Robert Gene „Red“ West (geboren am 8. März 1936 in Memphis, Tennessee; gestorben am 18. Juli 2017 ebenda) war ein vielseitiger US-amerikanischer Schauspieler, Stuntman, Sänger und Songwriter. Berühmt wurde er vor allem als enger Vertrauter und langjähriger Leibwächter von Elvis Presley. West zählte zum innersten Kreis des „King of Rock ’n’ Roll“ und war Teil jenes engen Umfelds aus Vertrauten, Mitarbeitern und Jugendfreunden, das unter dem Namen „Memphis Mafia“ bekannt wurde – einer Mischung aus persönlichem Schutzteam, Freundeskreis und exklusivem Tross, der Presley bis in die späten Jahre begleitete.
Kurzprofil von Red West

Red West
Gestorben (Alter 81 Jahren)
Bekannt wurde West auch einem breiteren Kinopublikum durch seine Rolle als Red im Kultfilm Road House an der Seite von Patrick Swayze. Viel Beachtung bei Kritikern fand zudem sein Auftritt im unabhängigen Drama Goodbye Solo (2008), in dem er die Figur des William verkörperte.
Frühes Leben und Ausbildung von Red West
Robert Gene “Red” West wurde in Memphis, Tennessee, als Sohn von Lois und Newton Thomas West geboren. Bereits in jungen Jahren zeichnete sich Red durch eine ausgeprägte sportliche Begabung und einen starken Charakter aus – Eigenschaften, die ihn später in vielerlei Hinsicht prägen sollten. Eine besondere familiäre Verbindung bestand zu seinem Cousin Sonny West, der ebenfalls eine bedeutende Rolle in seinem späteren Leben spielen würde.
Während ihrer Schulzeit in der Humes High School in Memphis, Tennessee begegneten Red und Sonny erstmals dem jungen Elvis Presley – ein Zusammentreffen, das den weiteren Lebensweg aller drei Männer maßgeblich beeinflussen sollte. Die Schuljahre von Red West waren geprägt von sportlichen Erfolgen. Er war ein herausragender Athlet, spielte American Football sowohl an seiner High School als auch für das Team des Jones County Junior College und nahm darüber hinaus als Boxer an den Golden-Gloves-Meisterschaften teil. Diese sportliche Disziplin wurde durch seine Dienstzeit beim United States Marine Corps zusätzlich geschärft.
1961 heiratete Red West Pat Boyd, die zu diesem Zeitpunkt als persönliche Sekretärin für Elvis Presley tätig war. Aus dieser Ehe gingen zwei gemeinsame Kinder hervor. Auch privat war Red West somit eng mit dem „King of Rock ’n’ Roll“ verbunden – eine Verbindung, die weit über den familiären Rahmen hinausreichen sollte.

Red West und Elvis Presley
Red West spielte ab Mitte der 1950er-Jahre eine bedeutende Rolle im Umfeld des Musikstars Elvis. Seine Verbindung zu Presley begann 1955, als er als Fahrer für die Blue Moon Boys tätig war – jener Band, die neben Elvis Presley aus Scotty Moore, Bill Black und später D. J. Fontana bestand. Weitere begleitete er Elvis auch im Rahmen dessen Militärkommandierung nach Deutschland. Nach Presleys Rückkehr aus dem Militärdienst 1960 wechselte West in eine neue Rolle: Gemeinsam mit seinem Cousin Sonny West wurde er als Leibwächter engagiert. Über Jahre hinweg war Red West ein fester Bestandteil der sogenannten „Memphis Mafia“ – jenem inneren Kreis aus langjährigen Freunden und Vertrauten des Künstlers, der ihn auf Reisen, bei Konzerten und im Alltag begleitete.
Kreative Zusammenarbeit mit Elvis Presley
Neben seiner Tätigkeit als Bodyguard war Red West auch als Songwriter erfolgreich. In den frühen 1960er-Jahren arbeitete er mehrfach mit Elvis Presley zusammen. Zwei gemeinsame Songs – That’s Someone You Never Forget (1961) und You’ll Be Gone (1962) – wurden veröffentlicht. That’s Someone You Never Forget erschien zunächst 1962 auf dem Album Pot Luck und wurde 1967 als B-Seite einer Single veröffentlicht. Der Song gehört heute zu den anerkannten Werken in Presleys Repertoire und ist auf der Kompilation Artist of the Century enthalten.
You’ll Be Gone wurde später als Bonustrack auf dem Soundtrackalbum Girl Happy veröffentlicht. Ein weiteres Beispiel für Wests kreative Arbeit ist der Song If You Think I Don’t Need You, den er gemeinsam mit Joey Cooper für den Film Viva Las Vegas schrieb. Die Zusammenarbeit mit Cooper setzte sich fort mit dem Titel I’m A Fool, der zunächst von Ricky Nelson aufgenommen wurde und später ein Erfolg für das Teenie-Trio Dino, Desi & Billy wurde – bestehend aus Dean-Paul „Dino“ Martin (Sohn von Dean Martin), Desi Arnaz Jr. und Billy Hinsche.

