Will Hutchins, der als liebenswerter Sheriff Tom Brewster in der Westernserie Sugarfoot Fernsehgeschichte schrieb und mit Elvis Presley in den Filmen Spinout (1966) und Clambake (1967) vor der Kamera stand, ist am 21. April 2025 im Alter von 94 Jahren im US-amerikanischen Manhasset, New York, an den Folgen eines Atemversagens verstorben. Das bestätigte seine Ehefrau Barbara Hutchins. Ob als Fernseh-Cowboy, charmanter Komiker oder Sidekick des „King of Rock ’n’ Roll“ – Hutchins verkörperte stets Figuren mit Herz, Humor und einem gewissen Augenzwinkern. Seine bekannteste Rolle machte ihn in den späten 1950er-Jahren zum Star – und zu einem Symbol für eine andere Art von Held im Wilden Westen.
Die Geburt einer ungewöhnlichen Westernfigur
Hutchins brachte frischen Wind in das Western-Genre, das damals vom Bild des harten, wortkargen Revolverhelden dominiert wurde. Als Tom Brewster verkörperte er einen jungen Jurastudenten aus dem Osten, der sich im Westen als Gesetzeshüter versucht – allerdings mit mehr Herz als Härte. Statt Whiskey bestellte er Sarsaparilla mit Kirschgeschmack, anstelle des Colts nutzte er lieber Argumente. Seine sympathische Mischung aus Naivität, Intelligenz und Ironie machte ihn schnell zum Publikumsliebling.
Mit seinem hellblond gefärbten Haar, dem schelmischen Lächeln und der unaufdringlichen Präsenz war Hutchins das genaue Gegenteil des klassischen TV-Cowboys – und gerade deshalb so wirkungsvoll. Sugarfoot selbst bezog seinen Titel aus einem älteren Westernfilm, doch Hutchins hauchte dem Begriff eine neue, liebevolle Bedeutung ein: der Sugarfoot als sanftmütiger Held in rauer Umgebung.

Aufstieg während des Western-Booms
Ende der 1950er boomte das Genre: 1958 und 1959 gehörten acht der zehn erfolgreichsten TV-Serien den Westerns. Neben Cheyenne und Maverick erlangte auch Sugarfoot Kultstatus. Hutchins hob sich dabei durch seinen charmanten Humor und seine ablehnende Haltung gegenüber Gewalt deutlich von seinen Zeitgenossen ab. In der Rolle brillierte er mit einem leichtfüßigen Spiel, das selbst dramatische Szenen mit einem Augenzwinkern auflöste. Er war kein Revolverheld, sondern ein humanistischer Einzelgänger mit Idealen – und das kam beim Fernsehpublikum gut an.
Hollywoods Wandel – und der Weg zu Elvis Presley
Mit dem Ende der Western-Welle in den 1960er-Jahren verlor auch Hutchins an Strahlkraft. Versuche, im Sitcom-Format Fuß zu fassen – etwa in Hey, Landlord (1966–1967) oder Blondie (1968) – verliefen wenig erfolgreich. Doch das Kino bot ihm neue Chancen. Insbesondere zwei Filme mit Elvis Presley aus den Jahren 1966 und 1967 zeigten Hutchins’ komödiantisches Talent erneut einem breiteren Publikum.
In Spinout (1966) war er einer der Verehrer der weiblichen Hauptfigur, ein humorvoller Nebencharakter im Umfeld von Presleys Rennfahrer-Musiker-Rolle Mike McCoy. Auch in Clambake (1967) trat er als liebenswerter Tollpatsch Tom Wilson auf – eine Rolle, die Hutchins mit gewohnter Ironie und Charme ausfüllte. Er agierte als bewusst überzeichneter Gegenpol zu Elvis Presleys Coolness und half so, die Handlung durch humoristische Akzente zu beleben.

Die Dreharbeiten mit Elvis sollen von großer gegenseitiger Sympathie geprägt gewesen sein. Hutchins sprach später oft bewundernd über den Musiker und hütete lange Zeit ein signiertes Foto – bis es durch eine ehemalige Freundin samt seinem Porsche spurlos verschwand.
Ein Clown, der ernst genommen werden wollte
1973 überraschte Hutchins mit einem radikalen Schritt: Er wurde Zirkusclown. Für ein Honorar von 50 Dollar pro Woche reiste er mit kleinen Ensembles durch die USA, später auch durch Australien, Sri Lanka und Europa. Die Kunst des Lachens nahm er dabei sehr ernst. „Um andere zum Lachen zu bringen, muss man selbst vollkommen ernsthaft sein“, erklärte er 1981 in einem Interview. Seine Vorbilder waren Charlie Chaplin und Buster Keaton – Komiker mit Tiefe, Melancholie und Präzision.
Sein Clown war kein alberner Spaßmacher, sondern ein Charakterdarsteller in Maske – ein weiteres Beispiel für Hutchins’ Fähigkeit, auch außerhalb des Rampenlichts kreative Wege zu gehen und sich neu zu erfinden.
Ein Leben in Episoden
Geboren wurde Will Hutchins am 5. Mai 1930 in Los Angeles als Marshall Lowell Hutchason. Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs er bei seiner Mutter auf. Während des Koreakrieges diente er als Corporal im NATO-Hauptquartier in Paris. Mithilfe des G.I. Bill studierte er später an der renommierten Filmschule der UCLA, wo sein Schauspieltalent von Warner Brothers entdeckt wurde. Produzent Bill Orr gab ihm seinen markanten Künstlernamen.
Privat war Hutchins zweimal verheiratet: Zunächst mit Chris Burnett, der Schwester von Comedystar Carol Burnett. Aus dieser Ehe ging Tochter Jennifer hervor. 1988 heiratete er Barbara Torres, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte.
In späteren Jahren zog sich Hutchins weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück. Er arbeitete eine Zeit lang auf Vorschlag seiner Frau als Versandmitarbeiter bei NBC und ging 1996 endgültig in den Ruhestand. In Glen Head auf Long Island verbrachte er seine letzten Lebensjahre zurückgezogen – meist mit Cowboyhut auf der Veranda, stets bereit für ein freundliches Gespräch.
Der letzte Western-Erzähler
Auch als Autor fand Hutchins Gehör: In zahlreichen humorvollen Erinnerungsstücken für das Online-Magazin Western Clippings reflektierte er über die Glanz- und Schattenseiten seiner Karriere. Besonders charmant war sein Rückblick auf das Ende der Western-Ära:
„Jawohl, Partner – die TV-Westernwelle raste wie ein Präriebrand durchs Land und verpuffte genauso schnell. Noch nie zuvor in der Geschichte waren so viele Pferde arbeitslos.“
Abschied von einem leisen Helden
Will Hutchins war ein Mann mit vielen Gesichtern: Fernsehstar, Filmdarsteller, Clown, Autor und Lebenskünstler. Er verstand es, seine Rollen mit Wärme, Humor und Selbstreflexion zu füllen – ob als Cowboy mit Kirsche im Glas, als trotteliger Sidekick von Elvis oder als trauriger Clown im Zirkuszelt.
Sein Vermächtnis lebt weiter in den Herzen jener, die sich an eine Fernsehzeit erinnern, in der der Gute nicht immer der Schnellste am Colt sein musste – sondern einfach nur jemand, der sein Pferd liebte und lieber Sarsaparilla trank als Blut vergoss.
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