Elvis und Liberace: Eine Freundschaft, die Las Vegas revolutionierte

Elvis und Liberace revolutionierten die Las Vegas-Bühne mit extravaganten Shows. Ihre Freundschaft basierte auf gegenseitigem Respekt, persönlichem Leid und dem Mut, durch außergewöhnliche Performances anders zu sein.


Elvis und Liberace

Elvis Presley und Liberace — zwei Namen, die in den 1950er und 1960er Jahren das Showbusiness nachhaltig prägten. Ihre extravaganten Auftritte, geprägt von überbordender Theatralik und Showmanier, veränderten nicht nur die Art und Weise, wie Las Vegas als Unterhaltungsmetropole wahrgenommen wurde, sondern schufen auch die Grundlage für eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Ikonen.

Obwohl sie auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Musikstile und Persönlichkeiten repräsentierten, fanden sie sowohl auf der Bühne als auch privat zueinander. Ihre Beziehung, die sich in den Glanzlichtern von Las Vegas und der friedlichen Umgebung von Palm Springs entwickelte, ist ein bemerkenswertes Beispiel für Respekt und gegenseitige Unterstützung in der schnelllebigen Welt des Showbusiness.

Der Anfang in Las Vegas: Ein holpriger Start für Elvis

Als Elvis Presley im April 1956 erstmals die Bühne des New Frontier Hotels in Las Vegas betrat, ahnte noch niemand, dass sich hier einst sein Schicksal entscheiden würde. Der junge Musiker war gerade 21 Jahre alt, ein aufsteigender Stern in der Rock ’n’ Roll-Welt, aber in der Glitzerstadt am Strip – dominiert von Croonern und Big-Band-Sounds – wirkte er wie ein Fremdkörper. Sein Auftakt in der Glücksspielmetropole verlief enttäuschend: Die Presse nannte seine Darbietung „laut und unausgegoren“, das Publikum blieb größtenteils kühl. In einem Rückblick beschrieb die Las Vegas Sun seinen Auftritt sogar als „nicht passend für das erwachsene Publikum von Vegas“.

Der damalige Showbiz-Veteran Colonel Tom Parker, Elvis’ Manager und Strip-Kenner, erkannte, dass die Rock ’n’ Roll-Revolution in dieser Umgebung anders inszeniert werden musste. Auf der Suche nach Inspiration wandte er sich an niemand Geringeren als Liberace – jenen extravaganten Pianisten und Entertainer, der zu dieser Zeit bereits die Herzen des Vegas-Publikums erobert hatte.

Laut Richard Zoglin, Autor des Buchs Elvis in Vegas: How the King Reinvented the Las Vegas Show (2019), war es ein kurzer, aber entscheidender Austausch zwischen den beiden Künstlern, der alles veränderte. Liberace besuchte einen von Elvis’ frühen Auftritten und soll ihm geraten haben: „Bring Glanz in die Show – die Leute hier wollen nicht nur Musik, sie wollen ein Spektakel.“

Liberace besucht Elvis im New Frontier Hotel, Las Vegas am 23. April 1956
Liberace besucht Elvis im New Frontier Hotel, Las Vegas am 23. April 1956

Diese scheinbar simple Anregung sollte sich als Wendepunkt erweisen. In den folgenden Jahren entwickelte Elvis nicht nur seinen Bühnensound weiter, sondern auch sein Auftreten: extravagante Jumpsuits, dramatische Lichtshows und die perfekte Mischung aus Rock, Gospel und Las-Vegas-Glamour wurden zu seinem Markenzeichen.

Zwar verließ Elvis nach den anfänglichen Rückschlägen die Stadt für mehrere Jahre, doch 1969 kehrte er triumphal zurück – diesmal ins International Hotel – und wurde zum unangefochtenen „King of Las Vegas“. Seine Residency dort, mit über 600 ausverkauften Konzerten, revolutionierte das Showgeschäft am Strip und legte den Grundstein für die heute üblichen Mega-Performances von Stars wie Celine Dion oder Lady Gaga.

Mehr Glanz, mehr Erfolg: Der Einfluss von Liberace auf Elvis

Als Elvis Presley im Frühjahr 1957 erstmals in einem goldenen Lamé-Anzug auftrat, war das mehr als nur ein modischer Gag – es war der Beginn einer neuen Ära in seiner Karriere. Der funkelnde Look, entworfen vom bekannten Kostümdesigner Nudie Cohn, sorgte für Aufsehen und markierte den Moment, in dem sich Elvis bewusst für eine visuell opulente Inszenierung entschied. Hinter diesem Wandel stand ein bemerkenswerter Einfluss: der legendäre Entertainer Liberace.

Wenige Jahre zuvor hatte sich Elvis mit Liberace in Las Vegas getroffen – ein Ort, der beide Künstler auf unterschiedliche Weise prägen sollte. Liberace, bekannt für seine überbordenden Kostüme, mit Strass besetzten Flügeln und einem selbstironischen, aber charmanten Auftreten, war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Star auf dem Strip. Seine Fähigkeit, mit einer Mischung aus Glamour, Virtuosität und Selbstbewusstsein das Publikum zu fesseln, faszinierte den jungen Rock’n’Roller. Liberace erkannte das Potenzial in Elvis’ Bühnenpräsenz, aber auch dessen Unsicherheit in Bezug auf provokante Auftritte. Sein Rat war schlicht und wirkungsvoll: „Es ist in Ordnung, Elvis. Lass sie über dich lachen, solange du dabei Erfolg hast.“ Dieser Satz sollte zum Leitspruch für Elvis’ weiteres Schaffen werden.

