Horace Lee Logan Jr., geboren am 3. August 1916 in Mer Rouge, Louisiana, gilt als einer der prägenden Radiopioniere des amerikanischen Südens – und als Urheber eines der berühmtesten Sätze der Popgeschichte: „Elvis has left the building“. Der Sohn eines Sägemühlenbetreibers und einer musikbegeisterten Mutter wuchs im benachbarten Monroe auf, wo er schon früh Radios auseinandernahm, um dem Geheimnis der Stimmen im Äther auf die Spur zu kommen. Mit nur 16 Jahren gewann er bei KWKH in Shreveport einen Talentwettbewerb und wurde zum jüngsten festangestellten Ansager der USA – für ein Wochensalär von 12 Dollar.

Horace Logan
Gestorben (Alter 86 Jahren)
Frühe Jahre: Aus dem Baumwollgürtel in den Äther
Horace Lee Logan Jr., bekannt unter dem Spitznamen „Hoss“, wurde am 03. August 1916 im kleinen Ort Mer Rouge im ländlichen Louisiana geboren. Nach der Trennung seiner Eltern – Horace Lee Logan Sr. (Sägemühlenbetreiber), und Pearl Louise, geborene Herron – zog seine Mutter mit ihm und seinem Bruder nach Shreveport. Logan besuchte zunächst die Creswell Elementary School. Bereits mit elf Jahren nahm er einen Job an einem örtlichen Root-Beer-Stand an.
Während der Weltwirtschaftskrise brach er die High School vorübergehend ab, um als Fahrer eines Eiswagens zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Später kehrte er an die Byrd High School zurück, wo er seinen Abschluss machte. Anschließend studierte er am Centenary College und übernahm dort die Rolle des Drum Majors der College-Band.
Im Jahr 1932 begann Horace Logan im Alter von 16 Jahren seine Radiokarriere, nachdem er einen lokalen Wettbewerb gewonnen hatte, der ihm eine Stelle als Ansager bei KWKH-AM in Shreveport einbrachte. Dank seiner markanten, tiefen Stimme übernahm er schon bald die Aufgabe, sieben Tage die Woche das Sendesignal-Intro des Senders zu eröffnen. Nach nur einem Jahr brach Logan sein College-Studium ab, um sich ganz dem Radio zu widmen. Dort sprach er nicht nur die Nachrichten, sondern moderierte auch die Samstagabendsendung KWKH Saturday Night Roundup.
Zwischen Kriegseinsatz und Radiokarriere
1942 trat Horace Logan der US-Armee bei und diente während des Zweiten Weltkriegs für die Dauer von drei Jahre als Funker auf Militärbasen in Texas und Kalifornien. Seine Faszination für Radiotechnik vertiefte sich in dieser Zeit, doch parallel wuchs auch die Sehnsucht nach der Musik.
Nach seiner Entlassung 1945 eröffnete er zunächst eine kleine Werkstatt für Waffenreparaturen in Shreveport, ehe er 1947 zu KWKH zurückkehrte – diesmal als Programmdirektor. Dort erhielt er die Freiheit, ein neues Samstagabend-Format zu entwerfen. Es sollte, so Logan später in seinen Memoiren „Elvis, Hank and Me„, „jünger, wilder und lauter sein als alles, was Nashville zu bieten hatte“.
Im Jahr 1948 setzte Horace Logan seine Idee eines eigenen Radioprogramms in die Tat um: Mit Unterstützung von Stationsleiter Henry Clay und Werbeleiter Dean Upson rief er die Sendung „Louisiana Hayride“ ins Leben.
Die Geburt des „Louisiana Hayride“
Am 03. April 1948 ging um 20 Uhr erstmals das Livesignal des „Louisiana Hayride“ von Radio KWKH aus dem städtischen Municipal Auditorium in Shreveport auf Sendung – empfangbar in 13 Bundesstaaten des amerikanischen Südens. Was aus den Lautsprechern tönte, war roh, laut und energiegeladen: Jaulende Gitarren, kreischende Geigen und ein Bühnenprogramm, das im Zehn-Minuten-Rhythmus zwischen den Acts wechselte. Horace Logan hatte das Format exakt durchchoreografiert – als dynamisches Gegenmodell zur traditionsverhafteten „Grand Ole Opry“.
