um die Marktanteile seines Senders künstlich zu steigern. Die Anklage wegen „Mail Fraud“ (Postbetrug) umfasste drei Punkte. Nach einem aufsehenerregenden Prozess erfolgte in zwei Fällen Freispruch, in einem weiteren wurde George jedoch schuldig gesprochen. Das Urteil: 60 Tage Haft und das Ende seiner Tätigkeit in leitender Funktion bei WHBQ.
Trotz des tiefen Einschnitts gelang es Klein, sich über Wasser zu halten. Mit Moderationen, öffentlichen Auftritten und Clubveranstaltungen bleibt er präsent. Sein guter Ruf nahm nur kurzfristig Schaden, denn in Memphis verblasste der Skandal rasch im Schatten seiner musikalischen Verdienste. Das Vertrauen, das ihm Künstler, Kollegen und Publikum weiterhin entgegenbrachte, zeigte: George Kleins Standing in der Kulturszene war widerstandsfähiger als jeder juristische Makel.
Privatleben und persönliche Haltung
George Kleins erste Ehe mit Barbara Little, die 1970 in Las Vegas geschlossen worden war – wurde 1979 geschieden. Nach vielen Jahren der Zurückgezogenheit wagte er am 08. Mai 1998 erneut den Schritt vor den Traualtar: In seiner Heimatstadt Memphis heiratete er Dara Patterson, mit der er bis zu seinem Tod eine enge und stabile Partnerschaft führte.
Obwohl Klein sich selbst nie als streng gläubig bezeichnete, fand er nach dem Tod seines engsten Freundes Elvis Presley im Sommer 1977 einen tieferen Zugang zu seinen jüdischen Wurzeln. In einem späteren Interview mit der Jewish Chronicle sagte er:
„Ich war nie besonders orthodox, aber nach Elvis’ Tod habe ich das jüdische Trauerritual des Jahrzeit eingehalten – ein Jahr lang habe ich täglich morgens und abends gebetet.“
Aus Respekt vor der Trauerzeit legte er in diesem Zeitraum auch den Diamantring ab, den ihm Presley geschenkt hatte, und vermied es bewusst, dessen Musik zu hören. „Es wäre zu schmerzhaft gewesen – jede Note hat mir den Verlust noch stärker bewusst gemacht“, erklärte er später.
Abseits des Rampenlichts war Klein ein leidenschaftlicher Sportfan, insbesondere des Footballteams der Memphis Tigers. Die Heimspiele im Liberty Bowl Memorial Stadium besuchte er regelmäßig, oft auch öffentlichkeitswirksam. Seine Verbundenheit zu Memphis spiegelte sich damit nicht nur in seiner beruflichen Laufbahn, sondern auch in seinen privaten Interessen wider.
Späte Karriere: Bücher, Satellitenradio und späte Ehrungen
Ab 1984 meldete sich George Klein mit der Radiosendung „The Original Elvis Hour“ beim Sender WMC zurück. Die Sendung, deren charakteristischer Eröffnungsjingle „The sun never sets on a legend“ Kultstatus erreichte, entwickelte sich rasch zum festen Bestandteil des Memphis-Programms. 2004 wurde Klein von SiriusXM verpflichtet und erhielt mit „Elvis Radio“ auf Kanal 19 ein eigenes Format – live ausgestrahlt vom Graceland-Gelände, mit einer weltweiten Hörerschaft.
Zugleich begann er, seine Erinnerungen zu veröffentlichen. 2007 erschien der Bildband „Elvis Presley: A Family Album„, 2011 folgte seine Autobiografie „Elvis: My Best Man – Radio Days, Rock ’n’ Roll Nights„, in der er seine Erlebnisse mit dem „King Of Rock ’n‘ Roll“ und seine Karriere als Medienprofi reflektierte.
Für sein Lebenswerk wurde Klein 2013 in die Tennessee Radio Hall of Fame aufgenommen; 2018 folgte die Ehrung durch die Memphis Music Hall of Fame. Kurz vor seinem 83. Geburtstag wurde bei ihm eine fortschreitende Demenz diagnostiziert. George Klein zog sich daraufhin ins Hospiz zurück und verstarb am 05. Februar 2019 in Memphis. Priscilla Presley bekundete öffentlich ihre Anteilnahme – ein letzter Beweis der Wertschätzung für einen Mann, dessen Leben eng mit dem Mythos Elvis Presley verbunden blieb.
Vermächtnis: Brückenbauer, Förderer, Stimme einer Stadt
George Klein betrachtete das Radio nicht als bloßes Abspielmedium für Musik, sondern als verbindendes Element einer Gemeinschaft – ein soziales Lagerfeuer, das Menschen zusammenführt. Früh setzte er sich dafür ein, afroamerikanische und weiße Musiker auf derselben Bühne zu präsentieren und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Überwindung gesellschaftlicher Schranken im Süden der USA. Er förderte junge Talente, gab ihnen eine Plattform und richtete jahrzehntelang seine populäre Weihnachts-Benefizsendung zugunsten sozialer Projekte aus.
Zudem ermöglichte er mit eigenen Mitteln Stipendien für Kommunikationsstudenten. Seine Ausdrucksweise prägte Generationen von Radiomoderatoren in Memphis, und Historiker bezeichnen ihn bis heute als „akustisches Gedächtnis“ der Stadt. Wer das Sun Studio, das Stax Museum oder die Memphis Music Hall of Fame besucht, stößt dort unweigerlich auf Klangfragmente seiner charakteristischen Stimme – ein lebendiges Echo seiner lebenslangen Leidenschaft.
Fazit
George Kleins Biografie steht exemplarisch für den Aufbruch einer neuen Jugendkultur nach dem Zweiten Weltkrieg. Als wortgewandter Radiomann verlieh er dem Rock ’n’ Roll in Memphis nicht nur eine Stimme, sondern prägte auch die visuelle Präsenz des Genres im Fernsehen – und öffnete abseits der Bühne zahlreichen Talenten die Tür zur Karriere. Seine bedingungslose Freundschaft zu Elvis, sein Einsatz für Integration im rassistisch geprägten Süden und sein publizistisches Engagement für die Musik seiner Heimatstadt sicherten ihm einen festen Platz im kulturellen Gedächtnis von Memphis.
Trotz Rückschlägen wie der Arbitron-Affäre galt Klein zeitlebens als glaubwürdige Stimme für Authentizität und Loyalität. Noch heute zitieren DJs seine Sprüche, Filmemacher greifen auf seine Erinnerungen zurück, und die lokale Musikszene orientiert sich an seinem humanistischen Erbe. Sein Vermächtnis bleibt ein klingendes Band zwischen den Generationen – lebendig, verbindend, unvergessen..