Kathy Westmoreland

Kathy Westmoreland ist eine US-amerikanische Sopranistin, die als langjährige Backgroundsängerin von Elvis Presley zwischen 1970 und 1977 weltbekannt wurde.

Stephan
Autor und Betreiber von Elvis-Presley.net. Elvis-Fan seit über 35 Jahren.
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Kathy Westmoreland war mehr als nur die Sopranstimme im Hintergrund – sie war ein fester Bestandteil von Elvis Presleys legendären Liveshows der 1970er-Jahre. Vom King selbst liebevoll als „the little girl with the beautiful high voice“ vorgestellt, prägte sie mit ihrer kristallklaren Stimme unvergessliche Momente auf der Bühne. Doch ihre Geschichte beginnt lange vor Las Vegas und endet nicht mit Presleys Tod. Zwischen Gospel, Oper und Rock ’n’ Roll schuf Westmoreland eine ungewöhnliche Karriere, die sie von der Metropolitan Opera bis in die Arenen der Popmusik führte – und später mit ihrem Erinnerungsbuch „Elvis and Kathy“ Millionen berührte.

Kurzprofil von Kathy Westmoreland

Kathy Westmoreland

Kathy Westmoreland

Bürgerlicher Name
Kathleen Westmoreland
Geburtstag
10. August 1945
Geburtsort
Texarkana, Arkansas
Sternzeichen
Löwe
Alter
79 Jahre
Größe
1,56 m (5.12 ft.)
Beruf
Sopranistin
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Kindheit und musikalische Prägung

Geboren am 10. August 1945 in Texarkana, Arkansas, wuchs Kathleen „Kathy“ Westmoreland in einer Familie auf, in der Musik weit mehr war als bloßes Freizeitvergnügen. Der Vater war Sänger, die Mutter Tänzerin, und auch ihre Geschwister Melody, Christie und Brent zeigten früh musikalisches Talent – ein kreatives Umfeld, das Kathys Weg von Beginn an prägte.

Als die Familie 1952 nach Abilene in Texas zog, fand das junge Mädchen inmitten einer lebendigen Gospelkultur eine Bühne für ihr außergewöhnliches Können. Abilene war bekannt für seine reichen Chortraditionen, insbesondere im weißen Gospelbereich – ein musikalisches Umfeld, das sich für das junge Talent als fruchtbarer Boden erwies. Bereits im Alter von fünf Jahren trat Westmoreland im lokalen Fernsehen auf und spielte erste Tonaufnahmen ein. In ihrer Gemeinde galt sie rasch als Wunderkind mit ungewöhnlicher Bühnenpräsenz.

Gleichzeitig wurde ihre Stimme systematisch geschult. Professionelle Gesangslehrer förderten sie gezielt im klassischen Repertoire – darunter Koloratur-Arien, wie sie etwa bei Mozart oder Händel üblich sind. Diese fundierte Ausbildung verlieh ihr jene außergewöhnlich geschmeidige Kopfstimme, mit der sie Jahre später selbst inmitten donnernder Rock ’n’ Roll-Arrangements mühelos hervorstach.

Auch das Repertoire, das sie in dieser Zeit verinnerlichte, sollte später wieder Bedeutung erlangen: Spirituelle Klassiker wie „Amazing Grace“ – die später zu festen Bestandteilen von Elvis Presleys Musikrepertoire zählten. Damit war bereits früh der Grundstein gelegt für eine Karriere, die Brücken zwischen Gospel, Klassik und Rockmusik schlagen sollte.

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Kalifornien, Steve Martin und erste Profi-Jobs

Im Jahr 1962 zog die Familie Westmoreland nach Garden Grove im kalifornischen Orange County – ein Umzug, der den Grundstein für Kathy Westmorelands Einstieg in die professionelle Unterhaltungsbranche legte. An der örtlichen High School traf sie auf einen Mitschüler, der ebenfalls von der Bühne träumte: Steve Martin, später weltbekannt als Komiker und Schauspieler. Die beiden verband nicht nur das gleiche Alter – Martin wurde nur vier Tage nach ihr geboren – sondern auch die gemeinsame Leidenschaft für das Theater.