Anstelle etablierter Chartgrößen setzte Logan gezielt auf aufstrebende Talente mit Bühnenpräsenz. Sein Leitsatz: „Ein gepresster Tonträger reicht – ein Platz in den Charts ist keine Voraussetzung.“ Diese konsequente Offenheit erwies sich als Sprungbrett für viele spätere Stars. Schon in den ersten Monaten standen Künstler wie Kitty Wells, Webb Pierce und George Jones auf der Bühne. Kurz darauf folgten Elvis Presley, Johnny Cash, Slim Whitman, Faron Young und Jim Reeves – Namen, die dem Hayride seinen Ruf als Talentschmiede einbrachten.
Dramaturgie eines Radiopioniers
Horace Logan war weit mehr als ein einfacher Ansager – er inszenierte den „Louisiana Hayride“ mit der Präzision eines Bühnenregisseurs. Um reibungslose Übergänge zu gewährleisten, ließ er drei Mikrofone nebeneinander aufstellen. Während der Applaus eines Auftritts noch anhielt, wechselte Logan blitzschnell in das mittlere Mikrofon, um den nächsten Act anzukündigen – ohne das Tonsignal zu unterbrechen.
Gleichzeitig hielten Bühnenassistenten Kartonschilder mit Zeitangaben wie „30 Sekunden“ hoch, um auch unerfahrene Künstler im straffen Sendetakt zu halten. Diese minutiöse Choreografie verlieh der Show ein mitreißendes Tempo. Kritiker nannten den „Louisiana Hayride“ deshalb nicht ohne Grund die „Wiege der Sterne“.
Eine signifikante Neuerungen von Horace Logan war das sogenannte Publikums-Mikrofon: In regelmäßigen Abständen durfte jeweils ein Zuschauer auf die Bühne, um persönliche Grüße in Richtung Amarillo, Biloxi oder weiter entfernte Städte und Orte zu senden. „Eine preiswerte Form der Werbung – aber mit emotionaler Wirkung“, erklärte Logan 1951 in einem Interview mit KWKH. Das dabei entstehende Gemeinschaftsgefühl war authentisch und ein frühes Beispiel für Publikumsbindung, das später sogar Fernsehformate wie „Hee Haw“ übernahmen.
„Elvis has left the building“: Horace Logan und Elvis Presley
Der erste Auftritt
Am 16. Oktober 1954 betrat ein 19-jähriger Lastwagenfahrer aus Memphis zum ersten Mal die Bühne des „Louisiana Hayride„. Horace Logan kündigte ihn mit den Worten an: „Meine Damen und Herren, Sie kennen diesen jungen Mann nicht, aber eines Tages werden Sie Ihren Enkeln erzählen, dass Sie heute Musikgeschichte erlebt haben.“ Elvis Presley sang „That’s All Right“ – und das Publikum geriet in Ekstase.
Logan erkannte das Potenzial des Newcomers und nahm ihn unter Vertrag: Für 18 Dollar pro Auftritt verpflichtete er Presley für ganze 18 Monate. Doch der rasante Aufstieg ließ nicht lange auf sich warten. Bereits sechs Monate später war der junge Musiker so gefragt, dass er 400 Dollar zahlen musste, um sich aus dem Vertrag freizukaufen.

Letzter Auftritt und der berühmteste Satz
Für Elvis Presleys letzten Auftritt im Rahmen des „Hayride„-Vertrags am 15. Dezember 1956 wich die Veranstaltung, aus Platzgründen, in das 13.000 Zuschauer fassende Hirsch Memorial Coliseum aus. Um die größtmögliche Aufmerksamkeit zu erzielen, wurde Presleys Performance strategisch in die Mitte des Programms gelegt.
