Nach dem plötzlichen Tod von Elvis Presley am 16. August 1977, der durch ein akutes Herzversagen ausgelöst wurde, setzten die zuständigen Behörden unmittelbar eine offizielle Untersuchung zur Klärung der genauen Todesumstände in Gang. Der damals zuständige Gerichtsmediziner des Shelby County, Dr. Jerry Francisco, beauftragte Dan Warlick mit der Durchführung der Ermittlungen. Warlick war zu jener Zeit als leitender Ermittler im Büro des Chief Medical Examiner tätig und hatte Erfahrung mit komplexen Fällen plötzlichen Todes.
Untersuchung der Todesursache von Elvis Presley
Da Warlick Fremdverschulden als Todesursache schnell ausschließen konnte, gab es auch keine Notwendigkeit für die Durchführung einer staatlichen Autopsie, ein ganz normaler Vorgang, der jedoch später von Journalisten als Hinweis auf eine Verschwörung gedeutet wurde, die wahren Hintergründe von Elvis Presleys Tod zu verschleiern.
Vernon Presleys Antrag auf eine private Autopsie wurde noch am selben Tag von Elvis Leibarzt Dr. George Nichopoulos bei den Pathologen des Baptist Memorial Hospital eingereicht. Da das dortige Pathologieteam um Dr. Muirhead bei einem so prominenten Fall über jeden Verdacht erhaben sein wollte, wohnte der Autopsie auch das Team um den staatlichen Leichenbeschauer Dr. Francisco in beratender Funktion bei. Man begann mit dem morphologischen Teil der Autopsie und suchte den Körper zunächst erfolglos auf äußere Verletzungen, Einstichspuren von Injektionsnadeln und ähnliches ab. Im weiteren Verlauf der Autopsie konnten schnell einige für einen plötzlichen Tod typische Erkrankungen wie Lungenembolie, ein Aneurysma, Endokarditis oder eine Blutung ausgeschlossen werden.
Todesursache von Elvis Presley
Man fand allerdings Arteriosklerose (Systemerkrankung der Schlagadern) sowie Hypertrophie (Größenzunahme eines Organs oder eines Gewebes). Sehr auffällig war zudem der stark krankhaft vergrößerte Darm, der nicht nur erhebliche Schwierigkeiten und Schmerzen verursacht haben musste, sondern Elvis auch viel übergewichtiger erscheinen ließ, als er mit etwa 110 kg bei einer Größe von 1,80 m tatsächlich war.
Noch für denselben Abend hatten sich die Ärzte zu einer Pressekonferenz bereiterklärt, und obwohl die laufende Autopsie bis zu diesem Zeitpunkt kein eindeutiges Ergebnis vorweisen konnte und auch die Ergebnisse der Laboruntersuchungen noch nicht vorlagen, präsentierte Dr. Francisco, als Sprecher des Ärzteteams, den Medien folgende Todesursache:
Originalzitat
The ruling of the autopsy is that the cause of death is cardiac arrhythmia due to undetermined heartbeat. There are several cardiovascular diseases that are known at the present [explanation of those]. It may take several days [to determine the cause of death]; it may take weeks. It may never be discovered… He was using medication to control his blood pressure and or a colon problem, but there is no evidence of any chronic abuse of drugs whatsoever.
Dr. Jerry Francisco
Deutsche Übersetzung
Die Autopsie hat ergeben, dass Herzversagen aufgrund von Herzarrythmie vorlag. Es wurden kardiovaskuläre Vorerkrankungen festgestellt [kurze Erläuterung derselben]. Es kann Tage oder Wochen dauern, bis die genaue Todesursache feststeht, eventuell wird sie nie gefunden… Er nahm Medikamente gegen hohen Blutdruck und eine Darmerkrankung, aber es gibt keinerlei Hinweis auf Medikamentenmissbrauch oder Drogenkonsum irgendwelcher Art.
