USS Arizona Memorial

Das USS Arizona Memorial (Hawaii) erinnert an den Angriff auf Pearl Harbor – und an Elvis Presley, der mit einem Konzert seine Entstehung ermöglichte.

Stephan
Autor und Betreiber von Elvis-Presley.net. Elvis-Fan seit über 35 Jahren.
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USS Arizona Memorial, Pearl Harbor, Hawaii
© Foto: Gim42 (iStock)

Das USS Arizona Memorial im Pearl Harbor National Memorial auf Oʻahu ist weit mehr als eine architektonische Landmarke: Es ist ein schwimmender Friedhof, ein Ort der nationalen Erinnerung und zugleich ein Mahnmal für Versöhnung. Jährlich pilgern Millionen Besucher an die Stelle, an der das Schlachtschiff USS Arizona (BB‑39) am 07. Dezember 1941 in Flammen aufging. Ihre Überreste ruhen noch heute in 12 Metern Wassertiefe; über dem Wrack spannt sich die 56 Meter lange weiße Gedenkbrücke von Alfred Preis.

Angriff auf Pearl Harbor und das Schicksal der Arizona

Am frühen Sonntagmorgen des 07. Dezember 1941 traf eine 800‑Kilogramm‑Bombe den vorderen 14‑Zoll‑Magazinbereich der Arizona. Die Detonation hob das 31 000‑Tonnen‑Schiff aus dem Wasser; binnen Sekunden starben 1.177 Seeleute und Marines, fast die Hälfte aller amerikanischen Opfer des Angriffs. Die Explosion entfachte Temperaturen von geschätzt 8.000 °C – dreimal heißer als frische Lavaströme des Kīlauea-Vulkans – und ließ das Schiff zweieinhalb Tage brennen. Die Mehrheit der gefallenen Besatzungsmitglieder konnte nie geborgen werden und blieb an ihrer letzten Wache. 

Frühzeitige Bergungsarbeiten (1942 – 1943)

Obwohl die Navy schon früh entschied, das Wrack als Grabmal zu respektieren, fanden sofort nach dem Angriff technische Bergungsaktionen statt. Zwischen März 1942 und August 1943 entfernten Taucher unter anderem die 14‑Zoll‑Türme 1 und 2 samt Geschützen, um sie als Küstenartillerie an Land wiederzuverwenden. Auch Kräne, Bootsdavits und intakte See‑Scheinwerfer wurden geborgen, um Material für den laufenden Kriegseinsatz zurückzugewinnen. Die Betreiber registrierten jedoch bald, dass ein vollständiges Heben der Arizona unmöglich war, da Explosion und Brand ihre Struktur irreversibel geschwächt hatten. 

Die Geburt einer Gedenkstätte (1943 – 1957)

Noch während des Krieges regte Admiral Chester Nimitz 1943 erstmals ein offizielles Denkmal an. 1949 gründete das Territorialparlament Hawaiʻis die Pacific War Memorial Commission; sie errichtete zunächst einen Fahnenmast über dem Wrack. Zum neunten Jahrestag des Angriffs folgte 1950 eine Bronzetafel. Doch Finanzmittel waren rar, und das Vorhaben kam nur schleppend voran – bis das US‑Kongressgesetz von 1958 Präsident Dwight D. Eisenhowers Zustimmung erhielt und das Projekt in bundesstaatliche Bahnen lenkte. 

Finanzierungskrise und öffentlicher Rückenwind

Das Gesetz setzte ein Finanzierungsziel von 500.000 US‑Dollar fest, doch 1960 war nicht einmal die Hälfte gesammelt. Neben militärischen Vereinigungen, Veteranenverbänden und privaten Stiftungen beteiligten sich auch tausende Kleinspender. Ein dramatischer Impuls kam 1961: Die Benefizgala des weltbekannten Rock ’n’ Roll‑Stars, Elvis Presley, füllte die Kassen um mehr als 54.000 Dollar auf. In Kombination mit weiteren Bundesmitteln konnte die Bauphase schließlich beginnen. 

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Elvis Presley: The Searcher (The Original Soundtrack)
Elvis gibt am 25. März 1961 um 15:45 Uhr eine Pressekonferenz im Hilton Hawaiian Village Hotel
Elvis gibt am 25. März 1961 um 15:45 Uhr eine Pressekonferenz im Hilton Hawaiian Village Hotel um für das Benefizkonzert die Werbetrommel zu rühren.