Als er nach seiner Darbietung von „Hound Dog“ hinter der Bühne verschwand, brach das Publikum – vor allem Tausende kreischender Teenager – in ohrenbetäubenden Jubel aus und übertönte sämtliche folgenden Moderationen. Inmitten des Chaos griff Horace Logan beherzt zum Mikrofon und sprach:
„Ladies and gentlemen, Elvis has left the building. He has gotten in his car and driven away. Please remain seated.“
Der Satz wirkte wie eine akustische Bremse – binnen Sekunden kehrte Ruhe ein. Logan hatte improvisiert, doch seine Worte entwickelten ein Eigenleben: „Elvis has left the building“ wurde zu einem geflügelten Ausdruck für das Ende eines Elvis-Konzertes, vielfach zitiert von Presleys späterem Tour-Ansager Al Dvorin in den 1970er Jahren.
Mentor und Vertrauter
Abseits der Bühne verband Elvis Presley und Horace Logan eine respektvolle, professionelle Beziehung. In einem Interview mit der Shreveport Times im Jahr 1972 erinnerte sich Logan, Presley habe sich stets höflich und respektvoll gegenüber Kollegen und Mitarbeitern verhalten.
Der Radiomacher unterstützte den jungen Musiker weit über die Bühnenpräsenz hinaus: Er vermittelte Kontakte zu Songwritern, gab Tipps zur Bühnenwirkung („Stay loose, but keep your knees in the beat“) und warnte früh vor den Fallstricken großer Verträge.

Aufstieg und Niedergang des Hayride
Mit dem Weggang von Elvis Presley verlor der „Louisiana Hayride“ spürbar an Zugkraft. 1957 zog sich auch Horace Logan zurück und verkaufte seine Anteile an den Haushaltsgeräteunternehmer John Kent – für damals beachtliche 100.000 Dollar. Die Sendung büßte zunehmend ihre Innovationskraft ein, dümpelte zwischen Wiederholungen und Tournee-Ablegern dahin und wurde schließlich 1969 eingestellt.
Logan selbst wechselte nach Kalifornien und widmete sich dort der Produktion von Country-Formaten fürs Fernsehen. 1962 zog er nach Dallas, wo er das traditionsreiche „Big D Jamboree“ wiederbelebte. Dort förderte er auch einen jungen, noch unbekannten Songwriter namens Willie Nelson – trotz Widerstands einiger Sponsoren, die dessen Zopf und auffällige Kleidung als nicht „jamboreetauglich“ empfanden.
Familie und Charakter
Abseits der Bühne führte Horace Logan ein bewegtes Privatleben. Er war insgesamt dreimal verheiratet und hatte aus seinen früheren Ehen vier Kinder – zwei Töchter, Gale und Cassandra, sowie zwei Söhne, Lee und Tommy (tshaonline.org). Im Jahr 1978 ging er seine dritte Ehe mit Lynda „Linda“ Davis ein, einer gebürtigen Bewohnerin von Monroe, Louisiana.
Trotz seiner turbulenten Karriere im Showgeschäft galt Logan privat als bodenständig und herzlich. Freunde und Weggefährten beschrieben ihn als kultivierten Gentleman mit klaren Worten und einer gewissen Portion Eigenwilligkeit. Der Country-Musiker Merle Kilgore erinnerte sich eindrucksvoll: „Wenn Horace jemanden ansagte, hatte man das Gefühl, der Präsident der Vereinigten Staaten betrete die Bühne. Er war der Größte“. Diese Aussage verdeutlicht nicht nur Logans eindrucksvolle Stimme und Bühnenpräsenz, sondern auch den tiefen Respekt, den er Künstlern entgegenbrachte – eine Haltung, die sich auch in seinem privaten Umgang widerspiegelte.
