Am 14. Januar 1973 schrieb Elvis Presley Musikgeschichte: Mit „Aloha from Hawaii via Satellite“ fand erstmals ein Konzert eines Solokünstlers statt, das live per Satellit in zahlreiche Länder Asiens und Ozeaniens übertragen wurde. Veranstaltungsort war das Honolulu International Center in Hawaii. Während die Live-Ausstrahlung in Europa zeitversetzt erfolgte, musste das US-amerikanische Publikum bis zum 04. April desselben Jahres warten – um eine Überschneidung mit dem Super Bowl VII und dem zeitgleich in den Kinos laufenden Konzertfilm „Elvis on Tour“ zu vermeiden. NBC entschied sich daher, eine 90-minütige Spezialsendung zu produzieren.
Elvis Presley hatte 1970 seine landesweiten Tourneen wieder aufgenommen. Inspiriert vom historischen China-Besuch Richard Nixons im Jahr 1972, konzipierte Elvis Manager Colonel Tom Parker ein mediales Großereignis: ein global ausgestrahltes Livekonzert mit seinem Schützling. In Kooperation mit RCA Records und dem Sender NBC wurde die Show aufwendig produziert. Der Erlös kam dem Kui-Lee-Krebsfonds zugute – eine Hommage an den 1966 verstorbenen hawaiianischen Komponisten.

Produziert wurde das Spektakel von Marty Pasetta. Bereits zwei Tage vor der Hauptshow fand am 12. Januar ein Probekonzert statt, das ebenfalls aufgezeichnet wurde. Die Einschaltquoten in den Ländern der Live-Ausstrahlung waren beachtlich. Auch in den USA entwickelte sich die verspätete Ausstrahlung zum TV-Erfolg: Sie wurde zur meistgesehenen NBC-Sendung des Jahres und erhielt überwiegend positive Kritiken. Der zugehörige Soundtrack erreichte Platz eins der Billboard-Albumcharts.
Das erste satellitengestützte Konzert der Geschichte
Was „Aloha from Hawaii“ so besonders machte, war die bahnbrechende Entscheidung, das Konzert live via Satellit in viele Länder der Erde zu übertragen. Zum ersten Mal wurde ein Konzert auf diese Weise weltweit ausgestrahlt, was eine enorme technische und logistische Herausforderung darstellte. Die Kosten für diese Mammutproduktion beliefen sich auf über 2,5 Millionen US-Dollar, was es zur bis dahin teuersten TV-Produktion der Geschichte machte.
Das „Aloha from Hawaii“-Konzert wurde in mehr als 40 Ländern ausgestrahlt, und die Einschaltquoten waren beachtlich: Auf den Philippinen erreichte die Übertragung eine Zuschauerquote von über 90 Prozent. In Summe schätzte man, dass weltweit über eine Milliarde Menschen das Konzert sahen – entweder live, zeitversetzt oder als Zusammenschnitt. Damit übertraf die Zuschauerzahl sogar das legendäre TV-Ereignis der Mondlandung, was die Bedeutung dieses Auftritts noch weiter unterstreicht.
Vorbereitung und Planung von Aloha from Hawaii
Am 04. September 1972, dem Abschlusstag von Elvis Presleys 59 Abenden im Las Vegas Hilton, verkündete sein Manager Colonel Tom Parker auf einer Pressekonferenz das geplante TV-Special Aloha from Hawaii, das im Januar 1973 stattfinden sollte. Die Idee dazu war Parker bereits im Februar gekommen – inspiriert von der live übertragenen Chinareise von US-Präsident Richard Nixon. Gemeinsam mit NBC-Präsident Tom Sarnoff plante er zunächst eine Ausstrahlung für den 18. November, direkt im Anschluss an Presleys damalige Tournee.