Auch in den 1970er-Jahren blieb West als Songschreiber aktiv. Für Elvis schrieb er unter anderem Separate Ways (gemeinsam mit Richard Mainegra, 1972) sowie If You Talk in Your Sleep (mit Johnny Christopher), das 1975 auf dem Album Promised Land erschien. Schon 1966 hatte West mit dem weihnachtlichen Titel If Every Day Was Like Christmas einen weiteren Song für den King beigesteuert.
Doch nicht nur Presley interpretierte Red Wests Lieder. Seine Kompositionen wurden auch von bekannten Künstlern wie Pat Boone, Rick Nelson, Johnny Burnette, Johnny Rivers, Petula Clark, Gary Puckett & The Union Gap, Little Milton und sogar dem Orchesterleiter Andre Kostelanetz aufgenommen – ein Beleg für die Vielseitigkeit und Reichweite seines musikalischen Schaffens.
Bruch mit dem King Of Rock ‘n’ Roll
Die enge Freundschaft zwischen Elvis Presley und Red West fand ein abruptes Ende im Jahr 1976. Hintergrund war eine Reihe umstrittener Vorfälle in Las Vegas, bei denen West und andere Leibwächter durch übergriffiges Verhalten gegenüber Fans negativ auffielen. In der Folge wurden Red West, sein Cousin Sonny sowie der Leibwächter Dave Hebler von Elvis’ Vater Vernon Presley entlassen.
Die Entlassung traf die drei langjährigen Weggefährten hart – sowohl persönlich als auch finanziell. Um ihre Sicht der Dinge öffentlich zu machen und eine Einnahmequelle zu schaffen, suchten sie daraufhin einen Verlag für ein Enthüllungsbuch. Im selben Jahr erschien schließlich, zusammen mit dem Journalisten Steve Dunleavy, Elvis: What Happened?, das erste kritische Insider-Buch über Elvis Presley, kurz vor dessen Tod 1977. Der Inhalt löste kontroverse Reaktionen aus: Während einige das Buch als bitter nötige Aufklärung betrachteten, sahen andere darin einen Verrat an dem einstigen Freund und Arbeitgeber.

Karriere als Stuntman und Schauspieler
Während der 1960er-Jahre, als Elvis Presley seine Karriere in Hollywood verfolgte, war West in insgesamt sechzehn seiner Filme in kleineren Rollen zu sehen. Diese Zeit markierte nicht nur den Beginn seiner schauspielerischen Laufbahn, sondern brachte ihn auch mit Schauspielgrößen wie Nick Adams in Kontakt. Über Adams bekam West erste Engagements als Stuntman – etwa in dessen Fernsehserie The Rebel. Seine körperliche Fitness und Erfahrung im Boxsport machten ihn zu einem idealen Kandidaten für riskante Stunts.
Red West, der Filmprofi
Red West entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem vielseitig einsetzbaren Filmprofi. Neben weiteren Stuntarbeiten baute er sich eine feste Position als Nebendarsteller in Film und Fernsehen auf. Besonders in der populären CBS-Serie The Wild Wild West war er regelmäßig zu sehen – sei es als Stuntman oder als Nebendarsteller, häufig in der Rolle von Handlangern oder Gegenspielern. In der Folge The Night of the Iron Fist (1967) spielte er die Figur „Roy“, ein Jahr später in The Night of the Vipers (1968) „Klaxton“. Die Zusammenarbeit mit dem Hauptdarsteller Robert Conrad entwickelte sich zur engen Freundschaft. West gehörte zu einer Gruppe ausgewählter Stuntmänner, die regelmäßig für die Serie engagiert wurden.
Doch die Arbeit am Set war nicht ungefährlich. Während der Dreharbeiten zur Folge The Night of the Avaricious Actuary erlitt West bei einem missglückten Stunt eine schwere Schädelverletzung. Auch Robert Conrad selbst blieb nicht verschont: In einer anderen Episode stürzte er bei einer Szene mit einem Kronleuchter schwer und zog sich unter anderem eine sechs Zoll lange Schädelfraktur und eine temporäre Lähmung zu. Die physischen Risiken führten schließlich dazu, dass der Sender CBS darauf bestand, Conrad künftig durch Stuntdoubles zu ersetzen. In der Folge wurde häufiger ein Trick angewandt, den man in der Branche als „Texas Switch“ bezeichnet: Der Stuntman beginnt eine gefährliche Szene – etwa einen Sprung oder einen Sturz – und wird in fließendem Übergang vom Schauspieler abgelöst.
Rollen abseits von Western und Action
Trotz der harten Arbeit im Genrefernsehen konnte Red West auch in Kinoproduktionen Fuß fassen. 1973 spielte er die Rolle des kantigen Sheriffs Tanner in dem populären Actiondrama Walking Tall. Zwei Jahre später kehrte er in der Fortsetzung Walking Tall Part 2 in die Rolle zurück.
Besondere Bekanntheit erlangte West in der Rolle des draufgängerischen Master Sergeant Andy Micklin in der Serie Black Sheep Squadron, in der er einen oft cholerischen, aber loyalen Unteroffizier verkörperte. In den 1980er-Jahren war er zudem mehrfach in bekannten Serienformaten der Zeit vertreten: So trat er in Magnum, P.I. und Knight Rider auf, war in fünf verschiedenen Rollen in The A-Team zu sehen und gastierte in Episoden von The Fall Guy (Ein Colt für alle Fälle), Simon & Simon sowie The Twilight Zone. Letztere Episode, The Once and Future King, hatte sogar einen Bezug zu Elvis Presley – ein thematischer Kreis, der sich für West schloss.
Eine seiner markantesten Kinorollen übernahm er 1989 in dem Kultfilm Road House, in dem er an der Seite von Patrick Swayze den gutmütigen Ladenbesitzer Red Webster spielte – eine Rolle, die sein Image als raubeiniger, aber herzensguter Charakter festigte.

