Ed Bonja – Bühnenfotograf von Elvis Presley ist tot

Ed Bonja, Elvis Presleys langjähriger Fotograf, ist tot. Er hinterlässt rund 9.000 Bilder des Kings – ein einzigartiges Vermächtnis eines stillen Chronisten.

Stephan
Autor und Betreiber von Elvis-Presley.net. Elvis-Fan seit über 35 Jahren.
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© Foto: Brooke Daniels, ABC Central West

Berlin – Mit dem Tod von Ed Bonja verliert die Musikwelt nicht nur einen Fotografen, sondern einen Zeitzeugen, der wie kaum ein anderer den Mythos Elvis Presley über Jahre hinweg visuell mitgeprägt hat. Der gebürtige US-Amerikaner starb im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus, wie Musikproduzent Bernhard Kurz bestätigte. Bonja, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebte, war nicht nur eng mit Presley verbunden, sondern auch eine zentrale Figur im Hintergrund großer Rock ’n’ Roll-Momente der 1970er Jahre.

Fotografisches Vermächtnis von 9.000 Bildern

Ed Bonja war mehr als nur ein Fotograf. Er war Beobachter, Vertrauter und Chronist einer Ära, die die Popkultur nachhaltig veränderte. Zwischen 1970 und 1977, den letzten aktiven Konzertjahren von Elvis Presley, schuf Bonja ein unvergleichliches Bildarchiv, das rund 9.000 Fotografien des Musikers umfasst – viele davon bis heute unveröffentlicht. Seine Aufnahmen, oft mitten aus dem Geschehen heraus, prägten das visuelle Gedächtnis der Elvis-Ära: Konzertmomente voller Energie, stille Augenblicke hinter der Bühne und persönliche Schnappschüsse, die Presley als Mensch jenseits des Rampenlichts zeigen.

Vom Fan zum offiziellen Fotografen

Seine Verbindung zu Elvis Presley begann lange vor der ersten Zusammenarbeit. Als Teenager besuchte Bonja im Jahr 1957 ein Konzert im Pan-Pacific Auditorium in Los Angeles – ein Erlebnis, das ihn lebenslang prägen sollte. Später wurde er Assistent von Colonel Tom Parker, dem berüchtigten Manager Presleys. In dieser Funktion reiste Bonja mit dem Tross des King durch die USA, übernahm Aufgaben im Tourmanagement und fotografierte parallel nahezu jedes Konzert.

Bonja war mehr als ein stiller Beobachter – er war Teil der Elvis-Welt. Seine Kamera war stets präsent, und Elvis, der Ed Bonjas fotografisches Talent erkannte, machte regelmäßig Posen für ihn. „Immer wenn er mich sah, stellte er sich in Pose“, erinnerte sich Bonja in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung. Besonders bemerkenswert: Bonja durfte sogar während der Shows auf der Bühne fotografieren – ein Privileg, das nur wenigen zuteil wurde. „Elvis liebte meine Kamera“, sagte er einmal mit einem verschmitzten Lächeln.

Zwischen Tourstress und menschlicher Nähe

Als Konzertfotograf und Tourmanager stand Bonja nicht nur am Bühnenrand, sondern auch organisatorisch in vorderster Front. Von 1970 an war er bei nahezu allen großen Tourneen dabei. Er kannte die Routinen, das Team, die Anspannung vor dem Auftritt und die Erschöpfung danach. Aus dieser Nähe heraus entwickelte sich ein ganz besonderes Gespür für den richtigen Moment. Seine Fotos wirken nicht inszeniert, sondern authentisch – sie zeigen einen Elvis, der lacht, schwitzt, triumphiert oder sich nachdenklich zurückzieht.

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Elvis Way Down In The Jungle Room

Doch Ed Bonjas Rolle beschränkte sich nicht nur auf das Festhalten von Momenten. Er war auch ein Mittler zwischen Star und Öffentlichkeit – und später zwischen Legende und Erinnerung. Dieses Insiderwissen brachte er nach seiner aktiven Zeit in zahlreichen Projekten ein, darunter vor allem in die Produktion des Musicals Elvis – Das Musical, das in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Bernhard Kurz entstand. Hier diente Bonjas Bildarchiv als visuelle Grundlage, sein Erfahrungsschatz floss in die Dramaturgie ein – was dem Stück eine seltene Authentizität verlieh.

Wenn Nähe zu Ikonen surreal wird

Seine Nähe zu Elvis brachte Bonja bisweilen in skurrile Situationen, besonders im Umgang mit den Fans. In einem Gespräch mit der Berliner Zeitung erzählte er von Begegnungen, bei denen Menschen seine Hand minutenlang hielten, nur um sich dem King über diese Berührung ein Stück näher zu fühlen. Es war der Reflex auf das, was Bonja verkörperte: den direkten Draht zu einem Pop-Phänomen, das für viele überlebensgroß erschien.

Diese Verehrung konnte durchaus auch belastend sein. Ed Bonja sprach nie über eine persönliche Freundschaft zu Elvis – dies habe die professionelle Distanz nicht erlaubt. Doch dass eine stille Verbundenheit bestand, bezweifelt niemand, der Bonjas Arbeit kennt. In seinen Fotografien ist spürbar, dass hier jemand mit Empathie, Respekt und einem genauen Auge agierte – kein Jäger nach Sensationen, sondern ein Bewahrer.

Ed Bonja - Biographie
Ed Bonja im August 2017 bei einem Elvis-Festival in Polen. © Foto: NurPhoto SRL (Alamy Stock)

Ein Leben zwischen zwei Welten

Nach dem Tod von Elvis Presley am 16. August 1977 zog sich Bonja nach und nach aus dem amerikanischen Musikgeschäft zurück. In den 1990er Jahren ließ er sich schließlich dauerhaft in Berlin und Soest nieder, wo er als Berater, Fotograf und Zeitzeuge weiterhin aktiv blieb. Seine Arbeit wurde auf Ausstellungen gezeigt, etwa im Rahmen von Elvis-Jubiläen oder retrospektiven Foto-Schauen. Besonders in Europa wurde er als „Elvis’ Fotograf“ verehrt – als jemand, der Teil der Geschichte war und diese Geschichte aufbewahrt hatte.

Auch wenn sein Name der breiten Öffentlichkeit weniger geläufig war, galt er unter Elvis-Fans als Legende. Seine LP-Cover zieren Klassiker des King wie „That’s the Way It Is“ oder „Elvis Now„, seine Live-Fotos gelten in der Szene als visuelle Chronik einer schillernden Ära. Bis zuletzt arbeitete Ed Bonja an der Sicherung und Katalogisierung seines Archivs – mit dem Ziel, es der Nachwelt zugänglich zu machen.

Fazit: Abschied von Ed Bonja

Mit dem Tod von Ed Bonja – am 09. September 2019 – verliert die Elvis-Welt eine zentrale Figur – nicht auf der Bühne, sondern dahinter. Er war ein Zeuge jener letzten sieben Jahre, die Elvis Presley musikalisch und persönlich prägten. Dass aus dieser Nähe ein so umfassendes fotografisches Werk entstand, ist ein Glücksfall für die Musikgeschichte.

Sein Blick durch die Linse war mehr als nur Technik – es war eine stille Erzählung. Eine Erzählung über Ruhm, Melancholie, Leidenschaft und Einsamkeit. Ed Bonja hat Elvis Presley in vielen Facetten dokumentiert – als gefeierten Star, als verletzlichen Menschen und als Ikone.

Sein Archiv bleibt. Und mit ihm ein Stück Rock ’n’ Roll-Geschichte, das für künftige Generationen erfahrbar bleibt.

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