Glen D. Hardin

Glen D. Hardin ist ein US-Pianist und Arrangeur, bekannt durch seine Arbeit mit Elvis Presley, Roy Orbison und Emmylou Harris.

Stephan
Autor und Betreiber von Elvis-Presley.net. Elvis-Fan seit über 35 Jahren.
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© Foto: Facebook (Glen D. Hardin )

Glen Dee Hardin, geboren am 18. April 1939 in Wellington, Texas, zählt zu den bedeutenden Pianisten und Arrangeuren der amerikanischen Musikgeschichte. Seine Karriere umfasst Kollaborationen mit Größen wie Elvis Presley, Roy Orbison, Emmylou Harris, John Denver und Ricky Nelson. Trotz seines zurückhaltenden Auftretens zählt Hardin zu den prägendsten Begleitmusikern der amerikanischen Pop- und Country-Musik des 20. Jahrhunderts.

Kurzprofil von Glen D. Hardin

Glen D. Hardin

Glen D. Hardin

Bürgerlicher Name
Glen Dee Hardin
Geburtstag
18. April 1939
Geburtsort
Wellington, Texas
Sternzeichen
Widder
Alter
86 Jahre
Beruf
Musiker & Songwriter
Instrument
Piano
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Frühe Jahre und musikalische Anfänge in Kalifornien

Aufgewachsen im rauen, weitläufigen Texas Panhandle, brachte Glen D. Hardin bereits früh die Mischung aus Bodenständigkeit und musikalischer Neugier mit, die seine Karriere prägen sollte. Nach seiner Entlassung aus der US Navy im Jahr 1959 entschloss er sich, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Seine ersten Schritte ins professionelle Musikgeschäft unternahm er in Long Beach, Kalifornien – einem Hotspot für aufstrebende Musiker jener Zeit.

Doch der eigentliche Karriereschub kam, als er sich in der pulsierenden Clubszene von North Hollywood etablierte. Besonders im legendären Palomino Club, der von der Los Angeles Times einst als „das bedeutendste Zentrum der Countrymusik an der Westküste“ beschrieben wurde, fand Hardin rasch Anschluss an die musikalische Elite. Der Club war nicht nur Auftrittsort für Größen wie Patsy Cline, Buck Owens, Linda Ronstadt und Willie Nelson, sondern auch ein kreativer Schmelztiegel für Musiker aller Couleur. Hardin avancierte rasch zum festen Bestandteil der Hausband – ein Sprungbrett, das ihn direkt ins Zentrum der damaligen Country- und Rock’n’Roll-Bewegung katapultierte.

Durchbruch mit den Shindogs

Ein markanter Meilenstein in Glen D. Hardins Laufbahn war seine Beteiligung an der Band The Shindogs, dem musikalischen Rückgrat der einflussreichen ABC-Fernsehshow Shindig! (1964 – 1966). Das Format galt als revolutionär für seine Zeit: Es vereinte nationale und internationale Popkultur, präsentierte weltbekannte Acts wie die Beatles, die Rolling Stones und The Who – und setzte dabei ein deutliches Zeichen gegen die damals noch verbreitete Rassentrennung im US-Fernsehen.

Mit Auftritten von Ray Charles, Sam Cooke und anderen afroamerikanischen Künstlern brach Shindig! mit Konventionen und machte Musik zur Brücke zwischen den Kulturen. Glen Hardin war Teil eines außergewöhnlichen Musikerensembles, dem unter anderem Billy Preston, James Burton, Delaney Bramlett und Leon Russell angehörten – viele von ihnen spätere Ikonen ihrer Instrumente. In dieser hochkarätigen Besetzung entwickelte sich Hardin nicht nur musikalisch weiter, sondern rückte erstmals ins Scheinwerferlicht eines nationalen TV-Publikums. Shindig! wurde so nicht nur zur Bühne für Stars, sondern auch zum Katalysator für Hardins weitere Karriere.

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Glen D. Hardin, James Burton, Delaney Bramlett & Joey Cooper 1965 - The Shindogs
Glen D. Hardin, James Burton, Delaney Bramlett & Joey Cooper 1965 – The Shindogs. © Foto Facebook (Glen D. Hardin)

Verbindung zu Buddy Holly und Erfolg als Songwriter

Bereits in seiner Jugendzeit im texanischen Wellington war Glen D. Hardin eng mit Jerry Allison und Joe B. Mauldin befreundet – zwei Gründungsmitgliedern von Buddy Hollys legendärer Band The Crickets. Nach dem plötzlichen Tod Hollys im Jahr 1959 riss der Kontakt nicht ab: Hardin wurde zum Ehrenmitglied der Gruppe ernannt und kehrte über viele Jahre hinweg immer wieder zu gemeinsamen Projekten mit den Crickets zurück.