Dieser Termin wurde jedoch auf Betreiben von CBS-Manager Jim Aubrey verschoben, um eine Überschneidung mit dem Kinostart von Elvis On Tour zu vermeiden. Das Konzert wurde schließlich für den 14. Januar 1973 im Honolulu Internationl Center (heute: Neal S. Blaisdell Center) angesetzt. Die US-Ausstrahlung erfolgte jedoch erst im April, da man eine zeitgleiche Übertragung mit dem Super Bowl VII verhindern wollte.
Produktionsteam und erste Zweifel
Sarnoffs Wahl fiel auf Marty Pasetta – einen routinierten Fernsehproduzenten, der bereits Formate für Perry Como, Bing Crosby und Don Ho verantwortet hatte. Zudem war er an der Umsetzung mehrerer Oscar-, Emmy- und Grammy-Verleihungen beteiligt. Elvis Presley legte großen Wert darauf, dass sein Konzert in einer Weise eingefangen würde, die die Atmosphäre einer echten Live-Performance widerspiegelt.
Um sich ein Bild zu machen, besuchte Pasetta am 15. November ein Presley-Konzert in Long Beach. Doch sein Eindruck war ernüchternd: Die Show wirkte auf ihn inszeniert und spannungsarm. Gegenüber NBC äußerte er Zweifel, ob sich daraus ein fesselndes 90-minütiges Fernsehspecial gestalten ließe. Man verwies ihn daraufhin an Colonel Parker.
Finanzierung und Wohltätigkeitsgedanke
Die Produktion des Konzerts wurde von RCA Records Tours, einer speziell zu diesem Zweck gegründeten Tochtergesellschaft von RCA Records, übernommen. Der Fernsehsender NBC zahlte für die Übertragungsrechte eine Summe von einer Million US-Dollar. Davon gingen 100.000 Dollar an RCA, während die verbleibenden 900.000 Dollar gemäß dem Managementvertrag von 1967 zu gleichen Teilen zwischen Elvis Presley und seinem Manager Colonel Tom Parker aufgeteilt wurden. Der Vertrag sah vor, dass Parker 50 Prozent aller Einnahmen zustehen.
Die Idee, das Konzert einem wohltätigen Zweck zu widmen, stammte vom Journalisten Eddie Sherman vom Honolulu Advertiser. Sherman hatte bereits 1961 Presleys Benefizkonzert zur Finanzierung des USS-Arizona-Memorials mitinitiiert. Da bei einer internationalen Fernsehübertragung keine Eintrittsgelder erhoben werden konnten, schlug er vor, stattdessen freiwillige Spenden zugunsten des Kui Lee Cancer Fund zu sammeln – einer von ihm selbst gegründeten Stiftung.
Der hawaiianische Sänger Kui Lee, dem die Stiftung gewidmet ist, war 1966 an Lymphdrüsenkrebs verstorben. Presley hatte dessen Lied „I’ll Remember You“ in sein Repertoire aufgenommen und unterstützte die Aktion, indem er persönlich 1.000 US-Dollar spendete. Auch das Publikum wurde dazu aufgerufen, freiwillige Beiträge für den guten Zweck zu leisten.
Bühnendesign und Vorbereitungen
Regisseur Marty Pasetta entwarf für Aloha from Hawaii ein innovatives Bühnenkonzept: Die Musiker sollten auf einem erhöhten Podest hinter Elvis positioniert werden, während ein vorgelagerter Laufsteg dem Sänger den direkten Kontakt zum Publikum ermöglichte. Spiegel und Neoninstallationen mit dem Namen „Elvis“ in verschiedenen Sprachen sollten das visuelle Erscheinungsbild abrunden. Colonel Tom Parker lehnte die Entwürfe zunächst strikt ab. Doch Pasetta bestand darauf, sie Elvis persönlich zu präsentieren.


Beim Treffen nahm Pasetta kein Blatt vor den Mund: Er kritisierte offen die zuletzt nachlassende Bühnenpräsenz des Stars und präsentierte seine Vision – inklusive der Empfehlung, abzunehmen. Elvis zeigte sich beeindruckt von Pasettas Offenheit. Aus dem Gespräch, das vier Stunden dauerte, resultierte eine unmittelbare Verhaltensänderung: Presley begann ein striktes Fitnessprogramm mit Karate, Vitaminen und Diät – binnen eines Monats verlor er elf Kilogramm.