Dr. Jerry Francisco
Andere Pathologen aus dem Team waren entsetzt über die, in ihren Augen, zu schnelle Aussage ihres Kollegen. Infolgedessen kam es immer wieder zu erheblichen Meinungsunterschieden zwischen den Medizinern.
Laboruntersuchungen
Die Ergebnisse der ersten Proben, die man an 2 Laboratorien in Memphis gesandt hatte, waren wenig aussagekräftig. Es wurden weder Drogen noch Alkohol nachgewiesen – lediglich die Einnahme einiger Medikamente konnte bestätigt werden. So entschloss man sich erneut Untersuchungsmaterial, nun aber an das Bio-Science-Labor, zu senden. Entnommen wurden bei der Autopsie sowohl Blut- als auch Urin- und Gewebeproben. Der Toxikologe Robert H. Cravey wurde zusätzlich als Fachmann hinzugezogen.


Als der Befund des Labors wenige Tage später endlich vorlag stellte sich ebenfalls heraus, dass sich keine illegalen Drogen und kein Alkohol im Körper des King Of Rock ‘n‘ Roll befunden hatten. Es wurden jedoch verschiedene Medikamente in hohen Dosen nachgewiesen. Anhand dieser Funde wurde schnell klar, wie Krank Elvis gewesen sein musste. Er erhielt unter anderem Medikamente gegen Schlaflosigkeit, ein chronisches Darmleiden (Megakolon), Diabetes Mellitus, Bluthochdruck, Arthritis, Probleme mit den Nieren und Folgen des Morbus Reiter-Syndroms. Nachgewiesen wurden die Substanzen Ethinamat/Valmid, Methaqualon/Quaalude, Codein, Meperidine/Petidin/Demerol, Chlorpheniramin und ein Barbiturat (Schlaf- und Schmerzmittel) sowie ein Antihistamin.
Abschließend kommt das Baptist Memorial Krankenhaus zu dem Ergebnis, dass Elvis – in Folge eines ungesunden Konsums von legalen Medikamenten die im Laufe der Zeit sein Herz angegriffen haben – verstorben ist.
Originalzitat
In accordance with interpretations made by or consultants versed in therapeutic and toxic drug levels in body fluids and tissues, and in accordance with our interpretation of results on drug levels and their clinical significance as recorded in the literature, it is our view that death in the case of Baptist Memorial Hospital A77-160 resulted from multiple drug ingestion (commonly known as „polypharmacy“). Of particular note is the combination of codeine, ethchlorvynol and barbiturates detected in body fluids and tissues. The levels in body fluids exceed some other known identifiable multi drug overdose cases where codeine has been implicated.
Absatz zur toxikologischen Untersuchung im Autopsiebericht
Deutsche Übersetzung
In Übereinstimmung mit den Auswertungen unserer Sachverständigen für therapeutische und toxische Medikamentenkonzentrationen in Körperflüssigkeiten und -geweben und gemäß unseren eigenen Auswertungen der in der Fachliteratur beschriebenen Befunde zu Medikamentenkonzentrationen und deren klinischer Signifikanz, kommen wir zu dem Schluss, dass Patient A77-160 des Baptist Memorial Hospitals durch die Einnahme zahlreicher Medikamente verstarb (gemeinhin als „Polypragmasie“ bekannt). Im Besonderen fiel eine Kombination aus Codein, Ethchlorvynol und Barbituraten in den Körperflüssigkeiten und -geweben auf. Die Konzentrationen in den Körperflüssigkeiten überstiegen jene in anderen nachweisbaren Fällen von tödlichen Überdosen unter Beteiligung von Codein.
Absatz zur toxikologischen Untersuchung im Autopsiebericht
Meinungsverschiedenheiten
Nicht alle Mediziner und Fachleute stimmen mit diesem Ergebnis überein. So antwortete Dan Warlick, der Beamte der als erster den Tod von Elvis untersuchte, in einem Interview 2009 auf die Frage, ob Elvis an einer Medikamentenüberdosis verstorben sei:
Originalzitat
I hope I can make this clear for the last time. Elvis Presley did not die of a drug overdose… It makes a better story [for the media], but it’s not true. That poor guy had issues with his physiology that were in large part genetic.
