Apache Junction

Das Superstition Mountain Museum in Apache Junction, Arizona, zeigt Geschichte, Legenden und Westernfilmkulissen, darunter Elvis Presleys „Charro!“-Kapelle.

Stephan
Autor und Betreiber von Elvis-Presley.net. Elvis-Fan seit über 35 Jahren.
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Apache Junction, Superstition Mountain Museum
Apache Junction, Superstition Mountain Museum. © Foto tishomir (Shutterstock)

Im östlichen Randbereich der Metropolregion Phoenix erhebt sich vor der dramatischen Kulisse der Superstition Mountains eine kulturhistorische Schatzkammer: das Superstition Mountain Museum in Apache Junction, Arizona. Auf einem rund sechs Hektar großen Gelände entfaltet sich ein Freilicht- und Ausstellungskomplex, der die ganze Vielfalt einer Region dokumentiert, die ebenso von jahrtausendealter indigener Präsenz wie von Goldgräberromantik, Pioniergeist, Filmgeschichte und Mythen durchzogen ist.

Infos: Superstition Mountain Museum

Adresse
4087 E Apache Trail, Apache Junction, AZ 85119, USA
Koordinaten
N 33° 26' 48.6276 E -111° 30' 6.426
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Ein besonderer Glanzpunkt des Museums ist die Elvis Presley Memorial Chapel, die als einziges noch erhaltenes Originalgebäude vom einstigen Western-Filmset „Apacheland Movie Ranch“ an die Dreharbeiten zu Elvis Presleys Western Charro! erinnert. Seit seiner offiziellen Eröffnung in den 1990er-Jahren hat sich das Museum zu einem der meistbesuchten Anziehungspunkte des Pinal County entwickelt – und bietet heute Einblicke, die weit über das gängige Klischee des „Wilden Westens“ hinausreichen.

Landschaft und Mythos der Superstition Mountains

Mit ihren bis zu 1.572 Metern Höhe dominieren die Superstition Mountains den Nordosthorizont von Apache Junction – eine gewaltige Felsformation, deren zerklüftete Silhouette wie geschaffen scheint für Legenden und Mysterien. Seit Jahrhunderten ranken sich Sagen um verborgene Goldadern, verschwundene Schatzsucher und unerklärliche Phänomene. Bereits die indigenen Apachen betrachteten die Schluchten und Felstore als spirituelle Schwellenräume zwischen Diesseits und Jenseits.

Später prägten misstrauische Siedler den Namen „Superstition“ – Aberglaube – für das Massiv, das sich allen Versuchen entzieht, es zu zähmen. Die wohl bekannteste Legende ist jene von der sagenumwobenen Lost Dutchman Mine, deren geheimnisvoller Schatz sich bis heute hartnäckig jeder Entdeckung entzieht – und Jahr für Jahr Glücksritter, Mythenjäger und Abenteurer in die raue Wüstenlandschaft zieht.

Frühgeschichte des Gebiets

Bereits lange vor dem Goldrausch besiedelten Angehörige der Hohokam-Kultur die fruchtbaren Ausläufer der Superstition Mountains. Sie nutzten die wasserführenden Bachläufe am Fuß der Berge für Ackerbau und regionalen Handel – Spuren ihres ausgeklügelten Bewässerungssystems sind bis heute in der Landschaft erkennbar. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts prägten dann Rancher, Bergleute und Eisenbahnpioniere die Region: Entlang des Apache Trail entstand eine bedeutende Verkehrsachse, die die entlegenen Kupfer- und Silberminen mit der Außenwelt verband.

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Elvis Presley: The Searcher (The Original Soundtrack)

Aus dem Zusammenwirken indigischer Traditionen, mexikanischer Viehzuchtkultur und angelsächsischer Siedlungsdynamik erwuchs ein vielschichtiges kulturelles Erbe – das im Superstition Mountain Museum heute durch Originalfunde, historische Dioramen und überlieferte Erzählungen anschaulich dokumentiert wird.

Die Geburt der Superstition Mountain Historical Society

Der Impuls zur Bewahrung der reichen und vielschichtigen Geschichte der Superstition Mountains ging im Jahr 1979 von vier lokal tief verwurzelten Enthusiasten aus: Tom Kollenborn, Larry Hedrick, Clay Worst und Ron Lorenz. Gemeinsam riefen sie die Superstition Mountain Historical Society (SMHS) ins Leben – mit der Vision, ein öffentlich zugängliches Museum zu schaffen, das die kulturellen, geologischen und historischen Facetten der Region für kommende Generationen dokumentiert.

Die Anfänge waren bescheiden: Erste Treffen fanden in privaten Wohnzimmern und alten Scheunen statt. Während alte Fotografien, Tagebücher und Gesteinsproben systematisch erfasst und archiviert wurden, finanzierte sich das Projekt durch Benefizveranstaltungen, Vorträge und Rodeos – getragen vom ehrenamtlichen Engagement einer wachsenden Gemeinschaft.