Elvis Presley: Ein König für die Gefallenen

Als Anfang 1961 die Spendenkampagne stagnierte – griff Elvis Presley mit seinem Manager Colonel Tom Parker ein. Kaum ein Jahr nach seiner Entlassung aus der US‑Army bereitete er am 25. März 1961 ein Benefizkonzert in der Bloch Arena auf Ford Island vor. 4.000 Sitzplätze, davon 100 „Ringside Seats“ für je 100 Dollar, waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Der 26‑Jährige trat in seinem goldlaméfarbenen Jackett auf und spielte 15 Hits, von „All Shook Up“ bis „Hound Dog“. Selbst Admirale mussten Eintritt zahlen – Colonel Tom Parker lehnte jegliche Freikarten ab. Der Abend spielte über 54.000 US‑Dollar in die Kasse ein, mehr als 10 % der Gesamtkosten des Memorials. Hinzu kamen großzügige Spenden, die während des Abends gesammelt wurden, sowie ein persönlicher Scheck über 5.000 Dollar, den Elvis gemeinsam mit seinem Manager Colonel Tom Parker überreichte. Insgesamt erreichte man so die stolze Summe von 62.000 Dollar (heutiger Wert: 663.128 Dollar) zusammen.

Wichtiger als die Summe war die mediale Welle: Zeitungen von Tokio bis London berichteten über den „King, der ein Kriegsschiff rettet“. Spendenquittungen strömten ein, und binnen Jahresfrist war der Finanzplan gedeckt. Der hawaiische Landtag verabschiedete 1961 die Resolution 105, die Elvis und Manager Parker offiziell dankte. Presley selbst besuchte das Memorial 1965 erstmals privat, legte einen Kranz nieder und kehrte bei späteren Hawaii‑Auftritten und im Rahmen der Flitterwochen zurück. Historiker bewerten den Auftritt als frühen Beleg popkultureller Soft‑Power in der Memorialpolitik – eine Symbiose aus Entertainment und Erinnerungsarbeit, die spätere Benefiz‑Giganten wie Live Aid inspirierte. 

Architektur und Symbolik: Alfred Preis’ Vision

Der in Wien geborene und 1941 auf Hawaii interniert gewesene Architekt Alfred Preis gewann die Ausschreibung. Sein Entwurf einer „gespannten Brücke“ mit einem absichtlich eingesenkten Mittelteil sollte Niederlage (das Tal) und Sieg (die aufragenden Enden) zugleich visualisieren. 21 vertikale Fenster symbolisieren die 21‑Kanonen‑Salve eines militärischen Ehrengrußes, während sieben große rechteckige Öffnungen an der Decke die Woche des Angriffsdatums (07. Dezember) evozieren. Preis betonte, das Bauwerk solle weder Triumphbogen noch Totenhalle sein, sondern einen kontemplativen Raum schaffen, in dem jeder Besucher „seine eigenen Gefühle entdecken“ könne. 

USS Arizona Memorial, Besucherplattform
Die Besucherplattform des USS Arizona Memorials zieht jährlich Millionen von Touristen an. © Foto: bennymarty (iStock)

Bauphase und feierliche Einweihung 1962

Baubeginn war im Mai 1960; 1.580 Kubikmeter Beton wurden auf in den Schlamm gerammten Betonpfählen verankert, ohne das Wrack selbst zu berühren. Am 30. Mai 1962 (Memorial Day) konnte Präsident John F. Kennedy per Fernschaltung die offizielle Eröffnung vornehmen. Zeitzeugen beschrieben die Stille, als die erste Besuchergruppe den Marmorschrein betrat und 1.177 Namen in goldenen Lettern an der Rückwand erblickte – viele identisch, weil ganze Brüderpaare und Bandschiffkameraden gemeinsam gefallen waren. 