Späte Anerkennung mit „Goodbye Solo“
Red Wests vielleicht bemerkenswerteste Leistung abseits des Mainstreams kam 2008, als er im preisgekrönten Independent-Film Goodbye Solo die Hauptrolle übernahm. In dem melancholischen Drama verkörperte er William, einen lebensmüden, verschlossenen Rentner, der eine ungewöhnliche Freundschaft mit einem aus dem Senegal stammenden Taxifahrer schließt. Die Rolle verlangte eine subtile, zurückgenommene Darstellung – eine Aufgabe, die West mit beeindruckender Tiefe meisterte. Kritiker Roger Ebert lobte seine Darstellung in höchsten Tönen und schrieb: „West spielt nicht sich selbst, aber er füllt die Figur so authentisch aus, dass es so wirkt.“ Ebert fügte hinzu: „Sein Gesicht ist eine Landkarte gelebten Lebens.“
Abschied von der Leinwand
Seine letzte Filmrolle übernahm Red West 2013 in Safe Haven, einem romantischen Drama, in dem er den älteren Ladenbesitzer Roger spielte. Die Rolle war klein, aber bedeutungsvoll – und ein würdiger Abschluss einer jahrzehntelangen Karriere im Schatten der ganz Großen. Ob als Stuntman in riskanten Actionszenen, als Sheriff in harten Südstaatendramen oder als gebrochener alter Mann in einem Arthouse-Film – Red West bewies stets Vielseitigkeit und Integrität.
Tod von Red West
Red West verstarb am 18. Juli 2017 im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Aneurysmas der Hauptschlagader. Er erlag der Erkrankung im Baptist Memorial Hospital in seiner Heimatstadt Memphis, Tennessee.
Sein Tod ereignete sich nur wenige Wochen nach dem Verlust eines weiteren engen Familienmitglieds: Im Mai desselben Jahres war bereits sein Cousin, der Schauspieler und ebenfalls zu Elvis’ Entourage zählende Sonny West, verstorben. Red Wests Beisetzung fand am 24. Juli 2017 auf dem Memorial Park Cemetery in Memphis statt, wo Freunde, Familie und Weggefährten Abschied von einer der markantesten Figuren im Umfeld des King of Rock ’n’ Roll nahmen.
Video: Red West über Elvis Presley
Fazit
Red West war weit mehr als nur ein Mitglied von Elvis Presleys enger Entourage – er war ein loyaler Freund, verlässlicher Bodyguard und vielseitiger Künstler, der sowohl als Schauspieler als auch als Songschreiber bleibende Spuren hinterließ. Seine direkte Art, seine tiefe Verbundenheit zu Elvis und sein Engagement im Hintergrund machten ihn zu einer zentralen Figur im Presley-Kosmos.
Trotz des Bruchs in den 1970er-Jahren blieb seine Rolle im Leben des King und in der Popkulturgeschichte unbestritten. Sein späteres Wirken als Schauspieler unterstrich seine Vielseitigkeit und sein Talent abseits des Rampenlichts von Graceland. Mit seinem Tod im Juli 2017 verlor die Elvis-Welt einen ihrer markantesten Charaktere – einen Mann, der wusste, wann es Zeit war, zu schützen, und wann, die Wahrheit auszusprechen.