Seinen Durchbruch als Songwriter feierte Hardin 1965 mit dem eingängigen Hit „Count Me In“, interpretiert von Gary Lewis & the Playboys, der es bis an die Spitze der US-Charts schaffte. Mit weiteren Titeln wie „Where Will the Words Come From“ und „My Heart’s Symphony“ bewies Hardin sein Gespür für Melodie und Text – und etablierte sich als vielseitiger Komponist im Pop- und Rockbereich.

Parallel zu seiner Arbeit als Songwriter baute sich Hardin eine eindrucksvolle Karriere als Studiomusiker auf. In dieser Rolle begleitete er eine Vielzahl prominenter Künstler – von Bing Crosby über Nancy Sinatra bis hin zu Waylon Jennings – und machte sich einen Namen als geschätzter Pianist mit feinem Gespür für musikalische Nuancen.

Glen D. Hardin - The Crickets
Glen D. Hardin mit Lou Barille, Sonny Curtis und Jerry Allison – The Crickets. © Foto Facebook (Glen D. Hardin)

Die Jahre mit Elvis Presley – Teil der legendären TCB Band

Im Jahr 1970 nahm Glen D. Hardin eine der bedeutendsten musikalischen Herausforderungen seines Lebens an: Elvis Presley, der unbestrittene „King of Rock’n’Roll“, engagierte ihn als neuen Pianisten für seine Live- und Studioband, die unter dem Namen TCB Band bekannt wurde. Das Kürzel „TCB“ stand für Presleys Lebensmotto Taking Care of Business – ein Ausdruck von Professionalität und Hingabe, der auch die musikalische Philosophie der Band verkörperte. Neben Hardin gehörten Gitarrist James Burton, Bassist Jerry Scheff und Schlagzeuger Ronnie Tutt zum festen Kern dieser Eliteformation, die fortan den Sound der Elvis-Konzerte neu definierte.

Hardins Einstieg markierte nicht nur einen personellen Wechsel in der Band, sondern leitete zugleich eine neue musikalische Phase in Presleys Karriere ein. Nachdem der Sänger 1969 sein gefeiertes Comeback im International Hotel in Las Vegas gefeiert hatte, folgte eine intensive Live-Phase mit Tourneen durch die gesamten Vereinigten Staaten. Hardins stilistisch vielseitiges und doch stets geschmackvolles Klavierspiel verlieh dem Sound dieser Ära zusätzliche Tiefe und Dynamik. Er konnte virtuos zwischen Gospel-Einflüssen, orchestraler Eleganz und treibendem Rock’n’Roll changieren – eine Fähigkeit, die Elvis‘ Liveshows zu beeindruckenden Gesamtkunstwerken werden ließ.

Ein besonderer Höhepunkt dieser Zusammenarbeit war Aloha from Hawaii – via Satellite, das am 14. Januar 1973 live aus dem Honolulu International Center (heute Neal S. Blaisdell Center) übertragen wurde. Mit über einer Milliarde Zuschauern weltweit war es die erste Satellitenübertragung eines Solokünstlers dieser Größenordnung und ein globales Medienereignis. Glen D. Hardin nahm dabei nicht nur am Klavier Platz – er war auch maßgeblich an den musikalischen Arrangements beteiligt. Seine Handschrift lässt sich deutlich in Stücken wie „The Wonder of You“, „Let It Be Me“ und „I Just Can’t Help Believin’“ erkennen, die durch seine harmonische Raffinesse und rhythmische Feinarbeit eine emotionale Dichte erhielten, die bis heute fasziniert.

In einem Interview mit dem Elvis Australia Magazine erinnerte sich Hardin später an die intensive Arbeit mit Presley:

Elvis konnte sehr detailversessen sein, wenn es um das Gefühl eines Songs ging. Er wollte, dass jede Note, jedes Crescendo die richtige Wirkung hatte. Für mich als Arrangeur war das eine großartige Herausforderung.

