Das englische Wort „Roustabout“ ist tief in der amerikanischen Kulturgeschichte verwurzelt. Es ruft Bilder von schuftenden Männern auf Rummelplätzen, bei Ölbohrungen oder auf Flussschiffen wach — rau, unermüdlich, unerschrocken. Aber woher stammt dieses eigenartige Wort, dessen Klang fast so ungestüm wirkt wie die Tätigkeiten, die es beschreibt? Eine eingehende Betrachtung seiner Etymologie führt einen nicht nur in die Tiefen der amerikanischen Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts, sondern auch an die Wurzeln der sprachlichen Kreativität, die typisch für das amerikanische Englisch ist.
Etymologische Herkunft
Die Herkunft des Wortes „Roustabout“ ist unsicher und bietet Raum für verschiedene Hypothesen. Die erste belegte Verwendung wird in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert, genauer etwa um 1830 bis 1840, vor allem in den Regionen entlang des Mississippi und Ohio Rivers.
Das Wort scheint eine Ableitung von „roust“ zu sein, einer damals gängigen Variante des Verbs „rouse“, was so viel wie „aufrütteln“, „wecken“ oder „anregen“ bedeutet. Die Form „roust“ war im frühen amerikanischen Englisch verbreitet und bedeutete oft „mit Kraft oder Gewalt bewegen“. Der zweite Teil des Wortes, „about“, deutet auf eine Person hin, die umhergeht, von einem Job zum anderen, ohne feste Bindung.
Der Begriff „Roustabout“ könnte demnach wörtlich als jemand verstanden werden, „der aufsteht und sich überall herumtreibt“ – eine treffende Beschreibung für einen Arbeiter ohne festen Arbeitsplatz, der seine Dienste dort anbietet, wo körperliche Arbeit gebraucht wird.
Einige Linguisten spekulieren, dass der Begriff eine Verschmelzung von „roust“ und „rabble“ sein könnte – letzteres bedeutet „Pöbel“ oder „gemeine Leute“ – aber dies bleibt umstritten. Sprachhistoriker sehen in der Zusammensetzung von Verb und Adverb einen typischen Zug der US-amerikanischen Wortbildung jener Zeit: pragmatisch, anschaulich und oft von mündlichen Umgangsformen geprägt.
Frühe Verwendungen
Bereits in den 1830er- und 1840er-Jahren tauchte „roustabout“ in Berichten über das Leben auf den Flussschiffen des Mississippi auf. Diese dampfgetriebenen Schiffe, Symbole des wirtschaftlichen Aufschwungs, benötigten zahlreiche ungelernt beschäftigte Männer, die schwere Arbeiten verrichteten – das Be- und Entladen der Waren, das Sauberhalten der Decks oder die Wartung der Dampfmaschinen.
Mark Twain, ein aufmerksamer Chronist dieser Epoche, verwendet in seinem Werk „Life on the Mississippi“ (1883) den Begriff „roustabout“ zur Beschreibung der Arbeiter auf den Flussschiffen. In seinem Stil wird deutlich, dass der Begriff bereits gängig war und eine gewisse gesellschaftliche Konnotation trug: Roustabouts waren oft niedrig angesehen, aber unverzichtbar für den reibungslosen Ablauf des Handels.
Ein Zitat aus einem Zeitungsartikel von 1838, abgedruckt im „Missouri Republican“, beschreibt die Roustabouts als die „strong arms behind the steamboat trade“, als „starke Arme hinter dem Dampfschiffhandel“.

Bedeutungswandel und weitere Verwendungen
Im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erweiterte sich die Bedeutung des Begriffs. Er wurde zunehmend als Bezeichnung für Tagelöhner beim Zirkus und auf dem Jahrmarkt verwendet – Männer, die Zelte aufstellten, Tiere transportierten oder als Bühnenarbeiter tätig waren. Der Wanderzirkus des 19. Jahrhunderts war ohne Roustabouts nicht denkbar: flexibel, kräftig und meist bereit, dort zu arbeiten, wo harte körperliche Arbeit gefragt war.
Mit der Ausweitung der Ölindustrie in den frühen 1900er-Jahren erlebte der Begriff eine weitere Bedeutungsverengung. In den Ölfeldern von Texas, Oklahoma und Kalifornien bezeichnete „roustabout“ zunehmend ungelernte Arbeiter, die unter Anleitung von Vorarbeitern die Anlagen warteten, Leitungen verlegten oder Erdölpumpen instand hielten. Diese Arbeit erforderte nicht nur rohe Körperkraft, sondern auch eine gewisse Anpassungsfähigkeit und technisches Verständnis.