Von der Vision zum Museumsareal

Nach über einem Jahrzehnt intensiver Suche gelang es der Superstition Mountain Historical Society (SMHS) Anfang der 1990er-Jahre, ein rund 4,9 Hektar großes Gelände entlang des Apache Trail zu erwerben. Ermöglicht wurde der Kauf durch eine Kombination aus privaten Spenden, öffentlichen Fördermitteln und unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Auf dem Gelände entstand zunächst ein modernes Ausstellungsgebäude, dem später Werkstätten, Lagerbereiche und ein Besucherzentrum folgten. Im Jahr 1993 wurde das Museum offiziell eröffnet – anfangs mit nur wenigen Vitrinen, doch die Resonanz übertraf alle Erwartungen: Bereits im ersten Jahr strömten über 25.000 Besucher auf das Gelände.

Ein Freiluft‑Geschichtspark wächst

Heute erinnert die Anlage eher an ein kleines Western‑Dorf als an ein klassisches Museum: Neben der 371 m2 großen Hauptgalerie verteilen sich historische Holzhütten, eine Schwarze Schmiede, ein funktionstüchtiger 20‑Stampf‑Erzmühle‑Nachbau sowie eine ausufernde Modelleisenbahn auf dem Gelände. Panoramatafeln stellen Geologie, Flora und Fauna der Sonora‑Wüste vor, während Picknick‑Plätze unter schattigen Mesquite‑Bäumen zu Verschnaufpausen einladen. Besonders eindrucksvoll sind die fossilen Baumstämme und die mineralogische Schausammlung, deren Vitrinen von Freiwilligen regelmäßig neu bestückt werden.

Hollywood ruft: Apacheland Movie Ranch

Nur wenige Kilometer östlich des heutigen Museums wurde im Jahr 1959 die Apacheland Movie Ranch ins Leben gerufen – eine Western-Filmstadt, die sich rasch zu einem beliebten Drehort für Kino- und Fernsehproduktionen entwickelte. Zu den bekanntesten Werken, die dort entstanden, zählen Klassiker wie „Have Gun – Will Travel“ und Sam Peckinpahs Kultfilm „The Ballad of Cable Hogue„. Ein verheerender Brand im Mai 1969 zerstörte große Teile des Sets, doch die Filmranch wurde in mühevoller Arbeit wiederaufgebaut und blieb bis in die 1990er-Jahre hinein ein gefragter Drehort für Werbespots, Musikvideos und Westernfilme.

Besondere Bekanntheit erlangte Apacheland durch Elvis Presleys 29. Kinofilm Charro!, der 1969 teilweise auf dem Gelände entstand. Der Streifen markiert eine Ausnahme in Presleys Filmografie – nicht nur, weil er darin auf musikalische Einlagen verzichtete, sondern auch, weil die Kulisse der Filmranch maßgeblich zur Atmosphäre beitrug.

Ein zweiter Großbrand am 14. Februar 2004 – nur zwei Tage nach dem 45-jährigen Bestehen des Studios – setzte dem Kapitel Apacheland schließlich ein abruptes Ende. 14 der insgesamt 21 Gebäude fielen den Flammen zum Opfer. Der Betrieb wurde daraufhin endgültig eingestellt.

Elvis Presley Memorial Chapel in Apache Junction
Elvis Presley Memorial Chapel in Apache Junction, Arizona. © Foto: Gregory E. Clifford (Shutterstock)

Elvis-Film „Charro!“ und die Filmkapelle

Für den Western „Charro!“ entstand auf dem Gelände der Apacheland Movie Ranch eine schlichte weiße Kapelle aus Holz – ein zentrales Set-Piece des Films, dessen Giebelturm in einer Schlüsselszene eindrucksvoll in die Luft gesprengt wird. Die Produktion markierte eine Besonderheit in Elvis Presleys Filmkarriere: Es war der einzige Film, in dem der Sänger keine einzige Liedzeile vorträgt und stattdessen in die Rolle eines wortkargen Revolverhelden schlüpft. Die Kapelle entwickelte sich nach Veröffentlichung rasch zu einem Kultort für Presley-Fans – nicht zuletzt, weil sie authentisches Western-Flair mit dem Mythos des „King of Rock ’n’ Roll“ vereint.

