Horn Lake, Mississippi – Die „Circle G Ranch“, einst privater Rückzugsort von Elvis Presley, steht offenbar vor dem endgültigen Verfall. Die britische „Circle G Foundation“, die sich seit 2010 unermüdlich für den Erhalt des historischen Anwesens engagiert hatte, kündigte nun ihre Auflösung an. Damit scheint das Schicksal eines weiteren authentischen Elvis-Ortes besiegelt.
Elvis Presley erwarb die rund 30 Kilometer südlich von Memphis gelegene Ranch im Februar 1967. Sie diente ihm mehrere Jahre lang als Ort der Erholung – weit weg vom Trubel Gracelands und des Showbusiness. Erst im Dezember 1972 verkaufte Presley das Gelände, auf dem sich neben dem Haupthaus auch Pferdeställe, eine kleine Kapelle und weitläufige Wiesen befanden.
Große Vision, begrenzte Möglichkeiten
Die Erinnerung an diese persönlich geprägte Phase im Leben des King of Rock’n’Roll wollte die britische Elvis-Aktivistin Lesley Pilling bewahren. Mit der Gründung der gemeinnützigen „Circle G Foundation“ verfolgte sie das Ziel, das Anwesen zu restaurieren und langfristig der Öffentlichkeit als Gedenkstätte zugänglich zu machen. Ein Teilerfolg wurde 2019 erzielt: Die Aufnahme der Ranch in das National Register of Historic Places bedeutete eine offizielle Anerkennung der kulturhistorischen Relevanz. Zwei Jahre später wurde zudem ein historischer Marker vor Ort installiert.
Doch über symbolische Erfolge hinaus blieb das Engagement folgenlos. Der heutige Eigentümer, die in Florida ansässige Immobiliengesellschaft HL 3 Holdings, zeigte sich über all die Jahre hinweg nicht zu einer Kooperation bereit. Weder wurden Restaurierungsarbeiten eingeleitet, noch kam es zu Gesprächen über einen möglichen Verkauf an gemeinnützige Organisationen oder Investoren mit kulturhistorischem Interesse. Im Gegenteil: Der von HL 3 Holdings angesetzte Verkaufspreis von zehn Millionen US-Dollar – trotz ruinösen Zustands – erwies sich als realitätsfern und blockierte jegliche Initiative.

Denkmalstatus ohne Wirkung
Auch der Status als „Historic Place“ konnte dem Anwesen keine Zukunftsperspektive verschaffen. Zwar schützt dieser Titel rechtlich vor dem vollständigen Abriss, bringt jedoch weder finanzielle Unterstützung noch eine Sanierungspflicht für den Eigentümer mit sich. Der Ort blieb sich selbst überlassen.
Versuche der Foundation, durch Crowdfunding, Spendenkampagnen und Benefizkonzerte Mittel für einen möglichen Kauf oder für erste Restaurierungsarbeiten zu generieren, blieben ohne nachhaltigen Erfolg. Zuletzt wurde der Verfall der Gebäude immer offensichtlicher. Zäune fielen, Dächer stürzten ein, und das einst gepflegte Gelände verwilderte zusehends.
Aufgabe nach langem Kampf
In einem öffentlichen Statement erklärte Lesley Pilling nun die Auflösung der Stiftung. Nach über 15 Jahren Engagement, unzähligen Gesprächen, Recherchen und Aktionen sieht sie keine Möglichkeit mehr, das ursprüngliche Ziel zu erreichen. Die jahrelangen Bemühungen, so ihre Bilanz, seien letztlich am mangelnden Entgegenkommen der Eigentümer und der wirtschaftlichen Realität gescheitert.
Damit verliert die weltweite Elvis-Community nicht nur ein identitätsstiftendes Projekt, sondern womöglich dauerhaft einen Ort mit direkter Verbindung zum Leben ihres Idols. Die Circle G Ranch war für Presley mehr als ein Stück Land – sie stand symbolisch für eine kurze, ruhige Phase in seinem Leben, geprägt von familiärer Nähe, Naturverbundenheit und einem Versuch der Erdung.
Eine Pionierin des Fan-Engagements
Trotz des Scheiterns bleibt das Engagement von Lesley Pilling ein bemerkenswertes Kapitel moderner Erinnerungsarbeit. Mit Beharrlichkeit und Idealismus kämpfte sie gegen strukturelle Hürden, kommerzielle Interessen und die Vergänglichkeit materieller Zeugnisse. Die „Circle G Foundation“ wurde unter ihrer Leitung zu einem Vorreiterprojekt im Bereich ehrenamtlicher Denkmalpflege.
Ihr Einsatz unterstreicht die wachsende Bedeutung zivilgesellschaftlicher Initiativen in der Bewahrung popkultureller Orte. Zwar konnte das Ziel in diesem Fall nicht erreicht werden – doch die Bewegung, die sie auslöste, hat Bewusstsein geschaffen und eine Diskussion über den Umgang mit kulturellem Erbe angestoßen, das nicht in Museen konserviert ist, sondern in der Landschaft wurzelt.
Ungewisse Zukunft
Was nun aus der Ranch wird, ist unklar. Solange HL 3 Holdings keine Verkaufsbereitschaft signalisiert und auch keine Pflege des Areals übernimmt, dürfte der Verfall weiter voranschreiten. Stimmen aus der Elvis-Community fordern nun, politischen und öffentlichen Druck zu erhöhen, um die Eigentümer zu einer denkmalgerechten Entwicklung zu bewegen. Erfolgsaussichten sind jedoch gering.
Fest steht: Mit dem Aus der „Circle G Foundation“ endet ein wichtiges Kapitel aktiver Elvis-Erinnerungskultur. Die Geschichte der Ranch bleibt, ebenso wie ihre Gebäude, den Kräften der Zeit überlassen. Ob sich irgendwann erneut eine Initiative findet, sie aus dem Dornröschenschlaf zu holen, ist ungewiss – doch Lesley Pilling hat den Grundstein gelegt, an dem zukünftige Projekte anknüpfen könnten.
Fazit
Mit der Auflösung der „Circle G Foundation“ endet ein 15-jähriger Kampf um den Erhalt eines bedeutenden Elvis-Ortes. Trotz Denkmalstatus, breiter Fan-Unterstützung und großem persönlichen Einsatz der Gründerin Lesley Pilling konnte der Verfall der Circle G Ranch nicht aufgehalten werden. Bürokratische Hürden, fehlendes Entgegenkommen der Eigentümer und unrealistische Kaufpreise führten zum Scheitern. Damit verliert die Elvis-Community nicht nur einen symbolischen Ort, sondern auch ein Stück greifbare Erinnerungskultur. Pilling bleibt dennoch ein Vorbild für zivilgesellschaftliches Engagement.