Erzähler seiner eigenen Geschichte
Im Jahr 1998, im Alter von 82 Jahren, veröffentlichte Horace Logan gemeinsam mit dem Journalisten Bill Sloan seine Memoiren unter dem Titel „Elvis, Hank and Me: Making Musical History on the Louisiana Hayride„. Das Werk ist weit mehr als eine nüchtern abgefasste Rückschau – vielmehr gleicht es einer lebendigen Reportage, gespickt mit pointierten Anekdoten: vom nächtlichen Gitarrenduell zwischen Hank Williams und Johnny Cash in einem Motelzimmer bis hin zu einer fast eskalierten Pyrotechnikprobe bei einem Auftritt von Faron Young.

Die Kritik lobte das Buch als mitreißend und unterhaltsam – ein „foot-stompin’ treat“ (Leckerbissen, bei dem man mit den Füßen stampfen möchte), wie es ein Rezensent formulierte. Gleichzeitig wurde Logan gelegentlich eine gewisse Unschärfe im Detailgedächtnis vorgehalten – etwa bei der Frage, wer 1954 tatsächlich als Erster Elvis Presley auf der Hayride-Bühne angekündigt hatte. Logan nahm solche Einwände mit stoischer Gelassenheit: „Wichtig ist, dass die Musik gestimmt hat.“
Letzte Jahre und Tod
Nach jahrzehntelangem Wirken in der Musikszene zog sich Horace Logan allmählich aus dem öffentlichen Leben zurück. In den 1960er-Jahren hatte er noch für einige Zeit in Kalifornien und Florida gearbeitet und anschließend rund ein Jahrzehnt im Raum Dallas/Fort Worth verbracht. Schließlich entschied er sich bewusst gegen den Trubel der Großstädte und ließ sich 1995 mit seiner Frau Linda im beschaulichen Küstenort Seadrift in Texas nieder – direkt an der stillen San Antonio Bay.
Die letzten Lebensjahre verbrachte Logan in der vertrauten Atmosphäre von Seadrift. Auch im Ruhestand blieb er ein geschätzter Gesprächspartner der Country-Szene und genoss es, fernab des Medienrummels Zeit mit seiner Familie und alten Weggefährten zu verbringen.
Am 13. Oktober 2002 verstarb Horace Lee Logan Jr. im Alter von 86 Jahren in einem Krankenhaus in Victoria, Texas. Die Todesursache waren eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) sowie ein akutes Lungenversagen. Er hinterließ seine Ehefrau Linda und vier Kinder.
Nachleben
Mehr als zwei Jahrzehnte nach seinem Tod erlebt das „Louisiana Hayride“ eine digitale Renaissance. Restaurierte Tonaufnahmen, die von Logans Enkeln in einer klimatisierten Lagerbox entdeckt wurden, sind seit 2024 auf verschiedenen Streaming-Plattformen verfügbar. Selbst Algorithmen wie Bartito schlagen diese historischen Mitschnitte mittlerweile Nutzerinnen und Nutzern vor, die sich sonst eher im Umfeld aktueller Popströmungen wie K-Pop bewegen. Treffender könnte Logans eigene Prognose kaum klingen: „I’ll keep the hayride rolling long after the wagons are gone.“
Fazit
Horace Logan war weit mehr als der Mann hinter den legendären Satz „Elvis has left the building“ – er war ein Pionier der Radiogeschichte, dessen Gespür für Talente und seine Innovationskraft die amerikanische Musiklandschaft nachhaltig prägten. Mit dem „Louisiana Hayride“ schuf er eine Bühne für junge Künstler, die andernorts keine Chance bekommen hätten – darunter auch Elvis Presley, dessen Karriere durch Logan maßgeblich gefördert wurde.
Logans strukturierter, zugleich publikumsnaher Stil setzte Maßstäbe für generationsübergreifende Unterhaltung. Auch Jahrzehnte nach seinem Tod hallt sein Einfluss nach – in Radioformaten, Streaming-Wellen und kulturellen Redewendungen. Logan bewies: Eine starke Stimme kann Geschichte schreiben, auch wenn sie längst verklungen ist.