Die Rettung der Elvis‑Kapelle

Als der verheerender Brand im Jahr 2004 große Teile der Apacheland Movie Ranch in Schutt und Asche legte, entgingen ausgerechnet zwei markante Bauwerke auf wundersame Weise den Flammen: die kleine Filmkapelle aus Elvis Presleys Western Charro! und eine historische Scheune. Es folgte ein aufwendiges Rettungsprojekt: Jedes einzelne Bauteil wurde sorgfältig nummeriert, die Strukturen fachgerecht demontiert und per Schwerlasttransporter ins rund zehn Kilometer entfernte Apache Junction gebracht. Dort begann unter Federführung der SMHS eine akribische Rekonstruktionsarbeit, bei der Freiwillige über viele Monate hinweg in hunderten Arbeitsstunden die Gebäude originalgetreu wiederaufbauten.

Mehr als Kulisse: Die Elvis-Kapelle als lebendiger Ort

Die Elvis Presley Memorial Chapel erfüllt längst nicht mehr nur museale Zwecke – sie ist ein Ort mit gelebter Funktion. Als offiziell anerkannte Trau- und Taufkirche bietet sie Platz für bis zu 150 Gäste und ist regelmäßig Schauplatz für Hochzeiten, Taufen und Fotoproduktionen. Jährlich nutzen rund 40 Paare das stimmungsvolle Ambiente der historischen Filmkapelle, um sich dort das Jawort zu geben. Die Buchungen tragen nicht nur zur finanziellen Stabilität des Museums bei, sondern sorgen auch dafür, dass das Gelände selbst außerhalb der regulären Öffnungszeiten belebt bleibt.

Dauerausstellungen: Von Feuer, Ton und Filmgeschichte

Die Dauerausstellungen im Hauptgebäude des Superstition Mountain Museum bieten einen breit gefächerten Überblick über die geologische, kulturelle und mediale Entwicklung der Region. Ein chronologisch aufgebauter Zeitstrahl führt die Besucherinnen und Besucher von den vulkanischen Ursprüngen der Superstition Mountains über die kunsthandwerklich geprägte Salado-Kultur bis hin zur Ära der Viehwirtschaft und Ranches im 20. Jahrhundert.

Ergänzt wird die Präsentation durch detailreiche Dioramen, die Einblicke in die Technik des historischen Hartgesteinbergbaus geben. Besonders anschaulich ist das funktionstüchtige Modell einer Stampfmühle, das die mühsame Gewinnung von Quarzgold demonstriert. Ein eigener Ausstellungsbereich widmet sich der langen Film- und Fernsehtradition der Region. Hier werden Originalrequisiten aus bekannten Westernproduktionen gezeigt – darunter Revolver aus der Kultserie „Gunsmoke“ und der Mantel, den Jason Robards in Sam Peckinpahs „The Ballad of Cable Hogue“ trug.

Wirtschaftliche Impulse für Apache Junction

Das Superstition Mountain Museum hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für Apache Junction entwickelt. Wie eine Untersuchung der Arizona State University zeigt, zählt es mittlerweile zu den am stärksten frequentierten touristischen Anziehungspunkten der Stadt – noch vor der nahegelegenen Western-Kulisse der Goldfield Ghost Town.

Der Besucherstrom sorgt nicht nur für stabile Einnahmen im Museum selbst, sondern belebt auch angrenzende Wirtschaftsbereiche: Hotels, Restaurants und Fachgeschäfte für Outdoor-Ausrüstung profitieren spürbar. Besonders in einer Kommune, deren wirtschaftliche Basis über Jahrzehnte auf dem Baugewerbe und dem Zuzug von Ruheständlern ruhte, trägt der Kulturtourismus zur dringend benötigten Diversifizierung und Zukunftssicherung bei.

Fazit

Das Superstition Mountain Museum in Apache Junction vereint auf einzigartige Weise Regionalgeschichte, Filmtradition und bürgerschaftliches Engagement. Es dokumentiert nicht nur den Wandel einer Region zwischen indigener Kultur, Pionierzeit und Goldgräbermythos, sondern macht Geschichte erlebbar – im wahrsten Sinne des Wortes. Die erhaltene Elvis Presley Memorial Chapel, einst Teil des Western-Filmsets „Apacheland Movie Ranch“, steht dabei sinnbildlich für die Verbindung von Popkultur und lokaler Identität.

Das Museum zeigt, wie sich Vergangenheit und Gegenwart berühren – nicht in statischen Vitrinen, sondern in lebendigem Austausch zwischen Ausstellungen, Zeitzeugen, Besuchern und freiwilligen Helfern. Es ist ein Ort, an dem Geschichte nicht nur bewahrt, sondern aktiv weiterentwickelt wird – getragen vom Geist einer Gemeinschaft, die weiß, wie viel Zukunft in einem bewussten Blick auf das Gestern liegen kann.

Adresse und Location

Adresse

Superstition Mountain Museum
4087 East Apache Trail
Apache Junction, AZ 85119-8409
Telefon: +1 (480) 983-4888
Webseite: Jetzt besuchen

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