Bad Nauheim – Ein neuer Blickfang sorgt seit Kurzem in der hessischen Kurstadt für Aufsehen: Elvis Presley, der unvergessene „King of Rock ’n’ Roll“, ist jetzt Teil des städtischen Straßenbildes – als Symbolfigur auf einer Fußgängerampel an der Parkstraße. Damit folgt Bad Nauheim dem Beispiel seiner Nachbarstadt Friedberg, verleiht dem Ganzen aber eine ganz eigene Note.
Ein Hauch von Rock ’n’ Roll auf der Straße
Wer künftig an der Parkstraße in Bad Nauheim die Straße überquert, tut dies unter dem wohlwollenden Blick eines Weltstars: Bei Rot steht Elvis mit Gitarre lässig da, bei Grün marschiert er dynamisch im Bühnenschritt – ein symbolischer Gruß an die vielen Fans, die sich Jahr für Jahr in der Stadt versammeln, um das musikalische Erbe des berühmtesten Gastes zu feiern, den Bad Nauheim je beherbergt hat. Die Ampel ist mehr als ein verkehrstechnisches Element – sie ist ein Denkmal in Lichtsignalfarbe.
Dass das Motiv perfekt gewählt wurde, darin sind sich Stadtverwaltung und Elvis-Fans einig. Die Pose mit Gitarre weckt Erinnerungen an zahllose Live-Auftritte des Sängers – ein Hauch von Las Vegas in der Wetterau.
Friedberg als Vorreiter – Bad Nauheim zieht nach
Bereits 2018 setzte Friedberg mit seinen Elvis-Ampeln ein weithin beachtetes Zeichen: Drei Ampeln zeigen dort den King mit Mikrofon – ebenfalls als Reminiszenz an die Jahre 1958 bis 1960, in denen Presley als G.I. in den Ray Barracks stationiert war. Während seiner Militärzeit wohnte er jedoch nicht in der Kaserne, sondern in einer Villa im noblen Bad Nauheim – was der Stadt bis heute eine besondere Bedeutung im Elvis-Universum verleiht.
Diese Historie spielte auch bei der Entscheidung für das neue Ampelmännchen eine Rolle. Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) betont, dass es sich nicht um Konkurrenzdenken handle, sondern um eine authentische Fortsetzung der Elvis-Tradition in der Stadt: „Es geht uns nicht darum, Friedberg zu übertrumpfen. Die Elvis-Ampel ist ein weiterer Mosaikstein unserer Erinnerungskultur.“
Ein langer Weg zur Umsetzung
Bis die Elvis-Ampel tatsächlich aufleuchten konnte, war einiges an Abstimmung nötig. Zwar war das Motiv schnell gefunden, doch die Straßenverkehrsordnung macht solche Vorhaben nicht einfach. Sie verlangt eindeutige Symbolik für Fußgänger – rote Ampel: stehende Figur; grüne Ampel: schreitende Figur. Abweichungen vom klassischen Ampelmännchen-Design bergen Risiken, besonders im Falle eines Unfalls. Die Stadt musste daher Entwürfe mit Polizei und Verkehrsbehörden abstimmen und eine mehrwöchige Testphase durchlaufen.
„Die Herausforderung bestand darin, ein Motiv zu schaffen, das einerseits ikonisch und andererseits verkehrsrechtlich unbedenklich ist“, erklärt ein Sprecher des Ordnungsamtes. Mit dem Gitarren-Elvis sei dies gelungen. Die Umsetzung erfolgte technisch durch eine Spezialfirma für verkehrstaugliche Sondermotive, die auch andere Städte mit individuell gestalteten Ampelsignalen beliefert.
Elvis in Bad Nauheim: Mehr als nur ein Popstar
Dass Bad Nauheim das Thema Elvis Presley nicht bloß als dekoratives Beiwerk betrachtet, zeigt sich auch an anderen Orten im Stadtbild. So wurde das Hotelzimmer im Hotel Grunewald, in dem Elvis 1958 seine erste Zeit in Deutschland verbrachte, originalgetreu restauriert. Vor dem Gebäude befindet sich eine kleine Gedenkstätte, an der regelmäßig Blumen niedergelegt werden. Auch die Burgpforte – Schauplatz für das ikonische Cover des Songs „A Big Hunk o’ Love“ – zählt zu den wichtigsten Elvis-Orten der Stadt.
Einmal jährlich verwandelt sich Bad Nauheim beim internationalen European Elvis Festival in ein Pilgerziel für Tausende Fans aus aller Welt. Konzerte, Zeitzeugenberichte, Oldtimerparaden und Stadtführungen lassen das Lebensgefühl der 1950er- und 1960er-Jahre wieder aufleben. Die neue Ampel reiht sich nun nahtlos in diese vielfältige Erinnerungskultur ein – und bietet dabei ein originelles Fotomotiv.
Von Karl Marx bis Kasperle: Der Trend zu individuellen Ampelmännchen
Mit der neuen Elvis-Ampel gehört Bad Nauheim zu einer wachsenden Gruppe deutscher Städte, die verkehrstechnische Zweckmäßigkeit mit kulturellem Ausdruck verbinden. In Frankfurt signalisieren an der Konstablerwache gleichgeschlechtliche Paare Gleichberechtigung, in Mainz weisen die beliebten Mainzelmännchen den Weg. Trier ehrt Karl Marx, Augsburg bringt die Puppenkiste auf die Straße, und in Duisburg erinnert ein Ampelmännchen mit Grubenlampe an das Erbe des Bergbaus.
Nicht jede Stadtidee wird jedoch realisiert: In Emden etwa wurde die geplante Umsetzung von Otto Waalkes‘ „Ottifanten“ verworfen – zu schwer sei es gewesen, das Symbol verkehrstauglich zu gestalten. Stattdessen leuchtet dort nun Otto selbst auf den Signalanlagen.
Der King als Wirtschaftsfaktor
Auch wenn keine genauen Besucherzahlen existieren, die explizit auf die Elvis-Ampeln in Friedberg oder Bad Nauheim zurückzuführen sind, zeigen Beobachtungen und Verkaufszahlen ein klares Bild: Touristen und Fans zücken ihre Kameras, posieren vor den Ampeln – und kaufen Souvenirs. Die Stadt Friedberg ließ Postkarten, Tassen, T-Shirts und sogar Frühstücksbrettchen mit dem Ampelmotiv produzieren – mit großem Erfolg.

Auch Bad Nauheim erhofft sich von dem neuen Ampelmännchen einen Werbeeffekt. Bürgermeister Kreß sieht die Maßnahme als kreative Schnittstelle zwischen touristischem Marketing und kulturellem Selbstverständnis: „Elvis hat der Stadt ein internationales Profil gegeben. Mit kleinen, sympathischen Zeichen wie dieser Ampel stärken wir unsere Identität – und bereiten Besuchern ein Schmunzeln.“
Fazit
Die neue Elvis-Ampel in Bad Nauheim ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich Denkmalpflege, Tourismus und moderner Stadtalltag vereinen lassen. Sie vermittelt auf charmante Weise ein Stück Popgeschichte, das nicht nur für eingefleischte Elvis-Fans Relevanz besitzt, sondern auch für all jene, die sich im öffentlichen Raum über unerwartete Begegnungen mit Kultur freuen. Mit dem King über die Straße – Bad Nauheim macht’s möglich.