Besuchererlebnis und museale Dimension

Die 56 Meter lange Gedenkbrücke gliedert sich in Entry Room, Assembly Room und Shrine Room. Letzterer erhält in einer abgedunkelten Nische die historisch gewachsene Tradition, dass überlebende Besatzungsmitglieder ihre Urnen hier beisetzen lassen. Eine 13 Meter × 6 Meter große Öffnung im Boden erlaubt den Blick auf das mit Korallen bewachsene Deck. Seit den 1980er‑Jahren ergänzt ein Besucherzentrum an Land die Anlage mit Ausstellungen, Oral‑History‑Stationen und einer Theaterdokumentation. Heute zählt die Stätte im Schnitt 1,8 Millionen Besucher pro Jahr und ist damit eines der meistbesuchten Memorials der Vereinigten Staaten. 

Umweltherausforderungen und die „Black Tears“

Rund 500.000 Gallonen Schweröl lagern noch immer in über 200 Tanks und Leitungen des Wracks. Jeden Tag entweicht im Mittel ein Liter, der durch Mikroblasen als schillernder Film an die Oberfläche steigt – von Veteranen poetisch „Black Tears of the Arizona“ genannt. Ökologen warnen vor toxischen Auswirkungen auf das fragile Hafenökosystem; gleichwohl ist ein Abpumpen technisch riskant, weil Druckausgleich und Schneidarbeiten die Stahlhülle destabilisieren und sterbliche Überreste ausspülen könnten. Die National Park Service‑Ranger überwachen das Leck, nehmen Proben und setzen Aufsaugbarrieren ein, sobald sich Regenbogenflecken verdichten. 

USS Arizona Memorial
Die Luftaufnahme des USS Arizona Memorial zeigt, das noch heute Öl aus den Tanks des Wracks austritt. © Foto: Palmisano (iStock)

Forschung, Archäologie und Zukunftssicherung

Unterwasserarchäologen des Submerged Resources Center tauchen seit den 1980er‑Jahren regelmäßig zum Wrack, verwenden Fotogrammetrie und Laserscans, um Korrosionsraten zu messen. Konkretion – eine schützende Kalk‑ und Algenkruste – verlangsamt die Materialermüdung, doch Experten prognostizieren, dass wesentliche Strukturen in 50 bis 70 Jahren kollabieren könnten. Ein mehrjähriges Monitoring‑Programm evaluiert daher Optionen von Kathodenschutz bis hin zu Teileinfrierung der Ölsegmente, sollte eine ökologische Notlage eintreten. Parallel digitalisieren Historiker Uniformfragmente, Geschirr und persönliche Gegenstände, die Tauchroboter in den Kabinen filmen. 

Globale Bedeutung und Versöhnung

Heute dient die schlichte weiße Brücke als Bühne internationaler Staatsakte: 2016 standen der japanische Premier Shinzō Abe und US‑Präsident Barack Obama gemeinsam am Schrein – ein starkes Symbol für Aussöhnung 75 Jahre nach Kriegsbeginn im Pazifik. Überlebende der Arizona dürfen sich bis heute auf Wunsch in einer Sonnenuntergangszeremonie in die Barbette des Turms 4 beisetzen lassen; 43 haben davon Gebrauch gemacht. Besucher legen Flaggen zahlreicher Nationen nieder, was das Memorial zu einem transnationalen Raum der Trauer und der Hoffnung macht. 

Fazit

Das USS Arizona Memorial verbindet tragische Historie, innovative Architektur, Pop‑Ikonen und ökologische Verantwortung zu einem vielschichtigen Erinnerungsort. Es bewahrt das Andenken an die Opfer, while es zugleich Zukunftsfragen stellt: Wie gehen wir mit maritimen Kriegsgräbern um, wenn sie zu Umweltlasten werden? Wie übersetzen wir Opfermut in Versöhnung? Und wie können Kultur und Populärkultur – von Alfred Preis’ Entwurf bis zu Elvis’ Gitarrenschlag – dazu beitragen, dass vergangene Katastrophen lebendige Mahnungen bleiben? Wer den stillen Schrein betritt, sieht in der Wasseröffnung sowohl rostrote Stahlplatten als auch tanzende Fischschwärme – Vergänglichkeit und Erneuerung in einem einzigen Blick. Das ist die bleibende Botschaft der Arizona. 

Location und Kontakt

Adresse

Pearl Harbor National Memorial
1 Arizona Memorial Place
Honolulu, HI 96818, USA
Telefon: +1 808 422-3399
E-Mail: perl_info@nps.gov
Webseite: Jetzt besuchen

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