Im beliebten Freizeitpark Knott’s Berry Farm standen Westmoreland und Martin im „Bird Cage Theatre“ gemeinsam auf der Bühne. Als Gesangsduo bestritten sie erste Auftritte und sammelten Bühnenerfahrung vor Live-Publikum – ein frühes Sprungbrett in die Welt des Showbusiness.

In den Folgejahren arbeitete sich Westmoreland beharrlich in die kalifornische Musikszene vor. Zwischen 1963 und 1970 war sie regelmäßig als Studio­sängerin in Los Angeles tätig, tourte mit der Folkgruppe The Sandpipers und festigte ihren Ruf als verlässliche Stimme für anspruchsvolle Arrangements. Ein weiterer früher Höhepunkt war ihr Engagement 1967 beim festlichen Weihnachtsumzug in Disneyland, wo sie zwei Wochen lang in der Hauptrolle als Schneewittchen auftrat – ein Job, der ihr eine neue Bühne bot, auf der sie ihr Talent einem breiteren Publikum präsentieren konnte.

Vom Oratorium zur Metropolitan Opera National Company

Bereits im Alter von achtzehn Jahren wurde Kathy Westmoreland Teil der renommierten Metropolitan Opera National Company – dem Tournee-Ensemble der berühmten New Yorker Met, das gezielt Nachwuchstalente förderte. Auf dieser klassischen Bühne interpretierte sie anspruchsvolle Partien aus Werken von Mozart, Verdi und Puccini – ein bemerkenswerter Beginn für eine Sängerin, die Jahre später in einer ganz anderen musikalischen Welt Karriere machen sollte.

Die intensive Ausbildung im Opernfach prägte nicht nur ihre exzellente Atemtechnik, sondern verlieh ihr auch jene Bühnenpräsenz und Disziplin, die sie später an der Seite von Elvis Presley vor Zehntausenden Konzertbesuchern in großen Arenen souverän einsetzen konnte.

Elvis und Kathy Westmoreland auf der Bühne im Jahr 1974
Elvis und Kathy Westmoreland auf der Bühne im Jahr 1974

Kathy Westmoreland und Elvis Presley

Im Sommer 1970, kurz nach dem Abschluss der Dreharbeiten zur Konzertdokumentation „That’s The Way It Is„, suchte Elvis Presley nach einer neuen Sopranistin für seine Live-Show. Die langjährige Studio-Sopranistin Millie Kirkham stand aus familiären Gründen nicht mehr für Tourneen zur Verfügung. Der musikalische Leiter Joe Guercio erinnerte sich an eine junge Sängerin mit außergewöhnlicher Höhe und Präzision: Kathy Westmoreland, die sich bereits in den Studios von Hollywood einen Namen gemacht hatte.

Guercio lud sie kurzfristig ins International Hotel in Las Vegas ein – Elvis’ damaliger Spielstätte – zu einer Probe mit der TCB Band. Trotz ihrer zierlichen Statur und nur 1,56 Metern Körpergröße überzeugte Westmoreland mühelos. Ihre klare, schwebende Kopfstimme setzte sich über Band, Chor und Orchester hinweg – ein stimmlicher „Lichtstrahl“, wie es später ein Kritiker beschrieb. Am 22. August 1970 betrat sie zum ersten Mal mit Elvis die Bühne – ein Schritt, der den Beginn einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit markierte, die bis zu seinem letzten Konzert im Juni 1977 andauern sollte.

Sieben Jahre an der Seite des „King“

Kathy Westmoreland wurde nicht nur eine musikalische Stütze, sondern auch eine vertraute Konstante im Leben Elvis Presleys. Auf der Bühne stellte er sie seinem Publikum Abend für Abend liebevoll als „das Mädchen mit der wunderschönen hohen Stimme“ vor – ein fester Bestandteil seiner Show-Routine. Ihre Stimme war jedoch weit mehr als ein ornamentales Extra: Sie verlieh vielen Live-Arrangements eine emotionale Tiefe, die sich in Titeln wie „How Great Thou Art“ oder „My Way“ eindrucksvoll entfaltet.