Bis heute ist „roustabout“ in der Öl- und Gasindustrie ein gebräuchlicher Begriff für Einstiegsjobs auf Bohrinseln und in Förderanlagen.
Soziokulturelle Konnotationen
Roustabouts waren oft am unteren Ende der sozialen Hierarchie angesiedelt. Sie waren meist Wanderarbeiter, schlecht bezahlt, mit unsicherer Beschäftigung und harten Arbeitsbedingungen. Dennoch umweht den Begriff auch ein Hauch von Abenteuerlust und Unabhängigkeit: Roustabouts waren frei, sich von einem Arbeitsplatz zum nächsten zu bewegen, frei von den Fesseln bürgerlicher Zwänge.
In der Populärkultur wurde dieses Image mehrfach aufgegriffen, etwa in dem 1964 erschienenen gleichnamigen Film „Roustabout“ mit Elvis Presley in der Hauptrolle. In diesem Film verkörpert Presley einen Motorrad fahrenden Sänger, der sich einem Wanderzirkus anschließt – eine moderne Interpretation des klassischen Roustabout als Freigeist und Außenseiter.
Auch in der Literatur finden sich Hinweise auf die harte, aber faszinierende Welt der Roustabouts, etwa bei amerikanischen Autoren wie William Faulkner oder Tennessee Williams, die immer wieder Figuren aus der Arbeiterklasse porträtierten.
Sprachliche Ableitungen und Varianten
Interessanterweise hat „roustabout“ relativ wenige direkte Ableitungen im modernen Englisch gebildet. Gebräuchlich sind jedoch:
- Roustabout work
eine Tätigkeit, die wenig Qualifikation, aber viel körperlichen Einsatz erfordert. - Roustabout crew
eine Gruppe von Arbeitern, etwa auf einer Ölbohrinsel.
In bestimmten Dialekten oder umgangssprachlichen Varianten taucht auch das verkürzte „rouster“ auf, allerdings selten.

„Roustabout“ (1964): Elvis Presley und die Popularisierung des Begriffs
Der Begriff „Roustabout“ erlangte 1964 neue kulturelle Aufmerksamkeit durch den gleichnamigen Film mit Elvis Presley in der Hauptrolle. Regie führte John Rich, das Drehbuch stammte von Anthony Lawrence. Der Film erzählt die Geschichte von Charlie Rogers, einem jungen Motorrad fahrenden Sänger, der nach einem Unfall bei einem Wanderzirkus anheuert und fortan als Roustabout arbeitet.
Presley verkörperte dabei einen klassischen Archetyp: den ruhelosen Außenseiter, der sich seinen Platz in einer Gemeinschaft hart erarbeiten muss. Der Film brachte das Bild des Roustabouts als unabhängiger, kräftiger Arbeiter, aber auch als Symbol für Abenteuerlust und Rebellion einem breiten Publikum nahe. In der Darstellung Presleys verband sich der Begriff mit jugendlicher Coolness und dem amerikanischen Traum von Selbstverwirklichung.
Der Titelsong „Roustabout“, geschrieben von Bill Giant, Bernie Baum und Florence Kaye, wurde zu einem Soundtrack-Erfolg und unterstützte die Popularisierung des Begriffs.
Fazit
Der Begriff „Roustabout“ spiegelt die Wurzeln der amerikanischen Arbeitskultur wider: ein raues, kraftvolles Wort für wandernde Arbeiter ohne festen Arbeitsplatz. Seine Etymologie zeigt eine typisch amerikanische Wortschöpfung aus „roust“ und „about“. Ursprünglich auf Flussschiffen beheimatet, fand der Begriff später Verwendung in Zirkussen und der Ölindustrie. 1964 brachte Elvis Presley mit dem Film „Roustabout“ das Wort erneut ins Rampenlicht und verband es mit Rebellion, Freiheit und Abenteuer. Bis heute steht „Roustabout“ für Unabhängigkeit, körperliche Arbeit und eine ungebundene Lebensweise – ein faszinierendes Stück amerikanischer Sprach- und Kulturgeschichte.