Zur Vorbereitung der Show reiste Pasetta nach Los Angeles zurück, wo die Bühne für den Transport nach Hawaii zerlegt und verpackt wurde. In der Arena vor Ort nahm das aufwendige Bühnenbild einen erheblichen Teil des Raumes ein, einschließlich 3.500 Zuschauersitzen. Bereits vor der eigentlichen Live-Show wurden auf Hawaii Szenen für die spätere US-Ausstrahlung aufgezeichnet.
Elvis traf am 10. Januar 1973 in Honolulu ein, inspizierte die Bühne und ordnete Änderungen in der Positionierung seiner Musiker an. Während der Umbauarbeiten probte er im Hilton Hawaiian Village – dort entstand auch die Eröffnungsszene auf dem Helikopterlandeplatz, umringt von rund 1.000 jubelnden Fans.
Das Kostüm: Ein Statement für Amerika
Für sein bahnbrechendes „Aloha from Hawaii“-Konzert beauftragte Elvis Presley seinen langjährigen Designer Bill Belew mit der Gestaltung eines neuen Bühnenkostüms – es sollte eine patriotische Botschaft transportieren. Belew, der seit dem ikonischen schwarzen Lederanzug des 1968er Comeback-Specials für Presley arbeitete, hatte bereits zahlreiche markante Jumpsuits mit weiten Ärmeln, funkelnden Strasssteinen und Napoleonkragen entworfen.
Diesmal lautete die Anforderung: ein Outfit, das „Amerika“ verkörpert. Statt eines direkten Flaggenmotivs oder geografischer Darstellungen entschied man sich für den Weißkopfseeadler – inspiriert von einem Wappensymbol in einer US-Botschaft. Das Ergebnis war ein weißer Stretch-Gabardine-Anzug, verziert mit rund 6.500 Edelsteinen in den Farben Rot, Blau und Gold (bekannt als Aloha-Eagle Jumpsuit).
Ergänzt wurde das Ensemble durch einen breiten Ledergürtel mit fünf ovalen Emblemen, die das Große Siegel der Vereinigten Staaten zeigten. Ursprünglich war ein bodenlanger Umhang vorgesehen, den Presley zu Beginn dramatisch abwerfen wollte – doch das Gewicht erwies sich als zu hoch, sodass ein kürzeres Cape zum Einsatz kam.
Während der Proben schenkte Elvis den Original-Gürtel spontan der Ehefrau von Schauspieler Jack Lord. Bill Belew musste kurzfristig Ersatz beschaffen – die passenden Rubine fand er schließlich in Los Angeles. Mit seinem Team arbeitete er unermüdlich an einem neuen Gürtel und reiste persönlich nach Hawaii, um das fertige Outfit rechtzeitig zu übergeben.
Proben und Konzert
Die Generalprobe für „Aloha from Hawaii“ fand am Freitag, dem 12. Januar 1973, statt. Bereits beim Öffnen der Türen um 19 Uhr stürmten die Fans die Arena des Honolulu International Center – zwei Stunden vor Showbeginn. Viele Zuschauer standen oder saßen in den Gängen, obwohl die Besucherzahl ursprünglich auf 6.000 Personen begrenzt war. Die Probe wurde aufgezeichnet, verlief jedoch nicht reibungslos: Es kam zu technischen Problemen.
Am darauffolgenden Tag, dem 13. Januar 1973, erklärte Honolulus Bürgermeister Frank Fasi diesen Tag offiziell zum „Elvis Presley Day“ – als Anerkennung für Presleys Engagement zugunsten des Kui-Lee-Krebsfonds. Die Kritik der Honolulu Star-Bulletin war euphorisch: „(Presley) lieferte eine einstündige Show, die perfekt war“, hieß es. Besonders hervorgehoben wurde die begeisterte Reaktion der weiblichen Fans.