Dan Warlick
Deutsche Übersetzung
Ich hoffe, ich kann das jetzt ein für alle Mal klarstellen. Elvis Presley ist nicht an einer Überdosis Medikamente verstorben. Das mag zwar eine interessantere Story [für die Medien] sein, aber es ist nicht wahr. Der arme Kerl hatte ernste physiologische Probleme, die größtenteils genetisch bedingt waren.
Dan Warlick
Der staatliche Leichenbeschauer Dr. Francisco, der am 21. Oktober 1977 ein ärztliches Bulletin zum Tod von Elvis anfertigte, gab eine hypertone Herzerkrankung mit einer Herzkranzgefäß-Schädigung als Todesursache an Dieses Krankheitsbild liege in keinem Zusammenhang mit der Einnahme irgendwelcher Medikamente.
Der Meinungsverschiedenheiten der untersuchenden Mediziner sind bis zum heutigen Tage, trotz diverser Gerichtsverhandlungen und Untersuchungen bis in die 90ger Jahre nicht beigelegt worden. Die einzige Übereinstimmung war, dass Elvis an Herzversagen verstorben sei.
Fazit
Der Tod von Elvis Presley am 16. August 1977 bleibt bis heute ein kontrovers diskutiertes Thema, das sowohl medizinisch als auch öffentlich nie abschließend geklärt wurde. Obwohl als unmittelbare Todesursache offiziell Herzversagen durch eine Herzrhythmusstörung angegeben wurde, trugen zahlreiche Faktoren zur Komplexität des Falls bei. Die erste offizielle Autopsie, an der mehrere erfahrene Mediziner beteiligt waren, lieferte zunächst keine eindeutigen Befunde. Zwar konnten äußere Einwirkungen und offensichtliche Drogenmissbräuche ausgeschlossen werden, jedoch zeigten sich Hinweise auf ernsthafte Vorerkrankungen – darunter eine massive Vergrößerung des Darms, Arteriosklerose sowie Bluthochdruck – und ein insgesamt sehr schlechter Gesundheitszustand.
Die nachfolgenden toxikologischen Untersuchungen belegten die Einnahme einer Vielzahl legaler Medikamente in teilweise hohen Konzentrationen, die vermutlich im Zusammenspiel eine belastende Wirkung auf Herz und Kreislauf hatten. Dies führte zu der später von den Pathologen des Baptist Memorial Hospital formulierten Annahme eines Todes durch Polypharmazie – eine Überlastung des Organismus durch die gleichzeitige Einnahme verschiedener Medikamente.
Allerdings widersprachen einige Beteiligte dieser Einschätzung vehement. Insbesondere Dan Warlick, der leitende Ermittler vor Ort, betonte noch Jahrzehnte später, dass keine Medikamentenüberdosis vorgelegen habe und vielmehr genetisch bedingte physiologische Schwächen Elvis’ Gesundheitszustand maßgeblich verschlechtert hätten. Auch der Gerichtsmediziner Dr. Francisco stellte in seinem ärztlichen Bulletin eine hypertone Herzerkrankung mit Gefäßschädigungen als primäre Todesursache heraus, ohne einen Zusammenhang mit Medikamenten zu bestätigen.
Trotz dieser unterschiedlichen Deutungen besteht zumindest Konsens darüber, dass Elvis Presley an Herzversagen starb – jedoch bleibt umstritten, ob dieses durch natürliche Ursachen, genetische Disposition, medikamentöse Belastungen oder eine Kombination all dieser Faktoren ausgelöst wurde. Der Fall offenbart damit nicht nur die medizinischen Herausforderungen komplexer Todesursachen, sondern auch die Macht der öffentlichen Wahrnehmung, Spekulation und Medieninterpretation im Umgang mit prominenten Schicksalen.
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