Auch hinter den Kulissen rückte Westmoreland nahe an den „King Of Rock ’n‘ Roll“ heran. Auf Flügen saß sie oft in seiner unmittelbaren Nähe, teilte mit ihm Gespräche über Spiritualität, Zweifel und den Druck des Ruhms. In ihrem später veröffentlichten Erinnerungsbuch deutete sie an, dass sich aus dieser Nähe eine starke seelische Verbindung entwickelte, die über die berufliche Beziehung hinausging.

Musikalisch wurde Westmorelands Sopran zu einem unverkennbaren Markenzeichen der Presley-Konzerte der 1970er-Jahre. Ob bei der legendären Satellitenübertragung „Aloha from Hawaii“ (1973), in der Konzertdokumentation „Elvis On Tour“ (1972), auf dem posthumen Album „Elvis In Concert“ (1977) oder bei Studio-Aufnahmen wie „The Last Farewell“ – ihre Stimme verlieh den Arrangements eine zusätzliche Dimension. Besonders eindrucksvoll zeigte sich dies in Momenten, in denen die Männerstimmen des Stamps Quartet harmonisch in die Tiefe glitten und Westmoreland mit kristallklarer Höhe einen leuchtenden Kontrapunkt setzte.

Kathy Westmoreland (links) in der Konzertdokumentation "Elvis On Tour" 1972
Kathy Westmoreland (links) in der Konzertdokumentation „Elvis On Tour“ 1972

Solo-Momente im Rampenlicht

Obwohl sie offiziell „nur“ Background-Sängerin war, gewährte ihr Elvis wiederholt Solo-Spots. Legendär ist ihre Interpretation der Gospel-Hymne „My Heavenly Father Watches Over Me„, die sie auch auf Presleys Beerdigung am 18. August 1977 in Memphis vortrug. Im Anschluss brachte sie die Tribute-Single „You Were the Music“ heraus, die 1978 als 7-Zoll-Vinyl erschien und heute unter Elvis-Sammler Höchstpreise erzielt.

Unfall, Rückzug und behutsames Comeback

Im Jahr 1982 wurde Kathy Westmorelands Leben jäh aus der Bahn geworfen: Ein schwerer Autounfall brachte nicht nur körperliche Verletzungen mit sich, darunter mehrere Knochenbrüche und innere Blutungen, sondern zwang die Sängerin zu einem abrupten Rückzug aus dem Rampenlicht. Die langwierige Rehabilitation markierte einen klaren Einschnitt in ihrer Karriere und ließ den rastlosen Tour-Alltag der Vorjahre in weite Ferne rücken.

Erst gegen Ende der 1980er Jahre wagte Westmoreland vorsichtige Schritte zurück auf die Bühne – nicht mehr in ausverkauften Arenen, sondern in überschaubaren Veranstaltungsorten und bei Fan-Conventions, wo sie sich einem treuen Publikum zuwandte. Dort teilte sie Erinnerungen an ihre Jahre mit Elvis Presley und kehrte musikalisch zu ihren Wurzeln zurück: dem Gospel.

„Elvis and Kathy“ – Zwischen Memoir und Therapie

Im Jahr 1987 veröffentlichte Kathy Westmoreland ihr autobiografisches WerkElvis and Kathy“ – das beim US-Verlag Glendale House Publishing erschien und innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. In dem Buch gewährt sie einen seltenen, sehr persönlichen Blick hinter die Kulissen des Presley-Kosmos – fernab der üblichen Legendenbildung. Sie beschreibt nicht nur den fordernden Touralltag mit Jetlag, Soundchecks und Bühnendisziplin, sondern thematisiert auch offen, aber respektvoll die zunehmend belastende Medikamentenproblematik ihres langjährigen Bühnenpartners.

Westmorelands Erinnerungen wirken dabei nie reißerisch, sondern reflektiert und aufrichtig. Der angesehene Los Angeles Times-Musikkritiker Robert Hilburn lobte die Autorin für ihren zurückhaltenden Ton, der eher durch „überlegte und überzeugende Darstellungen“ als durch Sensationslust geprägt sei. Genau diese zurückhaltende Ehrlichkeit verlieh dem Buch über die Jahre den Status eines Insider-Klassikers. Heute gilt „Elvis and Kathy“ als eines der glaubwürdigsten Zeitzeugnisse über die letzten Jahre des King – und als begehrtes Sammlerstück, für das auf dem Antiquariatsmarkt teils vierstellige Beträge gezahlt werden.