Die Aloha from Hawaii – Show
Das Hauptkonzert „Aloha from Hawaii“ fand am Sonntag, dem 14. Januar 1973, um 0:30 Uhr Ortszeit statt – gewählt, um die Prime-Time-Sendezeit in Asien und Australien zu treffen, darunter Hongkong, Japan, Südkorea, Südvietnam, die Philippinen und Australien. Der Zugang zur Veranstaltung war an diesem Abend stärker reguliert. Für Fans, die nicht mehr eingelassen wurden, organisierte Manager Colonel Tom Parker ein Ersatzprogramm mit Schulbands, Clowns und sogar Robotern.
Auch bei der Hauptveranstaltung kam es zu technischen Schwierigkeiten: Die Aufzeichnungsgeräte von NBC sowie das zusätzliche Equipment von RCA, das Toningenieur Wally Heider mitgebracht hatte, überlasteten die Stromversorgung. Zwar konnte das Problem rechtzeitig behoben werden, doch nur zwei Stunden vor Beginn verursachten die Bühnenlichter ein störendes Brummen im Tonsystem.
Um dies zu beheben, lieh sich das Technikteam von der US Navy Bleiplatten zur Abschirmung aus. In den ersten Reihen saßen überwiegend Teenager, das restliche Publikum bestand größtenteils aus Zuschauern mittleren Alters. Unter den Gästen waren neben Bürgermeister Fasi auch Schauspieler Jack Lord und Angehörige des verstorbenen Kui Lee.

Der Auftritt des King
Elvis Presley präsentierte insgesamt 22 Songs. Wie gewohnt betrat er die Bühne zur Fanfare „Also sprach Zarathustra“, bekannt aus 2001: Odyssee im Weltraum. Die weitere Songauswahl umfasste Klassiker wie „Blue Suede Shoes“, „Hound Dog“ und „Love Me“, aber auch gefühlvolle Balladen wie „You Gave Me a Mountain“, „My Way“, „I Can’t Stop Loving You“, „What Now My Love“, Kui Lees „I’ll Remember You“ und das patriotische „An American Trilogy“. Am Ende dieses Liedes warf Elvis seinen Gürtel ins Publikum.
Den Abschluss bildete „Can’t Help Falling in Love“: Während er zu singen begann, legte ihm sein Assistent Charlie Hodge den kurzen Umhang um. Am Ende der Nummer breitete er den Umhang dramatisch aus, ging auf ein Knie und warf ihn anschließend ins Publikum. Mit einem Shaka-Zeichen verabschiedete er sich von den Zuschauern und erhielt beim Abgang eine goldene Krone von seinen Fans.
Songübersicht
- Also sprach Zarathustra
- C.C. Rider
- Burning Love
- Something
- You Gave Me A Mountain
- Steamroller Blues
- My Way
- Love Me
- Johnny B. Goode
- It’s Over
- Blue Suede Shoes
- I’m So Lonesome I Could Cry
- I Can’t Stop Loving You
- Hound Dog
- What Now My Love
- Fever
- Welcome To My World
- Suspicious Minds
- Bandvorstellung durch Elvis
- I’ll Remember You
- Medley: Long Tall Sally/Whole Lotta Shakin‘ Goin‘ On
- An American Trilogy
- A Big Hunk O‘ Love
- Can’t Help Falling In Love
Zusätzliche Aufnahmen für die USA
Nachdem das Publikum die Arena verlassen hatte, kehrte Presley zurück auf die Bühne, um weitere Songs für die US-Fassung der Fernsehausstrahlung aufzuzeichnen. Dabei wurden mehrere Takes von „Blue Hawaii“, „Ku-U-I-Po“ und „Hawaiian Wedding Song“ aufgenommen. Auch „Early Morning Rain“ wurde eingespielt. Lediglich „No More“ wurde später nicht verwendet. Produzent Marty Pasetta bearbeitete das Material anschließend, um die europäische Fassung des Specials für die geplante Eurovision-Ausstrahlung um etwa zehn Minuten zu kürzen. Diese wurde am 14. April 1973 um 12:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit gesendet.