Neben den Auftritten auf der Bühne war Hardin auch bei vielen Studioaufnahmen beteiligt, etwa im RCA Studio C in Hollywood oder später in den Stax Studios in Memphis. Dort begleitete er Elvis bei der Entstehung zahlreicher Songs, darunter auch Werke der späteren Alben wie „Promised Land“ (1975) oder „From Elvis Presley Boulevard, Memphis, Tennessee“ (1976). Mit seiner Fähigkeit, komplexe musikalische Strukturen in klare und wirkungsvolle Arrangements zu übertragen, wurde Hardin schnell zu einem kreativen Fixpunkt innerhalb der TCB Band.

Auch seine Bandkollegen schätzten ihn sehr: Ronnie Tutt, der langjährige Schlagzeuger Presleys, beschrieb Hardin als „musikalisches Rückgrat“ der Gruppe. James Burton wiederum nannte ihn einen „stillen Perfektionisten, der jedem Song seine eigene Tiefe verlieh“.

Hardins Engagement mit Elvis endete 1976 – kurz vor dem tragischen Tod des Sängers ein Jahr später am 16. August 1977. Doch sein musikalischer Fußabdruck in dieser entscheidenden Phase von Presleys Karriere bleibt bis heute deutlich hör- und spürbar.

Glen D. Hardin - Elvis - 1970
Glen D. Hardin und Elvis im Jahr 1970

Wegbereiter des Country-Rock mit Gram Parsons und Emmylou Harris

Nach seiner Zeit mit Elvis Presley schlug Glen D. Hardin ein neues, stilprägendes Kapitel seiner Karriere auf. Im Jahr 1972 wurde er von Gram Parsons, dem visionären Mitbegründer des Country-Rock, für dessen Soloarbeiten GP und Grievous Angel verpflichtet. Hardin übernahm bei den Aufnahmen nicht nur das Klavierspiel, sondern auch die musikalische Leitung – eine Rolle, die weit über die eines reinen Studiomusikers hinausging. Seine Arrangements gaben Parsons’ Sound eine strukturierte Tiefe und verliehen dem ambitionierten Mix aus Country, Rock und Gospel einen unverkennbaren Charakter.

Die Zusammenarbeit mit Parsons führte Hardin direkt zu einer der wichtigsten Stimmen der kommenden Jahrzehnte: Emmylou Harris. Nach dem Tod Parsons wurde sie zur stilprägenden Interpretin des „Cosmic American Music“-Erbes – und Hardin avancierte zu einem zentralen Mitglied ihrer legendären Hot Band.

Diese Formation, die Musiker wie Albert Lee, Rodney Crowell, Ricky Skaggs, Emory Gordy Jr. und Hank DeVito vereinte, setzte neue Maßstäbe im Americana-Genre. Hardins versiertes Pianospiel – mal zurückhaltend einbettend, mal mit jazziger Virtuosität im Vordergrund – trug entscheidend zum ikonischen Sound bei, der Alben wie „Elite Hotel“ (1975) und „Luxury Liner“ (1977) zu zeitlosen Klassikern machte. Unter seiner Mitwirkung wurde die Hot Band zur stilbildenden Institution und Emmylou Harris zur gefeierten Gallionsfigur einer neuen, anspruchsvollen Country-Ästhetik.

Pianist bei „A Black and White Night“ – Roy Orbison auf dem Zenit

Ein Höhepunkt in Glen D. Hardins Laufbahn war zweifellos seine Mitwirkung beim legendären Fernsehkonzert „Roy Orbison and Friends: A Black and White Night“, das 1988 im Coconut Grove Nachtclub des Ambassador Hotels in Los Angeles aufgezeichnet wurde. Die stilvoll in Schwarz-Weiß gehaltene Produktion gilt bis heute als eines der atmosphärisch und musikalisch eindrucksvollsten Konzertformate der Popgeschichte.

An der Seite von Musikgrößen wie Bruce Springsteen, Tom Waits, Elvis Costello, Bonnie Raitt, Jackson Browne und T Bone Burnett entwickelte sich ein Abend voller Tiefe, Authentizität und musikalischer Brillanz. Glen D. Hardin übernahm dabei den Platz am Klavier – und verlieh dem Klangbild mit seiner charakteristisch nuancierten Spielweise eine besondere Note: elegant, unaufdringlich, aber rhythmisch prägnant. Seine musikalische Begleitung verlieh Orbisons Stimme jenen harmonischen Unterbau, der das Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis machte.