Kathy Westmorelands autobiografisches Werk "Elvis and Kathy"
Kathy Westmorelands autobiografisches Werk „Elvis and Kathy“

Spätere Jahre und Familien­leben

In den Jahren nach der Geburt ihrer Tochter Lindsey Mitte der 1980er zog sich Kathy Westmoreland schrittweise aus dem Rampenlicht zurück. Die Prioritäten verschoben sich – weg vom Tourstress, hin zu Familie und persönlicher Neuorientierung. Eine langjährige Ehe prägte diese Lebensphase, doch nach rund zehn Jahren ging die Verbindung in die Brüche.

Trotzdem blieb Westmoreland ihrer musikalischen Leidenschaft verbunden. Sie engagierte sich in wohltätigen Projekten, gab Gesangsunterricht mit Fokus auf Atemtechnik und trat punktuell mit spirituellen Programmen in Kirchen und Gemeindehäusern auf – vor allem im Süden der USA.

Seit 2010 nutzt sie soziale Medien, insbesondere ihre offizielle Facebook-Fanseite, um mit Fans in Kontakt zu bleiben. Dort teilt sie seltene Fotos, Erinnerungen an Tourneen mit Elvis Presley und persönliche Gedanken zu Glaube, Musik und Lebensweg. Ihre Beiträge zeigen eine reflektierte Künstlerin, die zwar nicht mehr auf der großen Bühne steht, aber bis heute eine enge Verbindung zu ihrer Anhängerschaft pflegt.

Resonanz in der Elvis-Community

In der weltweiten Elvis-Fangemeinde genießt Kathy Westmoreland bis heute einen besonderen Stellenwert. Vor allem langjährige Anhänger und sogenannte „Hardcore-Fans“ bezeichnen sie ehrfürchtig als die „Voice of an Angel“ – eine Würdigung, die zugleich zum Titel ihrer autorisierten Biografie wurde. Das 2010 erschienene Buch von Autorin June Moore enthält neben ausführlichen Interviews mit Zeitzeugen auch 43 bislang unveröffentlichte Fotografien aus verschiedenen Etappen von Westmorelands Karriere an der Seite des King.

Fachportale und Fanmagazine lobten die Publikation vor allem für ihren zurückhaltenden, sachlichen Ton. Anders als in vielen Rückblicken aus dem Presley-Umfeld verzichtete Westmoreland auf sensationslüsterne Enthüllungen. Stattdessen stellte sie die musikalische Arbeit und die künstlerische Entwicklung des Entertainers konsequent in den Mittelpunkt. Diese Haltung verschaffte ihr nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern auch tiefen Respekt innerhalb der Szene – als eine Stimme, die nicht nachträglich urteilt, sondern ehrlich erinnert.

Fazit

Kathy Westmoreland ist weit mehr als „nur“ eine Backgrundsängerin in der Elvis-Presley-Geschichte – sie ist eine eigenständige Künstlerin mit beeindruckender musikalischer Laufbahn, die klassische Ausbildung, Gospelwurzeln und Popästhetik auf einzigartige Weise vereint. Ihr kristallklarer Sopran prägte das Klangbild von Presleys Live-Auftritten in den 1970er-Jahren entscheidend mit. Als eine der wenigen Frauen im inneren Zirkel des King war sie nicht nur stimmlich, sondern auch emotional Teil eines musikalischen Phänomens.

Ihre Erinnerungen zeichnen ein sensibles Bild von Elvis als Mensch, abseits des öffentlichen Mythos. Trotz schwerer persönlicher Rückschläge wie einem lebensbedrohlichen Unfall oder der Belastung durch die Tourneen blieb sie ihrer Kunst treu. In einer Branche, die oft auf laute Karrieren fokussiert ist, beweist Kathy Westmoreland, dass leise Stimmen oft die eindrucksvollsten Spuren hinterlassen. Ihre Geschichte ist ein bleibendes Zeugnis für musikalische Integrität, menschliche Loyalität und stille Größe.

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