Musiker: Aloha from Hawaii
Elvis Presley wurde bei seinem historischen „Aloha from Hawaii“-Konzert von einer talentierten und hochkarätigen Gruppe von Musikern begleitet, die einen wesentlichen Teil des Erfolgs dieses außergewöhnlichen Auftritts ausmachten. Jeder dieser Musiker brachte seine besondere Expertise ein und trug dazu bei, dass das Konzert einen unvergessliche Note erhielt:
- James Burton (Lead Gitarre)
Als legendärer Gitarrist und langjähriger Begleiter von Elvis, sorgte James Burton für die unverkennbaren Gitarrenriffs, die viele von Elvis‘ Songs prägten. - Glen D. Hardin (Klavier)
Hardin fügte mit seinem virtuosen Klavierspiel den Stücken Tiefe und Rhythmus hinzu, was den Songs eine besondere musikalische Note verlieh. - Ronnie Tutt (Schlagzeug)
Der Schlagzeuger Ronnie Tutt war für die treibenden Beats verantwortlich, die viele der schnellen, energetischen Songs mitreißend gestalteten. - John Wilkinson (Rhythmusgitarre)
Wilkinsons Rhythmusgitarre bildete das solide Fundament, das die harmonische Struktur vieler Lieder unterstützte. - Jerry Scheff (Bass)
Scheffs Bassspiel fügte den Songs die nötige Tiefe und Schwere hinzu, besonders bei den rockigeren Stücken. - J. D. Sumner & The Stamps Quartet (Backgroundgesang)
J.D. Sumner, mit seiner tiefen Bassstimme, und sein Quartett sorgten für die kraftvollen und harmonischen Backgroundgesänge, die viele von Elvis‘ Auftritten untermalten. - Kathy Westmoreland (Backgroundgesang)
Kathy Westmoreland war bekannt für ihre hohe Sopranstimme, die Elvis‘ Balladen eine himmlische Atmosphäre verlieh. - Charlie Hodge (Backgroundgesang)
Neben seinen Gesangsbeiträgen war Charlie Hodge auch für die Übergaben von Gitarren an Elvis und die Organisation auf der Bühne bekannt. - Sweet Inspirations (Backgroundgesang)
Die Sweet Inspirations, eine von den besten weiblichen Gesangsgruppen ihrer Zeit, brachten soulige und gospelartige Klänge in das Konzert ein und verstärkten die emotionale Wirkung vieler Lieder. - Joe Guercio & Orchester
Unter der Leitung von Joe Guercio bot das Orchester den orchestralen Rahmen, der viele der Balladen und epischen Stücke des Konzerts eindrucksvoll untermalte.
Resonanz und mediale Wirkung
Die Einnahmen des Konzerts übertrafen die ursprünglich angestrebten 25.000 US-Dollar deutlich: Insgesamt kamen 75.000 US-Dollar zusammen – umgerechnet heute rund 531.200 US-Dollar. Der Betrag wurde der Kui-Lee-Krebsstiftung gespendet. Bereits am Tag nach dem Auftritt lobte der Kolumnist Wayne Harada vom Honolulu Advertiser das Konzert als „mitreißende, kompakte Stunde voller Musik und Kreischen“. Besonders bewegend für das hawaiianische Publikum sei laut Harada Elvis’ Interpretation von „I’ll Remember You“ gewesen; „An American Trilogy“ sei vom Publikum ebenfalls mit großer Euphorie aufgenommen worden.
Erste Schätzungen gingen davon aus, dass bis zu 1,5 Milliarden Menschen in 36 Ländern das Konzert sahen – eine Zahl, die auch Elvis’ Manager Colonel Tom Parker auf einer Pressekonferenz präsentierte. Die Live-Übertragung erfolgte über den Kommunikationssatelliten Intelsat IV F-4. In Australien wurde das Konzert mit technischer Unterstützung der Overseas Telecommunications Commission vom Sender Channel Nine ausgestrahlt. In Japan bildete die Sendung den Höhepunkt der „Elvis Presley Week“ auf NTV und erreichte dort einen Marktanteil von 37,8 Prozent.