In der Folge begann Elvis, seinen Stil radikal weiterzuentwickeln. Inspiriert von Liberace setzte er zunehmend auf Showeffekte, prunkvolle Outfits und eine körperbetonte, dramatische Performance. Seine Konzerte wurden mehr als musikalische Darbietungen – sie wurden Spektakel. Besonders in den 1970er Jahren, während seiner legendären Las-Vegas-Residency im International Hotel (heute Westgate), wurde er zu einem Symbol für den exzentrischen Glanz der Wüstenmetropole. Weiße Jumpsuits mit Adler-Stickereien, mit Edelsteinen besetzt und mit Capes versehen, wurden zu seinem Markenzeichen – ein Erbe, das bis heute in Popkultur und Mode nachwirkt.

Doch der Einfluss von Liberace auf Elvis ging über Äußerlichkeiten hinaus. Es war vor allem die Erlaubnis zur Selbstinszenierung, zur künstlerischen Freiheit und zum Bruch mit Konventionen, die Elvis stärkte. In einer Zeit, in der konservative Stimmen über den „unanständigen“ Rock’n’Roll wetterten, lieferte Liberace ein Beispiel dafür, wie man sich mit Charme und Selbstironie Respekt verschaffen konnte – ohne sich zu verbiegen.

Gemeinsame Schicksale: Eine tiefe Verbindung

Eine tiefere, oft übersehene Dimension ihrer Freundschaft gründete in einem bemerkenswerten, gemeinsamen Schicksal: Beide Männer hatten Zwillingsbrüder, die bei der Geburt verstarben. Ob diese frühe Tragödie ihre emotionale Bindung beeinflusste, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen – doch sie schien eine stille, fast intuitive Verbindung zwischen ihnen zu stiften. Diese drückte sich in gegenseitigem Respekt und aufrichtiger Bewunderung aus. Elvis verehrte Liberace nicht nur als außergewöhnlichen Entertainer, sondern auch als mutige Persönlichkeit, die unbeirrt den Mut aufbrachte, anders zu sein – und dabei stets sich selbst treu blieb.

Palm Springs: Ein Rückzugsort und Symbol der Freundschaft

Nachdem sie in Las Vegas Erfolge gefeiert hatten, setzte sich die Freundschaft der beiden Showgrößen in Palm Springs fort. Zunächst skeptisch gegenüber dem als „Altersresidenz“ verschrienen Ort, entdeckten sowohl Elvis als auch Liberace in den 1970er Jahren die Schönheit und Ruhe der Wüstenstadt. Elvis kaufte dort das ehemalige Anwesen von Ray Kroc, dem Gründer von McDonald’s, das in unmittelbarer Nähe zu Liberaces Haus lag. Die Nähe ihrer Häuser ermöglichte es den beiden, ihre Freundschaft auch abseits der Bühne zu pflegen.

Eine Anekdote, die Jerry Schilling, ein enger Freund von Elvis, erzählt, zeigt, wie eng die Verbindung zwischen den beiden war: Eines Tages besuchte Elvis Liberace und sah in dessen Einfahrt einen glänzenden, schwarzen Dünenbuggy – geschmückt mit Kronleuchtern. Elvis, fasziniert von dem auffälligen Fahrzeug, kaufte es kurzerhand von Liberace und fuhr damit durch die Straßen von Palm Springs. Dies war nur ein Beispiel für die vielen gemeinsamen Erlebnisse und Gespräche, die sie in dieser Zeit teilten.

Fazit: Ein bleibender Einfluss

Die Freundschaft zwischen Elvis und Liberace, die auf gegenseitigem Respekt und Bewunderung basierte, hielt trotz der wachsenden Aufmerksamkeit und des zunehmenden Drucks des Showbusiness. Beide Entertainer stiegen zu Ikonen ihrer Zeit auf, doch inmitten des Trubels fanden sie in ihrer Beziehung zueinander einen Ruhepol. Liberace half Elvis, sich in einer unsicheren Phase seiner Karriere wohlzufühlen, und dieser Einfluss begleitete Elvis bis zum Ende seines Lebens.

Obwohl viele Geschichten über ihre Freundschaft heute schwer zu verifizieren sind, bleibt der Einfluss, den sie aufeinander hatten, unbestreitbar. Beide Männer revolutionierten nicht nur die Art und Weise, wie Unterhaltung in Las Vegas präsentiert wurde, sondern hinterließen auch Spuren in der Musik- und Showwelt, die bis heute nachwirken.

Zusammengefasst ist die Beziehung zwischen Elvis und Liberace ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte des Showbusiness – eine Freundschaft, die durch gemeinsamen Erfolg, persönliche Tragödien und den Mut, anders zu sein, geprägt wurde.


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Stephan

Autor und Betreiber von Elvis-Presley.net. Elvis-Fan seit über 35 Jahren.

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