Das Special, das ursprünglich auf dem Sender Cinemax ausgestrahlt wurde, erlangte später durch diverse Wiederveröffentlichungen Kultstatus. Für Hardin bedeutete die Teilnahme eine späte, aber eindrucksvolle Bestätigung seiner Ausnahmestellung als gefragter Sessionmusiker und Arrangeur auf höchstem Niveau.

„Elvis in Concert“ – Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Ein besonderes Kapitel seiner späten Karriere ist Glen D. Hardins Mitwirkung an der internationalen Tournee „Elvis in Concert“, die seit den späten 1990er Jahren mit großem Erfolg weltweit aufgeführt wird. Bei diesen multimedialen Live-Shows begleitet eine Originalbesetzung der TCB Band – darunter ehemalige Bandkollegen wie James Burton, Ronnie Tutt, The Sweet Inspirations u.v.m – den „King“ in Form von Original-Videoprojektionen. Inmitten orchestraler Klanggewalt spielen die Musiker synchron zu Presleys Gesangsaufnahmen, die auf riesigen Leinwänden eingeblendet werden.

Hardins Klavierspiel verleiht diesen Abenden nicht nur Authentizität, sondern auch emotionale Tiefe. Das Format, das unter anderem in London, Berlin, Tokio und Las Vegas Station machte, gilt als eine der erfolgreichsten posthumen Konzertkonzepte der Musikgeschichte und lässt das Live-Erlebnis von Elvis Presley für neue Generationen greifbar werden – nicht zuletzt durch das Mitwirken von Musikern wie Glen D. Hardin, die einst selbst an der Seite des King of Rock ’n’ Roll standen.

Späte Jahre und internationale Engagements

Auch im fortgeschrittenen Alter zog es Glen D. Hardin nicht ins musikalische Abseits – im Gegenteil: Seine Leidenschaft für die Bühne führte ihn weiterhin auf internationale Konzertreisen. In den Jahren 2007 und 2008 stand er gemeinsam mit der schwedischen Cadillac Band auf den Bühnen Skandinaviens und begeisterte das Publikum mit seinem unverkennbaren Pianospiel.

Ein Jahr später, 2009, war Hardin in den Niederlanden live zu erleben – ein Land, in dem die Elvis-Verehrung eine besonders treue Fangemeinde hervorgebracht hat. Dort entstand auch 2010 ein besonderes Projekt: In den legendären RCA Studios in Nashville spielte Hardin drei Songs mit dem niederländischen Sänger Bouke ein, der durch seinen Sieg in der TV-Show Waar Is Elvis bekannt wurde. Die Aufnahmen waren eine Hommage an den King und wurden exklusiv für die Mitglieder der Elvis Matters-Fanclubs in den Niederlanden und Belgien veröffentlicht.

Ein besonderes Highlight dieser späten Karrierephase war auch Hardins Teilnahme an der TCB Cruise, einer thematisch auf Elvis Presley ausgerichteten Kreuzfahrt, die regelmäßig Fans und ehemalige Weggefährten des King zusammenbringt. Als ehemaliges Mitglied der legendären TCB Band war Hardin eine zentrale Figur auf dieser Reise, bei der Musik, Erinnerungen und Begegnungen im Mittelpunkt standen. Die Kreuzfahrt, die unter anderem durch das Mittelmeer führte, bot Konzerte, Gesprächsrunden und Autogrammstunden – und Hardins Auftritte wurden von Fans aus aller Welt gefeiert.

Fazit

Glen D. Hardin ist kein Name, der sofort Schlagzeilen macht – und doch ist seine Handschrift auf einigen der wichtigsten Musikproduktionen der letzten Jahrzehnte zu hören. Ob als Arrangeur für Elvis Presley, musikalischer Weggefährte von Emmylou Harris oder Pianist für Roy Orbison: Hardin ist ein Paradebeispiel für jene leisen Helden der Musikgeschichte, ohne die große Karrieren und klangliche Meilensteine kaum möglich wären.

Mit technischer Brillanz, stilistischer Vielseitigkeit und einem feinen Gespür für Atmosphäre wurde Glen D. Hardin zu einem unverzichtbaren Bestandteil des amerikanischen Musikpanoramas – und das über ein halbes Jahrhundert hinweg.

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