In Hongkong lag die Einschaltquote bei 70 Prozent, in Südkorea zwischen 70 und 80 Prozent; auf den Philippinen sogar bei 91,8 Prozent. Aufgrund des Kalten Krieges wurde das Konzert weder in China noch in der Sowjetunion ausgestrahlt. Auch in Europa wurde es nicht live gezeigt, sondern erst Wochen später. Staaten des Warschauer Pakts waren ausgeschlossen.
In den USA wurde die 90-minütige Fassung des Konzerts am 04. April 1973 ausgestrahlt. Gesponsert wurde das Special von Stokely-Van Camp und Toyota. Regisseur Marty Pasetta eröffnete die Sendung mit einer animierten Sequenz: Ein Satellit „strahlte“ Elvis’ Konzert in alle Welt, begleitet von Morsezeichen mit der Botschaft „Elvis: Aloha from Hawaii“. Eingefügt wurden außerdem Szenen von Presleys Helikopteranreise zum Hilton Hotel und von der Menschenmenge vor der Arena.
Die zusätzlichen Songs (Blue Hawaii, Ku-U-I-Po, No More, Hawaiian Wedding Song, Early Morning Rain), die nach dem Konzert aufgenommen wurden, wurden in die Sendung integriert. Pasetta verwendete Split-Screens, um Presley parallel zur hawaiianischen Landschaft zu zeigen. Der Song „No More“ wurde in der TV-Version nicht verwendet. Die Sendung erreichte eine Nielsen-Einschaltquote von 33,8 bei einem Marktanteil von 57 Prozent.
Das Branchenblatt Billboard lobte die Kameraführung und attestierte Presley „meisterhaftes Showmanship“. Mit 38 Jahren, so das Fazit, wisse Presley noch immer, wie man Rockmusik singt. Die Los Angeles Times hob seine „polierten Fähigkeiten“ hervor und bezeichnete einige Darbietungen als „amüsante Parodie“ seiner frühen Karriere. „An American Trilogy“ wurde als „umwerfend“ beschrieben, „I’ll Remember You“ als „rührend“.
Anders fiel die Kritik der Boston Globe aus, die lediglich zwei von fünf Sternen vergab. Die Bühnendekorationen seien bloß Staffage, Presley sei „in Firlefanz versunken“, hieß es. Im Vergleich zu seinen früheren Auftritten bei der Ed Sullivan Show sei die Spannung verschwunden – Presley parodiere sich selbst und sein Umfeld. Die New York Daily News lobte Pasettas Regiearbeit und die stringente Inszenierung des Konzerts, das mit wenig technischen Spielereien, aber viel Gefühl überzeugte.
Auch die Charlotte News urteilte ambivalent: Presley habe sich sichtlich verausgabt, doch die Sendung sei mit 90 Minuten deutlich zu lang geraten. Kritik gab es auch an NBCs Entscheidung, unmittelbar danach eine Show mit Ann-Margret auszustrahlen. Der Cincinnati Enquirer zeigte sich beeindruckt von Presleys Stimme und Bühnenpräsenz, kritisierte jedoch den seiner Meinung nach überflüssigen Abschnitt über seine Ankunft und den Empfang durch die Fans. Der Rock-Kritiker der Zeitung beanstandete zudem die vielen Nahaufnahmen, durch die die mystische Aura Presleys zur Hälfte verloren gehe.
Soundtrack
Im Februar 1973 veröffentlichte RCA Records weltweit den Soundtrack zum Konzert „Aloha from Hawaii“ – erstmals in Quadrophonie. Zwei firmeneigene Presswerke wurden mit der Herstellung der Schallplatten beauftragt. Das Cover der Doppel-LP trug den Schriftzug „We love Elvis“ in verschiedenen Sprachen, was die internationale Bedeutung des Ereignisses unterstrich.
Das Album erreichte Platz eins der Billboard 200 und markierte damit Presleys erstes Nummer-eins-Album seit 1965 – und zugleich das letzte zu Lebzeiten. Es handelte sich um sein zweites Doppelalbum außerhalb von Kompilationen. Innerhalb von nur zwei Wochen wurden über 500.000 Exemplare verkauft, bereits nach einer Woche erhielt es die Gold-Auszeichnung. Später wurde das Album mit fünffachem Platin geehrt.
Wissenswertes
„Aloha from Hawaii“ war die erste Satellitenübertragung, die ausschließlich einem einzigen Künstler gewidmet war. Die Produktionskosten beliefen sich auf rund 2,5 Millionen US-Dollar, was heute inflationsbereinigt etwa 17,71 Millionen US-Dollar entspricht – ein Rekordbetrag zur damaligen Zeit. In den USA wurde das Konzert zur quotenstärksten NBC-Sendung des Jahres.
Für den Auftritt fertigte Designer Bill Belew zwei Bühnenkostüme, von denen Elvis je eines pro Show trug. Beide Jumpsuits befinden sich heute im Besitz von Elvis Presley Enterprises; eines davon ist im Graceland-Anwesen ausgestellt. Das kurze Cape, das Elvis während der Show trug und später ins Publikum warf, fing der Sportreporter Bruce Spinks vom Honolulu Advertiser. Später verkaufte er es an den Sammler Andrew Kern. Nach Kerns Tod 1995 ließ dessen Mutter das Cape – seinem Wunsch entsprechend – Elvis Presley Enterprises zukommen. Das zweite Cape wurde 1999 bei einer der Firma RR Auction für 105.250 US-Dollar versteigert, was heute rund 198.700 US-Dollar entspricht. 2014 wurde das lange Cape erneut bei RR Auction angeboten.
Zum 30. Todestag von Elvis Presleys wurde 2007 am historischen Veranstaltungsort eine lebensgroße Bronzestatue enthüllt, finanziert vom Fernsehsender TV Land. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Konzerts fand 2013 eine fünftägige Festwoche auf Hawaii statt. Am 14. Januar wurde das Konzert im heutigen Neal S. Blaisdell Center – dem ursprünglichen Veranstaltungsort – nochmals aufgeführt.
Heimveröffentlichungen
Erstmals erschien „Aloha from Hawaii“ 1984 auf VHS. Im September 2004 veröffentlichte RCA die Aloha from Hawaii: Deluxe Edition auf DVD. Das aufwendig produzierte Set umfasst zwei Discs mit dem Konzert, der Generalprobe sowie der erweiterten US-Fassung. Darüber hinaus enthält es die vollständige Ankunftssequenz Presleys und die gesamte Nachkonzert-Session. Bild und Ton wurden digital von den Originalbändern remastert. Die Musikplattform AllMusic bewertete die DVD mit vier von fünf Sternen und lobte, dass die Show auch 31 Jahre später noch „mitreißend“ sei – insbesondere dank der hochwertigen Neuabmischung von Ton und Bild.
Fazit
„Aloha from Hawaii“ war nicht nur ein Konzert, sondern ein kulturelles und technisches Meisterwerk. Es zeigte Elvis Presley auf dem Höhepunkt seiner Karriere und vereinte die ganze Welt für einen Moment durch die Magie seiner Musik. Die Erlöse des Konzerts in Höhe von 75.000 US-Dollar, die an die Kui-Lee-Krebsstiftung gespendet wurden, gaben dem Ereignis zudem eine wohltätige Dimension.
Mit über einer Milliarde Zuschauerinnen und Zuschauern weltweit war „Aloha from Hawaii“ mehr als nur eine Show – es war ein Moment, der die Macht der Musik und der Technologie auf spektakuläre Weise miteinander verband und für i